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1869 - Gesang der Kleinen Mütter

Titel: 1869 - Gesang der Kleinen Mütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Pfeife"
    „Was immer du davon halten magst, es schadet mir nicht, sondern es reinigt und erweitert meine Gefäße", entgegnete Roan.
    Bré grinste. „Wie läuft es hier?" erkundigte sie sich, während sie begeistert weiteraß.
    „Wie immer", lautete die Auskunft. „Wie du siehst, hat sich kaum etwas verändert. Der ewige Streit um die Zuschüsse erfreut mich jedes Jahr aufs neue. Ein paar Leute gehen weg, andere kommen. Einige Jungs, die für ihr Studium sparen, helfen uns aus. Es hat einige Übergriffe von Wilddieben gegeben, und es gab eine Menge verletzte und mißhandelte Tiere."
    „Und die Wilddiebe?"
    Die Tierärztin zuckte mit den Achseln.
    „Verbesserungen gibt es keine. Ausfälle hie und da, aber das sind wir ja gewohnt. Manchmal interessieren sich die Medien für uns. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, daß eine noch nicht einmal dreißigjährige Frau zwei Doktoren auf einmal macht."
    Bré verschluckte sich und hustete. „Das ist nicht doch dein Ernst!"
    „Aber ja. Deine außergewöhnliche Begabung, die Geschwindigkeit, in der du dein Studium absolviert hast, die Zulassung zum Stipendium für das Doktorat ... so was gibt’s doch normalerweise gar nicht. Da gibt es Lehrpläne, Vorschriften, Studienzeiten und all so was."
    „Ach komm, meine Ausbilder haben den Weg doch selbst vorgeschlagen! Und für meine Schnelligkeit kann ich nichts, das Zeug dehnt sich so endlos wie ein Kaugummi und wird zigmal durchgekaut."
    „Tja, aber wenn es sonst keine Nachrichten gibt, dann will man halt wissen, wie so ein kleines Supergenie aufgewachsen ist."
    Bré schüttelte den Kopf. „Das hab’ ich zum Glück auf der FARGO nie mitbekommen."
    „Ich denke, das Thema ist inzwischen auch gegessen", mutmaßte Roan. „Wir haben andere Probleme."
    Bré schob den leeren Teller weg und lehnte sich zurück. „Damit hast du verdammt recht", sagte sie.
    Sie begann ihre Erzählung über ihr Leben, seit sie in die Dienste der LFT getreten war. Da Roan Miller ihre Förderin gewesen war und sie ihr eigentlich alles zu verdanken hatte, interessierte diese sich natürlich für ihren Werdegang und ihre persönliche Entwicklung.
    Entsetzt war sie, als sie davon hörte, daß auch Bré eine Zeitlang dem Kritzeleinfluß ausgesetzt gewesen war und das erste Flimmern durchlitten hatte.
    „Wie furchtbar", sagte sie erschüttert. „Das muß gerade für dich doch besonders schrecklich gewesen sein."
    „Ja und nein", entgegnete Bré. „Als es vorbei war, war es bei mir auch sofort vorbei - als ob einer einen Schalter umgelegt hätte. Und während des Einflusses machten mir vor allem die Emotionen der anderen zu schaffen. Bewußt am schlimmsten empfunden habe ich eigentlich den Tangle-Scan. Nur eine Sekunde, und ich war vollständig weg. Aber die schlimmste Sekunde meines Lebens."
    Sie fuhr nun mit der Erzählung fort, ihrer Zusammenarbeit mit Atlan und dem verzweifelten Versuch, dem Geheimnis der Goedda auf die Spur zu kommen.
    „Und weshalb bist du jetzt hier?" stellte Roan am Schluß die Frage, die noch nicht geklärt war.
    „Ich habe Jafko zurückgebracht", antwortete Bré. „Er ist jetzt vollständig ausgewachsen und greift jeden an, der in meine Nähe kommt."
    Die Tierärztin nickte. „Das war zu erwarten. Damit hast du das einzig Richtige getan. Mich wundert nur, daß du das so schnell begriffen hast. Bei solchen Dingen bist du sonst doch recht besitzergreifend und stur."
    Bré sah zum wogenden Grün des Dschungels hinüber. Ihre ältere Freundin war der einzige Mensch im Universum, der sie ganz genau kannte und ihr stets unverblümt die Meinung sagte. Roan Miller machte man überhaupt nichts vor, und sie ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
    Sie gestand Jafkos Angriff auf Atlan.
    Und zum ersten Mal in ihrem Leben erlebte sie die Tierärztin beeindruckt. Sie hob beide Brauen und pfiff leise durch die Zähne.
    „Das wär’ ja was gewesen", sagte sie.
    Bré kippte Silbertropfen in ein großes Glas und leerte es in einem Zug. Ihr war wieder schlecht geworden.
    „Nun gut, jedenfalls ist ja alles nochmal glücklich verlaufen", fuhr Roan fort. „Wenigstens bist du vernünftig. Mach dir keine Gedanken um Jafko! Es wird keine Woche vergehen, dann taucht er hier auf. Total verlaust und verlottert, aber glücklich. Er wird sich die Wampe füllen, jeden einzelnen zärtlich umschnurren und wieder verschwinden."
    „Meinst du wirklich?"
    Die erfahrene Tierärztin lachte. „So machen es alle. Manche ihr Leben lang, die

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