Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
scharfen Schneiden, von farblosem Blut befleckt.
    In seiner Vorstellung verwandelte sich das Blut in einen Ozean. Er mußte an den Ufern waten, durch eine flaschengrüne Glasur aus Algen: Als er das Ende des Ozeans erreicht hatte, zog ein Sumpf ihn hinab.
    Saedelaere verlor das Bewußtsein.
     
    12.
     
    Kleine Mütter Über der Khoukar wurde es langsam hell. Die Sonne Arkon schickte erste schwache Strahlen über die Dünenzüge. Es wurde wärmer, die Kälte der Nacht war vorbei.
    Benjameen hatte den Copilotensitz flach gestellt und den Terraner so hingelegt, daß seine mehr oder weniger zertrümmerte rechte Körperhälfte entlastet wurde. Weshalb der Fremde nun Einszweidrei war, wußte er noch immer nicht, aber er konnte ihn später danachfragen.
    Er lenkte den Gleiter Richtung Westen, nach Khoukarest.
    Kurz bevor sie die Stadt erreichten, erwachte Alaska Saedelaere. Es kündigte sich durch lautes Stöhnen an. Benjameen fand das bemerkenswert, weil ein Arkonide mit denselben Verletzungen längst gestorben wäre.
    Er überlegte, daß es vielleicht am Zellaktivator lag.
    Es wurde still.
    „Wie komme ich hierher?" fragte Saedelaere plötzlich.
    „Ich hab’ dich in den Gleiter getragen."
    Der Blick des Mannes wurde skeptisch. „Du allein?"
    „Es war sonst niemand hier"
    „Sei nicht gleich beleidigt, Benjameen. Du siehst nicht sehr kräftig aus."
    „Schon gut." Er wußte ja, daß Saedelaere recht hatte, und er versuchte, die Frage nicht als unhöflich zu empfinden. „Als ich aufgewacht bin, habe ich dich draußen gefunden. Keine zehn Meter vom Gleiter. Übrigens, wir sind auf dem Weg in ein Hospital."
    Alaska Saedelaere nahm die Auskunft schweigend hin. Er schien sich zu wundern, daß er noch am Leben war.
    Nicht ganz zu Unrecht, dachte Benjameen. Ohne seine Hilfe hätte der Hyperraum den Terraner zweifellos verschluckt. Der geschlossene Raumanzug hätte ihm nicht weitergeholfen, nicht in diesem fluktuierenden Inferno, worin ein Traum den einzigen Ausweg darstellte.
    Saedelaere hustete. Er spuckte seinen Schleim durch das geöffnete Seitenfenster.
    In den Türfächern suchte er nach Nahrungskonzentraten, und was er fand, vertilgte er mit einem Heißhunger, der Benjameen erstaunte. Er hatte nie gesehen, daß jemand so viele Konzentrate aß. Vielleicht, so überlegte er, lag es an der blasigen Haut, die den Terraner umhüllte.
    „Wie stark war Arkon vom Kritzelphänomen betroffen?" fragte Saedelaere nach einer Weile, als unter ihnen die ersten Gärten vorüberzogen.
    Benjameen antwortete knapp: „Vollständig. Das ganze System."
    „Das ist gut. Es wird eine Weile dauern, bis sich alle vom Kritzeln erholt haben. Wir müssen diese Zeit ausnutzen."
    Er schaute den verletzten Terraner mißtrauisch an. In seinem Zustand Pläne zu schmieden, das schien Benjameen kaum nachvollziehbar. An Saedelaeres Stelle hätte er nur noch wimmernd in der Ecke gelegen.
    Gegen seinen Willen fing er an, den Mann zu bewundern.
    „Ich habe dir bereits erzählt", fuhr Saedelaere fort, „daß die Hohlwelt von Arkon nicht die einzige war.
    Es gibt möglicherweise 51 weitere. Wir haben die Pflicht, die Milchstraße vor der Gefahr zu warnen. Je eher, desto besser. Solange die Arkoniden benebelt sind, haben wir noch Zugang zu Hypersendern."
    „Wieso? Haben wir den später nicht?"
    Saedelaere gab ein Lachen von sich, das Benjameen als bitter interpretierte.
    „Wahrscheinlich gehst du noch zur Schule. Stimmt das?"
    Benjameen nickte.
    „Du besitzt ungewöhnliche Fähgkeiten. Wie viele Leute sind darüber informiert?"
    „Niemand", mußte er zugeben. Er ahnte schon, worauf Saedelaere abzielte. „Nur du, weil’s nicht anders ging."
    „Das habe ich befürchtet. Glaubst du etwa, du könntest herumlaufen und etwas von einem Traum erzählen? Daß du den Philosphenzwilling mit einem Steinwurf besiegt hast? Sie werden dir nicht glauben. Du kriegst ein paar Strafarbeiten - und aus."
    Benjameen mußte schlucken. Er stellte sich vor, wie er versuchte, Lehrerin Dravide oder Schulleiter Jendark von der Sache zu erzählen, am Tag nach dem Inthroneum, und ihm wurde bewußt, daß der Terraner recht hatte.
    „Aber was ist mit dir?" wandte er ein. „Du bist ein Unsterblicher! Dir werden sie glauben!"
    Saedelaere erwiderte nüchtern: „Ich komme von Camelot."
    „Und?"
    „Ich bin ein Staatsfeind. Sie werden versuchen, die ganze Sache mir in die Schuhe zu schieben. Wenn Bostichs Geheimdienst mich in die Hände kriegt, rechne ich mit Folter und meiner

Weitere Kostenlose Bücher