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1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sterben konnte. Wenn er rannte, würde er außer Atem geraten, und wenn er stürzte, würde er sich einen Arm oder ein Bein brechen. Oder er schürfte sich an den Steinen einen Ellenbogen auf.
    Benjameen tat die ersten Schritte.
    Eine Richtung schien ihm so gut wie die andere, also hielt er auf eine Art Wanderweg zu, der sich in hundert Metern Entfernung durch den Fels schlängelte.
    Er rief sich zuerst den hageren Mann mit dem schmalen Gesicht, dann das flaschengrüne Wesen in Erinnerung. Beide hatte er im Traum gesehen. Er nahm also an, daß sie in dieser Blase auch beide existierten.
    Den Terraner hatte er in seinem Traum als Einszweidrei erkannt, ohne daß er bis jetzt genau wußte, was darunter zu verstehen war.
    Das grüne Wesen hatte er als Ursache des Kritzelphänomens ausgemacht.
    Nur eine Spur mußte er jetzt noch finden. Was dann geschehen sollte, davon besaß er keine Vorstellung.
    Er hoffte jedoch, daß sich im Ernstfall die nötigen Schritte von selbst ergaben.
    Eine Weile folgte er dem Wanderweg. Plötzlich - als er fast nicht mehr damit gerechnet hatte - hörte er entfernt und dumpf eine Stimme rufen: „Dreur! Ich weiß genau, daß du irgendwo da draußen steckst!"
    Benjameen fühlte sich einen Moment lang wie elektrisiert. Es stimmte also. Die Blase war bewohnt.
    Sein Traum hatte ihn nicht getrogen.
    Es war der holprige Tonfall eines sehr erschöpften Menschen, den er da hörte. Aus dem Interkosmo-Akzent schloß Benjameen, daß er es mit einem Terraner zu tun hatte. (Imperator Bostich hätte jetzt gesagt: „Vorsicht vor falschem Pack", aber er gab nicht viel auf das Gerede der Regierung.) Benjameen drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Er wählte eine auffällige Geländemarke aus, zirka fünf Kilometer entfernt, damit er in den Felsen nicht die Orientierung verlor, und marschierte los.
    „Philosoph", hörte er die Stimme nach einer Weile noch einmal, schon etwas näher als vorher, „du kommst entweder heraus und stellst dich, oder ich werde mich von diesem Felsen stürzen!"
    Benjameen nahm an, daß die Stimme dem hageren Terraner aus seinem Traum gehörte.
    Die Tatsache, daß der Mann so laut schrie, mußte wohl bedeuten, daß sich auch das flaschengrüne Wesen in der Gegend befand, denn von Benjameens Anwesenheit konnte er nichts wissen. Außerdem hätte er Benjameen wohl kaum als „Philosophen" bezeichnet. „Sich stellen" deutete auf einen schweren Konflikt hin, und „sich vom Felsen stürzen" klang wie eine Selbstmorddrohung.
    Benjameen beschleunigte nun seine Schritte. Er hatte plötzlich Angst, zu spät zu kommen, bei was auch immer.
     
    *
     
    Dreur war zuerst nicht sicher, ob sein Zwilling bereits über genügend Kräfte verfügte. Er hoffte mit aller Macht, daß es so warund wurde nicht enttäuscht.
    Jenseitsdreur griff an, als die Not am größten wurde.
    Durch die überraschende Attacke erhielt Dreur Gelegenheit, dem Terraner einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Saedelaere flog durch die Luft und blieb zwischen den Felsen liegen. Einen Augenblick lang fürchtete er, die Wucht sei zu stark gewesen, er habe den Terraner womöglich umgebracht. Dreur nahm jedoch mit Erleichterung zur Kenntnis, daß der andere sich noch bewegte. Saedelaere würde verletzt sein, aber nicht lebensgefährlich. Jedenfalls nicht so sehr, daß er die kommenden Stunden nicht überstehen konnte.
    Er näherte sich dem Terraner mit großer Vorsicht. Erst wenn er völlig sicher war, daß Saedelaere sich nicht mehr wehrte, durfte er in seiner Aufmerksamkeit nachlassen.
    Der Terraner lag hilflos am Boden, immerhin weit genug entfernt vom Abhang.
    Als er den linken Arm hob - nur ein einziges Mal für zwei Sekunden -, da schlug Dreur ihn beiseite, um seine Kräfte zu testen. Es kam keine Reaktion mehr.
    Der Tunnel zwischen Dreur und Jenseitsdreur war so stabil wie nie, bedingt durch die körperliche Nähe.
    Für Saedelaere war das Spiel vorbei.
    Dreur entspannte sich. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit gab es nichts, worauf er achten mußte, niemanden, der ihm schaden konnte.
    Das Arkon-System stand vollständig im Bann des Kritzelphänomens. Sie hatten eine gute Wahl getroffen, der Bund war hier von herausragender Qualität. Dreur nahm nicht ganz so viele mentale Kräfte in sich auf, wie es auf Terra der Fall gewesen war, dennoch ließ sich absehen, daß die Zeit der Vereinigung nicht mehr weit in der Zukunft lag.
    Zehn Stunden noch, schätzte er. Dann entstand die Kleine Mutter von

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