Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
jedes Hindernis. Dann tat sich - nach einer Biegung - vor seinen Augen ein langgestreckter Abhang auf.
    Nahe bei dem schmalen Sims zwischen Abhang und Barriere, einem zehn Meter breiten Steinplateau, standen zwei Gestalten. Die eine gehörte dem Einszweidrei-Terraner. Die andere war flaschengrün; der Terraner hatte sie als Philosophen bezeichnet.
    Benjameen sah sofort, daß der Terraner schwer verletzt war. Der hagere Mann wankte, außerdem trug er seinen rechten Arm in einer Schlinge. Was man von seinem Körper erkennen konnte, war von einer blasigen Haut umhüllt, nur das Gesicht nicht.
    Aber auch der grüne Philosoph war verletzt. Benjameen war sicher, daß der Philosoph seine Kopfwunde dem Terraner verdankte, denn ein anderes Wesen kam ja nicht in Frage. Umgekehrt würde das grüne Alien für die Verletzung des Terraners verantwortlich sein.
    Sie standen gefährlich nahe am Abgrund. Wenn er sie erreichen wollte, mußte er sich beeilen.
    Die letzten hundert Meter waren die schwersten. Er kletterte über eine Reihe von Steinblöcken, die den Weg versperrten.
    In dem Moment kam Bewegung in die Szenerie. Der Philosoph versetzte dem Terraner einen fürchterlichen Hieb in die Seite.
    Benjameen erkannte bei dem Mann keine Reaktion, keine Gegenwehr. Der Schlag hatte ihm vermutlich die Schulter gebrochen.
    Für Benjameen war die Lage nicht einfach zu deuten. Er wußte nur, daß der Philosoph die Verantwortung für das Kritzelphänomen trug. Er mußte den Philosophen töten, auch wenn er erst siebzehn war und keine Waffe besaß.
    Der Philosoph kniete vor dem Terraner nieder. Benjameen hätte am liebsten geschrien, aber er bekam keinen Ton heraus. Seine Füße klebten am Boden, in seiner Kehle bildete sich ein dicker Kloß, der ihm so schwer wie ein Felsblock schien.
    Mit verzweifelter Eile kletterte er über die Felsen. Er war viel zu weit weg. Auch wenn er nicht wußte, was er gegen das grüne, Wesen tun sollte, er mußte irgendwas versuchen, egal wie es ausging.
    Und dann blieb er auf dem Steinblock stehen, den er gerade erklommen hatte. Das Alien kniete über dem liegenden Mann. Seine Hände lagen am Hals des Terraners.
    Benjameen war sicher, daß der Philosoph den Terraner erwürgen wollte.
    Er konnte es nicht rechtzeitig schaffen. Die Entfernung betrug noch fünfzig Meter.
    Fünfzig. 7'u etwas! Jetzt!
    Er war ein dünnes Hemd, und er traute sich nicht zu, im Nahkampf gegen den Philosophen etwas auszurichten. Die grüne Gestalt war über zwei Meter groß und sah kräftig aus, trotz der furchtbaren Wunde am Kopf.
    Benjameen erinnerte sich plötzlich an Kolosten. Im Werfen war er gut ...
    Eine Sekunde lang betete er zu Arkons Sternengöttern, daß er es auch jetzt noch war, in diesem Augenblick, in dem seltsamen Traum, der über Tod und Leben entschied. Benjameen von Jacinta zwischen den Sportsgranaten. Manjanr’es in der ersten Reihe. Er sprang vom Block, suchte einen Stein von passender Größe, dann kletterte er wieder hoch, mit seinem Wurfgeschoß in der Hand.
     
    *
     
    Alaska Saedelaere riß die Augen auf.
    Er wünschte sich, noch ein einziges Mal das Cappinfragment in seinem Gesicht zu haben. Dreur hätte ihm vielleicht die Maske abgerissen, als er ihn würgte, und beim Anblick des strahlenden Organklumpens hätte er den Verstand verloren.
    Aber er war nicht mehr der Mann mit der Maske. Er war der Träger der Haut. Und die Haut ließ alles so geschehen, sie würde sich immer auf die Seite des Siegers stellen.
    Saedelaere versuchte zu kämpfen, er wollte es ja, aber in seinem Körper steckte keine Kraft mehr. Er sehnte sich danach, für eine Sekunde Frieden zu haben.
    Mit hervorquellenden Augen starrte er einfach vorwärts. Sein Blick fiel auf ein Detail, das er sich nicht erklären konnte.
    Die Verwirrung war so groß, daß er seinen Vorsatz, nicht mehr zu kämpfen, wieder fallenließ. Ein letztes Mal bäumte er sich auf. Saedelaere versuchte, den Philosophen abzuschütteln. Es gelang ihm nicht.
    Wieder schaute er auf das Detail. Er wollte es im ersten Moment nicht glauben. Zwischen den Felsen reckte sich eine Gestalt empor.
    Dreur konnte es nicht sehen, weil sich das Wesen im Rücken des Philosophen befand. Es war ein Junge, ein halbwüchsiger Arkonide mit schmalen Schultern, einem düsteren Gesicht und langem weißem Haar, das seine Augen zur Hälfte verdeckte.
    Saedelaere begriff nicht, wie der Junge in die Blase gelangt war.
    Eine wilde Hoffnung erwachte in ihm. Was, wenn der Junge auf seiner Seite war?

Weitere Kostenlose Bücher