1865 - Zeit des Terrors
hatte so etwas schon lange vermutet, wenn sie sich selbst und ihre „Anfälle" beobachtete, die sich mit Phasen der relativen Ruhe abwechselten. Jetzt schien es auch wissenschaftlich untermauert zu sein.
Doch das störte sie in diesen Minuten nicht.
„Wie lange dauert es denn noch?" fragte sie ungeduldig, als ihr überlichtschnell arbeitendes Computersystem auch nach zwei Minuten kein Holo von Pool Tammen schaffen konnte.
„Deine Aussagen sind widersprüchlich, Herrin", hörte sie als Erwiderung. „Ich zeige dir, was ich daraus machen kann."
Im nächsten Moment stand ein wuchtiger, männlicher Galorne vor ihr, mit dem Gesicht eines Tieres und den Händen einer nie gesehenen Kreatur.
„Das ... ist scheußlich!" rief Kaif Chiriatha entsetzt aus.
„Es ist das Resultat deiner Wünsche, Herrin", erwiderte der Syntron.
„Mach das Gesicht anders! Wie das von - Traph Gandalon!" befahl sie. „Und die Hände sollen die eines ganz normalen, kräftigen Galornenmannes sein!"
Vielleicht hatte sie zuviel Haß, zu= viel Aggression in das Bild hineingelegt, das sie dem Syntron von Pool Tammen gegeben hatte. Alles wäre viel einfacher gewesen, hätte es auf Helter Baaken Fotos oder Datenträger mit Tammens Bild darauf gegeben. Aber das war leider nicht der Fall.
Und so arbeitete sie eine ganze Stunde lang mit dem Computer an der Kunstfigur, die sie von nun an überall in ihrem Haus beanspruchen wollte. Sie korrigierte das Gesicht, denn Traph Gandalon war der letzte, den sie um sich sehen wollte, dann die Hände, die Haltung, bis endlich alles so war, wie sie Pool Tammen von ihrem Besuch auf der KEMPEST her in ihrer Vorstellung hatte.
„Jetzt ist das Bild richtig", sagte sie zum Syntron. „Speichere es. Morgen werden die nötigen Projektoren installiert."
„Wie du befiehlst, Herrin."
Sie war zufrieden und konferierte mit verschiedenen Ratsmitgliedern und Wissenschaftlern.
Am Abend dieses Tages erhielt sie die Meldung, daß ein Hyperfunkspruch empfangen worden sei, in dem Traph Gandalon triumphierend verkündete, zwei der zwölf gestohlenen Schwarzen Schiffe gestellt zu haben.
Danach schwieg er. Ein anderer meldete sich dafür: Pega Mrion.
Der junge Drachenbauer berichtete ihr voller Befriedigung, daß er inzwischen bereits zwei der fünf ihm nachgeschickten Schiffe vernichtet habe und sich bereits auf die Verfolgung der restlichen drei konzentriere.
„Du magst auch sie zerstören", schrie Kaif ihm entgegen, „aber nicht die achtzehntausend Einheiten, die in den nächsten Tagen über Plantagoo ausschwärmen werden!"
„Wer sagt denn, daß es nur Plantagoo gibt?" fragte Mrion höhnisch. „Du selbst hast doch immer von den anderen Galaxien geträumt."
In diesem Moment wurde Kaif Chiriatha klar, daß sie ihre erste Niederlage erlitten hatte. Er meinte es ernst. Sie würde ihn nicht mehr antreffen, nicht in Plantagoo.
Er ist viel zu schlau, dachte sie in einem plötzlichen Anflug von Wehmut. Er wäre ein würdiger Vater unseres Kindes gewesen.
Im nächsten Moment war der Spuk vorbei, und sie nahm wieder Kontakt mit der unmittelbaren Umgebung auf.
Die Strategieplanung machte gehörige Fortschritte. Spätestens in zwei Tagen konnte der Aufbruch erfolgen. Doch ehe sie wieder - es war an der Zeit - zu den Galornen sprechen konnte, erhielt sie einen Anruf von Gren Oghallah.
„Es gibt einen weiteren Funkspruch aus Plantagoo", berichtete das Ratsmitglied. „Diesmal stammt er von einem unserer Außenpostenschiffe. Das Patrouillenschiff MERMAND, bisher auf Erkundung im galaktischen Sektor Sechssechsneun, hat seinen Einflug in die Pentrische Wolke angekündigt."
„Weshalb" fragte Kaif alarmiert.
„Es gibt keinen besonderen Grund", antwortete der Rat. „Die MERMAND war - von dir selbst - für drei Jahre ausgeschickt worden. Diese Zeit ist jetzt um. Die Rückkehr ist reine Routine."
„Dann ist es gut", sagte Kaif Chiriatha.
Gar nichts war gut.
*
Kaif erinnerte sich an die MERMAND und ihre Besatzung. Sie wußte, daß etliche galornische Raumer, „unsichtbar" für die anderen Völker Plantagoos, in ihrer Galaxis operierten und beobachteten.
Sie überwachten den von den Galornen verordneten Frieden und kehrten nach Ablauf ihrer Tätigkeit in die Pentrische Wolke zurück, wo daraufhin ihre „Ablösung" aufbrach. Das war ein völlig selbstverständlicher Vorgang.
Unter anderem befanden sich auch in der Nähe der drei verlassenen Wohnwelten Galorn, Pondor und Bushtam ständig galornische
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