1866 - Am Ende einer Hoffnung
Einfloß völlig verschwunden ist."
„Jack war nicht böse, hörst du ...Das erzählen die Leute doch nur, weil sie ihn verjagt haben."
Mit einer ruckartigen Bewegung löschte Ilara die Simulation.
„Ich will nicht mehr", stieß das Mädchen ärgerlich hervor und stampfte mit dem Fuß auf. „Ich will heim zu Dinnie. Sofort will ich heim."
Das Bild blendete um. Ein Regierungssprecher lächelte nichtssagendverbindlich in die Optik.
„Die Kleine war die erste Person, die auf Olymp Kontakt zudem Philosophen hatte", sagte er. „Sie bezeichnete ihn bislang hartnäckig als ihren Bruder, aber inzwischen verblaßt diese falsche Erinnerung. Der beste Beweis dafür ist, daß sie sich an sein wahres Aussehen erinnert. Das und die Tatsache, daß niemand auf Olymp noch Kreise zeichnet oder gar Todessehnsucht verspürt, beweisen, daß die Philosophen wirklich getötet wurden. Wir Galaktiker müssen dankbar sein, daß diese unbegreifliche Gefahr vielleicht im letzten Moment abgewendet wurde. Und wir sollten nicht vergessen, wem wir das verdanken. - Völker der Milchstraße, laßt uns endlich geschlossen zu den Waffen greifen und die Tolkander zum Teufel jagen. Und begreift, daß Zwistigkeiten untereinander der Vergangenheit angehören müssen. Nur gemeinsam können wir uns in diesem Universum behaupten, wir ..."
Die Übertragung endete abrupt.
„Keine Ahnung, was los ist!" rief Sevia von der Funkortung. „Eines der Hauptrelais scheint ausgefallen zu sein."
Zerstört von Mitgliedern des Kristallimperiums? Vergeblich versuchte ich, diesen Gedanken zu verdrängen, doch er zwängte sich hartnäckig in den Vordergrund meiner Überlegungen. Hatte auch mich das Virus des Mißtrauens erfaßt? Fluchend wandte ich mich dem Hauptschirm zu.
Saira war der einzige Planet des Systems. Auch über hundert Jahre nach seiner Entdeckung durch die Siedler an Bord der AIOLOS wirkte diese Welt auf den ersten Blick wenig einladend, ein Wüstenplanet. Nur entlang des Äquators erstreckte sich die fruchtbare Region, ein Grüngürtel, der die verwaiste Siedlung längst überwuchert hatte.
Fünfhundert Kilometer über dem Äquator bezog die GILGAMESCH einen geostationären Orbit. Ein Landekommando, von Dao-Lin-H’ay geleitet, betrat das verlassene Dorf.
Eine lange Blütezeit war der Kolonie nicht beschert gewesen. Ich erinnerte mich, daß die Ereignisse des August 1199 NGZ, als alle Sairaner aus damals unerfindlichen Gründen dem Wahnsinn verfallen waren, die Träume der Siedler von einer angenehmen Zukunft zunichte gemacht hatten. Mila und Nadja, als einzige unbeeinflußt geblieben, hatten Hunderte von Wahnsinnigen an Bord der AIOLOS gebracht und den Planeten mit Kurs auf die Provcon-Faust verlassen. Bald darauf hatten die Sairaner sich in alle Winde verstreut: Die holographisch übermittelten Aufnahmen des Landetrupps versetzten uns in der Zentrale der RICO ebenfalls in eine Welt wuchernder Pflanzen. Getreide und andere Nutzpflanzen waren ohne den bewahrenden Einfluß der Kolonisten mutiert, und die armdicken, mannshohen Halme hatten die befestigten Straßen aufgebrochen. Ein gewaltiges. Netz von Wurzeln stand im Begriff, die letzten Überreste des Plastbelags in eine poröse Masse zu verwandeln. Allem Anschein nach zogen die Pflanzen sogar aus dem künstlich hergestellten Material Nährstoffe.
Die Häuser waren längst baufällig, die Fenster aus den Rahmen gesprengt, die Dächer überwuchert.
„Keine Anzeichen von tierischem oder gar intelligentem Leben", meldete Dao-Lin-H’ay.
„Was ist mit den unterirdischen Anlagen, den Bunkern, die von Siedlern im allgemeinen als erstes errichtet werden?"
Labors; sichere, geschützte Schlafstätten; Quarantänestationen - das alles wurde wie vor Jahrhunderten meist unter die Planetenoberfläche plaziert. Diese Einrichtungen blieben erhalten, bis die Siedler ihre neue Heimat erobert hatten.
Wir waren übereingekommen, Mila und Nadja in den Bunkern von Saira beizusetzen, wo niemand ihre Ruhe stören würde.
Im Laufe der nächsten Stunden spürten die Roboter mehrere verschüttete Zugänge zu den unterirdischen Anlagen auf. Hier existierten sogar noch funktionsfähige Schirmfeldprojektoren, die sich selbsttätig aktivierten und die Quarantänestationen mit normalenergetischen Sperren umgaben.
Als die planetare Nacht hereinbrach, arbeiteten die Roboter längst am Umbau eines geräumigen Kellerbunkers zu einem würdigen Mausoleum. Desintegratoren erweiterten die Hohlräume in die Tiefe, die
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