Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Fehler doppelt böse ausgelegt wie allen anderen.
    Er sehnte sich nach Anerkennung, wäre gern bewundert und beliebt gewesen. Nur wie sollte er das machen, wenn es so gefährlich war, sein Freund zu sein?
    Niemand durfte wissen, was in seinem Innersten vorging, die Leute in der Schule nicht und seine Zieheltern am allerwenigsten. Denn die gehörten zu den linientreuesten Untertanen, die Imperator Bostich hatte.
    „Benjameen! Bist du jetzt soweit?" rief Vater Bogs. „Es ist Inthroneum!"
    Er sprang in die Naßzelle und duschte heiß.
    Benjameen von Jacinta war siebzehn Jahre alt. Er hatte lange weiße Haare und rote Augen. Aber die hatte fast jeder Arkonide; viele sorgten durch Genmanipulationen dafür, daß sie dem Ideal näherkamen. Seine Gestalt war schlaksig, und er gehörte nicht zu den Kräftigsten.
    Dafür war er intelligenter als die anderen. Und er bewahrte ein schreckliches Geheimnis: Benjameen trug die Schuld am Unglück der Welt.
    Er wurde schnell mit dem Waschen fertig, zog sich an und huschte ins Eßzimmer. Vater Bogs gab ihm einen Klaps; nicht mehr das richtige für einen Siebzehnjährigen, aber Vater Bogs war im Grunde sehr nett, jedenfalls netter als Mutter Galonka, die zum Inthroneum ihre Familie besuchte.
    „Benjameen, was soll die Träumerei?" schimpfte Bogs zerstreut. „Du weißt, es ist wichtig, daß du pünktlich bist. Und dann schläfst du und schläfst; und ich weiß nicht, wie ich dich aus dem Bett kriege."
    Vater Bogs stellte ihm .eine Schale Frühstück hin. Das war sehr gefällig, weil er natürlich am Inthroneum selbst pünktlich sein mußte und weil er eigentlich keine Zeit hatte, seinem Ziehsohn die Nase zu putzen.
    Benjameen murmelte: „Danke."
    „Nicht sehr gesprächig heute, was?"
    „Mmm ... nein."
    Benjameen löffelte seinen Brei. Er starrte aus dem Fenster. Die Sonne Arkon war eben aufgegangen.
    Vom Trichterturm schaute er auf das herrschaftliche Anwesen, in dem er bis zu seinem siebenten Lebensjahr gewohnt hatte. Aber seine Eltern waren tot, und die neuen Herren hießen nicht von Jacinta, sondern von Molatt.
    Vater Bogs und Mutter Galonka waren die Gärtner des Anwesens. So nahe an der Wüste Khoukar, in der Äquatorregion von Arkon I, brauchte man gute Gartenpflege, sonst verdorrte die Blumenpracht in wenigen Wochen. Benjameen mußte froh sein, daß er bei Bogs und Galonka wohnen konnte.
    „Wieder schlecht geträumt?" hörte er seinen Ziehvater fragen.
    Und Benjameen antwortete fröstelnd: „O ja!"
    Bogs stellte das Trivideo an. Über dem Eßtisch erschien ein holographischer Kubus, in dem die Nachrichten vom Tage liefen. In diesem Fall: die Nachrichten der Nacht, denn Inthroneum hatte gerade erst angefangen.
    „... kam es gegen 4.78 Uhr Arkon-Standardzeit am Rande der Stadt Linver zu einem folgenschweren Zwischenfall. Im Verwaltungstrakt der TordoArk wurden durch einen Anschlag demokratischer Gruppen tausendundfünfzig Personen getötet. Erste Analysen sprechen von einer Thermobombe, deren Zünder irrtümlich ..."
    Benjameen spürte, wie der Rest von Farbe aus seinem Gesicht wich.
    Das schreckliche Geheimnis ... Sein Traum war kein Traum, sondern die Realität.
    Er hatte sie alle getötet. Einfach dadurch, daß er träumte und daß sich seine Vorstellungskraft in Realität verwandelte.
    „... sprechen Offizielle der TordoArk von einem Glück im Unglück. Die Sendung, eigentlich dem Obersten Direktor zugedacht, detonierte offenbar vor der Auslieferung. Hier die ID-Holographie eines schwachsinnigen Hilfsarbeiters namens Nullco, dem eine entscheidende Rolle zugeschrieben wird, der jedoch selbst bei dem Anschlag ums Leben kam. Das Direktorium befand sich auf einer Sitzung in einer gesicherten Räumlichkeit, die nur leicht beschädigt wurde ..."
    Benjameen brachte keinen Bissen mehr hinunter. Er hatte es wieder getan.
    Kein Anschlag der Demokraten. Kein Störmanöver zum Inthroneum - auch wenn die arkonidische Öffentlichkeit zweifellos an einen terroristischen Akt glauben mußte. Bald schon würde es heißen, die IPRASA habe den Anschlag begangen. Das Kristallimperium betrachtete Atlan und seine geheime Organisation als inneren Feind Nummer eins, gefährlicher noch als die Demokraten.
    „Benjameen!" hörte er eine strenge Stimme.
    „Ja? - Ich bin schon fertig."
    Bogs schüttelte hoffnungslos den Kopf. „Was soll aus dir werden, Junge? Deine Schulfeier zum Inthroneum beginnt in zwölf Minuten. Was, wenn du es nicht mehr schaffst?"
    „Ich schaff’ es schon."
    Benjameen

Weitere Kostenlose Bücher