1859 - Duell in der Traumblase
Nacken und oberen Rücken drapiert hatte, umhüllte in Rekordgeschwindigkeit seinen Körper und den Kopf.
Hätte man ihm den Schutzanzug abgenommen, er hätte ausgesehen wie ein von Gallertsubstanz umhüllter Untoter.
Nicht dran denken!
Saedelaere stand regungslos im Hauseingang, an einer schattigen Stelle.
Jenseitsdreur materialisierte auf der Straße. Das Geschöpf mit der flaschengrünen Haut und den röhrenförmigen Gliedern tastete mit seinem paranormalen Sinn sorgfältig die gesamte Ortschaft ab.
Einen Moment lang glaubte er, Jenseitsdreur habe ihn entdeckt. In diesem Moment bewegten sich mehrere Nullpersonen am Straßenrand vorbei; sie zogen Kreise, stoben auseinander, fanden wieder zusammen, verschwanden am anderen Ende der Straße.
Die Bewegung schien Jenseitsdreur aus dem Konzept zu bringen. Als es vorbei war, strich das Tastfeld jedenfalls über Saedelaere hinweg.
Kurz darauf teleportierte das Wesen weiter. Einige Zeit konnte man das Feld noch spüren, dann erlosch die elektrische Spannung über der Szenerie.
„Das war knapp", wisperte die Haut.
„Ja", antwortete er, „beim nächsten Mal hat er uns. Es scheint, als ob er sich herantastete."
Saedelaere beschloß, daß er sich mit gesteigerter Vorsicht bewegen würde. Hastige Bewegungen waren von nun an wieder tabu, ebenso wollte er auffälligen Lärm vermeiden.
Wie es genau zusammenhing, ließ sich nicht sagen. Er stellte sich Jenseitsdreurs Tastfeld jedoch wie einen Radarschirm vor.
Überstieg die Veränderung des gegebenen Zustands ein bestimmtes Maß, löste das beim Wächter der Kilimandscharo-Zone Alarm aus. Jenseitsdreur teleportierte dann an den Tatort. Er prüfte seine Umgebung sowohl auf Bewegung und Lärm als auch auf Gedankenimpulse.
So war es zu erklären, daß Saedelaere sich mit Hilfe der Haut verbergen konnte. Er mußte nur still sein und sich abschirmen, dann war er gerettet.
Allerdings - wenn er dauerhaft zur Salzsäule erstarrte, würde er den Vulkan niemals erreichen.
Saedelaere mußte sich bewegen.
Er setzte wenige Minuten später seine Durchsuchung fort. Die ganze Zeit bestand die Gefahr, daß Jenseitsdreur ihn präzise lokalisierte, trotz aller Vorsicht.
Statt in Rhaga hätte er sich lieber in einer Großstadt wie Terrania oder Peking umgesehen. Das hätte seine Chancen beträchtlich verbessert.
Peking. Wie, bei allen Cappins, komme ich auf Peking?
„Haut", sagte er nachdenklich, „ich habe gerade zum ersten Mal seit vielen Jahren an eine Stadt namens Peking gedacht."
„Das ist schön", lautete die betont nichtssagende Antwort in seinem Kopf.
Saedelaere wurde allein schon deshalb mißtrauisch.
„Hast du eine Idee, wie ich gerade auf Peking komme?"
„Vielleicht stammt der Gedanke von Jenseitsdreur", antwortete die Haut vorsichtig.
„Moment mal ...", hakte er ein. „Denkst du, Jenseitsdreur überträgt seine Gedanken auf mich?"
Die Haut zögerte eine ganze Weile mit der Antwort. „Nein. Aber ich verspüre eine gewisse Affinität.
Eine ganz bestimmte Nähe, eine Ähnlichkeit. Es kann sein, daß sich seine Gedanken unter günstigen Umständen auf mich übertragen. Immer dann, wenn er sehr nahe ist. Ich kann es dir nicht erklären."
„Findet dieses Wesen uns deshalb immer wieder?" wollte Saedelaere argwöhnisch wissen.
„O nein. Nicht was du denkst, Alaska. Du solltest lieber froh sein. Dieser Affinität verdankst du dein Leben. Es wäre schlimm, wenn diese gewisse Verwandtschaft nicht bestünde. Du würdest sonst gar nicht merken, wenn er dich im Visier hat."
Saedelaere dachte darüber nach. Die Haut sagte die Wahrheit. Ihre Argumente schienen ihm logisch.
Blieb nur noch eine Frage zu klären: „Nehmen wir an, der Gedanke an Peking stammt wirklich von Jenseitsdreur. Gehen wir davon aus, daß du nur zufällig einen Fetzen aus seinem Kopf aufgeschnappt hast. Was hat das Wesen dann mit Peking zu tun?"
„Ich weiß nicht, Alaska. Wirklich nicht. Vielleicht ist er mal in Peking gewesen."
„Das soll alles sein?"
„Ja."
„Ich glaube, daß du dich irrst."
Saedelaere überlegte, ob die Affinität zwischen Jenseitsdreur und der Haut Rückschlüsse zuließ. Was, wenn das flaschengrüne Geschöpf ebenfalls ein Parasit war? Wenn es sich ebenfalls von einem Wirt ernährte?
Er beschloß, den Ansatz im Auge zu behalten, obwohl es sich um pure Spekulation handelte.
Saedelaere setzte seinen Rundgang durch Rhaga fort. Das letzte, was ihm zu durchsuchen blieb, waren die langgestreckten Schuppen am
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