1866 - Am Ende einer Hoffnung
wünscht, er wäre von Ten-No-Thau nie aus dem Schutzanzug befreit worden?"
„Ich verstehe deinen Schmerz", erwiderte ich. „Aber Tek ist ein Spieler, der jede noch so geringe Chance zu nutzen versteht. Willst ausgerechnet du ihn dieser Chance berauben?"
Bravo! kommentierte der Extrasinn. Das war äußerst einfühlsam. Du bist und bleibst eben ein Barbar.
Dao-Lin-H’ay wirkte, als sei sie zur Salzsäule erstarrt. Aufrecht saß sie da, mit geschlossenen Augen, die Arme abgespreizt. Nur das leichte Heben und Senken ihres Brustkorbs verriet, daß noch Leben in ihr war.
Ein feuchter Schimmer zog sich von den Augenwinkeln über ihr Gesichtsfell hin.
Erst als Myles Kantor Minuten später als letzter den Sitzungssaal betrat, schreckte die Kartanin aus ihrer Starre auf. Ich bemerkte, daß sie sich verstohlen die Nässe aus dem Gesicht wischte.
Vielleicht war es falsch gewesen, ausgerechnet in dem Saal neben der Zentrale der MERLIN zusammenzutreffen. Ein Gefühl von Verlorenheit machte sich breit, denn jeder hatte gewohnheitsmäßig seinen Sessel belegt, und damit saßen wir weit auseinander. Homer musterte mich von der anderen Seite des Tisches.
Normalerweise hätten Perry und Reginald zwischen uns gesessen, und Tolots massige Gestalt hatte dem Raum immer viel von seiner Größe genommen ...
„Ich stelle an mir selbst eine wachsende Unruhe fest", begann ich übergangslos.
Dao-Lin-H’ay nickte zustimmend. „Ich möchte ebenfalls ein Dutzend Dinge gleichzeitig tun. Jede Stunde, die wir länger im Solsystem stehen, erscheint mir wie sinnlos vergeudete Zeit. Niemand braucht uns hier, denn Hunderte LFT-Raumer sind aus allen Teilen der Milchstraße zurückgekehrt; die Mannschaften brennen darauf, mit anzupacken und die Spuren der Philosophen zu tilgen."
Trotzdem würden die Wunden der Invasion nur langsam heilen. Zu viele Galaktiker hatten durch die Tolkander sterben müssen, auf den Welten des Absolutums war jedes intelligente Leben ausgelöscht. Möglich, daß die eine oder andere Welt nie ihre einstige Bedeutung zurückerlangen würde.
Der Gedanke, eine Art galaktisches Erbe aus einigen Planeten zu machen, auf denen das Absolutum stattfand, ist eine nähere Betrachtung wert, meinte der Logiksektor. Vielleicht gibt es sogar schon in wenigen Monaten solche Mahnmale für den Frieden im Galaktikum. Die Frage ist nur ...
Wer verzichtet freiwillig auf Welten seiner Einflußsphäre? gab ich in Gedanken zurück.
Sekundenlang hatte ich mich ablenken lassen. Homer G. Adams hatte inzwischen die Rede auf die Nonggo gebracht, jene fremden Raumfahrer, die schon vor Jahrtausenden versucht hatten, Goedda zur Strecke zu bringen. Mit Waffen, gegen die sich Transformgeschütze und ein Roboterheer ausnahmen wie Faustkeile gegen einen Thermostrahler. Dennoch hatten sie Goedda nicht vernichten, sondern nur in Agonie versetzen können.
Dieses Wissen war während Goeddas Evolutionssprung auf mich übergeströmt. Außerhalb des Brutkosmos war das jähe Anwachsen Goeddas mit dem ersten Flimmerphänomen identisch gewesen.
Wie oft mochte Homer sich meinen Report angehört haben?
Was die Nonggo nicht geschafft hatten, war Myles, Dao-Lin und mir gemeinsam gelungen. Im nachhinein immer noch unbegreiflich, aber vor allem mit Unterstützung der Herreach, und ihnen konnten wir gar nicht dankbar genug sein. Ob Caljono Yai und alle anderen sich darüber klar waren, was die große Völkerfamilie der Milchstraße ihnen verdankte?
Dennoch wollte Siegesstimmung nicht aufkommen. Die schreckliche Vorstellung, was geschehen wäre, hätten wir Goedda und ihre Philosophen mitsamt dem Brutkosmos nicht zerstören können, steckte uns noch in den Knochen. Der Erfolg war denkbar knapp gewesen.
„Mittlerweile liegen von fünfundvierzig der von den Philosophen betroffenen zweiundfünfzig Welten Meldungen vor, daß die Lage sich normalisiert hat", sagte Adams. „Diese Welten können wieder angeflogen werden. Von der LFT werden Raumschiffe zu den eigenen betroffenen Planeten umgeleitet. Hilfeleistung steht hoch im Kurs."
Er gab einen knappen Befehl an den Servo seines Terminals, Sekundenbruchteile später begann die Luft über dem Konferenztisch zu flimmern, ein Hologramm stabilisierte sich.
Paola Daschmagan entstand als knapp einen Meter großes energetisches Abbild. Die Erste Terranerin drehte sich langsam um sich selbst und bedachte jeden von uns mit einem durchdringenden Blick ihrer hellen blauen Augen. Ihre kraftvollresolute Persönlichkeit war
Weitere Kostenlose Bücher