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1866 - Am Ende einer Hoffnung

Titel: 1866 - Am Ende einer Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Willy. „Ist das der Dank dafür, daß ich mich um dich sorge?"
    Ich ging einige Schritte nach vorne und verließ den Transmitterbereich. Etwa fünfzehn Meter seitlich stand der Posbi. Er war von annähernd humanoider Gestalt, gut zweieinhalb Meter groß und ziemlich massig.
    Auf drei Beinen rollte er langsam in Richtung des Ausgangs, hielt aber unvermittelt inne. Ich erkannte, daß er tatsächlich das Abstrahlfeld seines Paralysators aktiviert hatte.
    „Nimm dich zusammen, Neepo! Was soll Atlan von dir denken?"
    „Er ist verrückt", erklang es schrill. „Nicht minder verrückt als du auch."
    Wo steckte der Matten-Willy? Seine Stimme schien von überall her zu kommen. Vermutlich hatte er sich zwischen den Aggregaten unter der hohen Decke verborgen, denn der syntronischbiologische Roboter richtete seine Wahrnehmungsorgane in die Höhe.
    „So ist es recht", kreischte der Matten-Willy. „Töte mich, Orsener. Wenn es dich befriedigt, lösche meine Existenz aus. Aber versprich mir vorher, daß du dich nicht auf diesen Wahnsinn einläßt und nicht in die Hölle der Tolkander fliegst."
    Natürlich würde der Posbi den MattenWilly nicht verletzen. Diese formvariablen Intelligenzen, die in ihrem normalen Aussehen schwammigen Kugeln von zwei Metern Größe glichen, waren seit Jahrtausenden treue Helfer und Betreuer der Roboterzivilisation. Aber sie waren auch Quälgeister ersten Ranges.
    Ich räusperte mich. „Ich mische mich ungern in euren Disput ein", begann ich, wurde aber sofort unterbrochen.
    „Halt dich da raus, Arkonide Atlan! Du bist nicht besser als Orsener und die anderen. Wie kann man nur so verrückt sein und freiwillig in die Hölle gehen? - Was ist, wenn Orsener umkommt? Sag ihm, daß der Kummer mich auffressen und mir das Herz brechen wird."
    Ein Paralysatorschuß zuckte in die Höhe, und ein schrecklicher Schrei hallte durch die Halle. Neepo übertrieb. Aber sein Schrei bewies zugleich, daß der Posbi das Ziel verfehlt hatte. Zweifellos war der Schuß nur als Warnung gedacht gewesen.
    Das Wahrnehmungsvermögen meines SERUNS stand den Möglichkeiten eines Posbis in nichts nach.
    Wahrscheinlich entdeckten Orsener und ich zeitgleich den zitternden Tentakel, der sich zwischen einem Bündel schenkeldicker Rohrleitungen nach unten schob. Ein Auge am Ende des Tentakels blinzelte hektisch.
    „Ich muß dich beschützen, mein Posbi!"
    Eine zähflüssige Masse tropfte zwischen der; Rohren hindurch. Noch im Fallen breitete sie sich aus, glich innerhalb von Sekundenbruchteilen einem fliegenden Teppich mit wogenden Rändern und klatschte auf den Roboter herab.
    „Ich rette dich, Orsener. Dafür wirst du mir ewig und alle Zeit dank..."
    Ein zweiter Paralysatorschuß ließ den Matten-Willy verstummen. Die Waffe wirkte auf das periphere Nervensystem, das vor allem die Muskelbewegungen steuerte, und war einem Elektroschock vergleichbar.
    Neepo senkte sich zwar noch über den Posbi und hüllte ihn halb ein, doch er war nicht mehr fähig, den Roboter festzuhalten. Oder auch nur sich selbst.
    Jedenfalls entledigte der Posbi sich seines lästigen Aufpassers mit zwei knappen Bewegungen und plazierte den schlaffen Körper vor dem nächsten Aggregatblock.
    Orsener wandte sich mir zu.
    „Ich bedauere, Atlan, daß du Zeuge dieses Zwischenfalls werden mußtest. Neepo neigt zu Übertreibungen, doch damit habe ich mich abgefunden. Selbstverständlich steht unserer Mission auf Tolk-7 nichts entgegen. - Bitte folge mir zu den Installationsräumen, ich mache dich mit den anderen bekannt."
     
    *
     
    Zwanzig Posbis standen bereit. Orsener, der zum Einsatzleiter bestimmt worden war, stellte mir jeden namentlich vor.
    „Deine Teilnahme ehrt uns, Atlan", sagte Orsener. „Und sie gibt uns die Gewißheit, daß wir die richtigen Schlüsse gezogen haben."
    „Das ist nicht gut", schimpfte Wawer. Er war der einzige Matten-Willy in dem Installationsraum, und sein Posbi war kein Geringerer als Fregor, der Kommandant der BOX-3187. Da Fregor nicht an dem Höllenfahrtskommando teilnehmen würde, wie Wawer sich ausdrückte, bestand für ihn auch keinerlei Anlaß, dagegen zu protestieren.
    „Das ist nicht gut", wiederholte Wawer mit der Monotonie eines defekten Tonträgers. Er bildete vier dünne Gliedmaßen aus, mit denen er anklagend auf mich zeigte. „Atlan ist so ein hohes Tier, daß ihr alles daransetzen werdet, ihn zu schützen und sein Leben zu bewahren. Dabei werdet ihr umkommen."
    „Ich kann selbst auf mich aufpassen, Wawer",

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