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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Baumstamm.
    Cantalic hörte ein Summen, gleichmäßig und tief, und die anderen hörten es auch. »So summt nur eine Magica«, flüsterte Big Charley. Cantalic antwortete nicht.
    Sie verließen den Schutz der Steine und folgten einem kleinen Pfad entlang des Wurzelgeflechtes einiger Eukalyptusbäume. Er führte abwärts und endete an einem moosbedeckten Erdwall. Dort lauschten die Reddoas eng aneinander gedrückt in die Dunkelheit. Das Summen erfüllte die Nacht.
    Vorsichtig spähte Cantalic über den Kamm des Walls.
    An einem Feuer saßen fünf Anangu. Die Warwouman unterdrückte einen Fluch. Ihre Späher hatten schlechte Arbeit geleistet. Wie viele Wächter des Uluru mochten noch im Lager sein?
    Schweigend starrten die Männer in die Flammen. Ihre dunklen Rücken glichen den glatten Steinen vor dem Lager. Im Schein des Feuers konnte Cantalic keine Dornteufel entdecken, dafür aber ihre Schwester. Sie saß an einem der Baumstämme. Der Kopf hing ihr auf der Brust und sie war gefesselt.
    »Sie ist es«, flüsterte Big Charley. »Unsere Große Marsha ist es, die summt.« Er hatte Recht, und jetzt erkannte Cantalic auch die Melodie. Es war ein Lied, das ihre Mutter oft mit ihnen gesungen hatte. Lange her, sie waren noch kleine Mädchen gewesen und hatten sich das Lager, die Reittiere, das Spielzeug und die Spielgefährten geteilt. Cantalic schluckte die Tränen hinunter. Ihre Schwester sah aus wie ein großes sterbendes Tier.
    Sie machte ein Zeichen mit der Rechten. Vier Warwoumen schlichen zwischen die Baumstämme.
    Cantalic tastete nach einem trockenen Ast und zerbrach ihn.
    Alarmiert sprangen die Wächter auf die Beine. Einer lief sofort zu Blackdawn. Seinen Speer im Anschlag, stellte er sich breitbeinig vor sie. Zwei huschten in den Wald, die anderen beiden blieben am Feuer stehen und spähten nach links und rechts und hinter sich. Cantalic packte ihren Bumbong, holte aus, zielte und schleuderte ihn in die Luft. Das Krummholz wirbelte in die Nacht, flatterte durch den Schein des Feuers und zerschmetterte einem der beiden Anangu den Schädel.
    Der zweite am Feuer verbliebene Wächter duckte sich noch, aber im nächsten Moment griff er sich schon an den Hals. Unter seinem Kehlkopf steckte Big Charleys Pfeil. Sterbend brach der Krieger zusammen.
    Der dritte Wächter des Uluru kreiste um die summende Blackdawn. In der Rechten ein Beil, in der Linken ein Schwert, kniff er die Augen zusammen und versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. Er wusste längst, dass er verloren war. Ein Schatten sprang ihn an, er wirbelte herum, hob die Axt, streckte das Schwert aus, doch ein zweiter Schatten erhob sich hinter ihm aus dem Buschwerk und eine Warwouman rammte ihm ihren Dolch in den Rücken. Mit einem gurgelnden Laut brach der Anangu tot zusammen.
    Die Schwerter gezückt, die Bogen gespannt und die Wurfspieße und Äxte zum Stoß oder Hieb erhoben sammelten sich die Reddoas um den Baum, an dessen Fuß ihre gefesselte Magica kauerte. Ihr Summen war verstummt.
    Während Big Charley sie von ihren Fesseln befreite, beobachtete Cantalic aufmerksam die verkrümmte Körperhaltung ihrer Schwester. Sie beugte sich zu ihr hinunter. »Blackdawn?!« Keine Reaktion. Sie griff der Großen Marsha unter das Kinn und zog es vorsichtig nach oben. Entsetzt starrte sie in das fahle Gesicht ihrer Schwester. Ein paar Warwoumen schrien erschrocken auf. Big Charley neben ihr stöhnte und wandte sich ab.
    Blackdawns Augen waren nach hinten gedreht. Ihre weißen Augäpfel glänzten im Licht des Feuers. Den Mund riss sie auf, und kleine Speichelfäden hingen zwischen den Lippen. Sie atmete stoßartig, ihre Arme ruderten in der Luft, und ihre verkrampften Finger griffen ins Leere.
    »Was ist mit ihr?« Big Charleys Blick heftete sich ungläubig auf das Gesicht der Großen Marsha.
    »Sie ist wahnsinnig!« Cantalic ließ ihre Schwester los und erhob sich. »Bringt sie zu den Malalas!« Ihre Stimme hatte jede Farbe verloren. Erschöpft schleppte sie sich zum Feuer. Dort ließ sie sich ins Gras fallen, lehnte den Kopf gegen einen Stein und schloss die Augen.
    Big Charley war ihr gefolgt und stand nun über ihr.
    »Aber was sollen wir mit einer verrückten Magica?«
    »Dafür sorgen, dass ihr Kind gesund zur Welt kommt«, antwortete Cantalic trocken und ohne die Augen zu öffnen.
    »Und dann?«, fragte Big Charley unsicher. »Was dann?«
    »Beten, Kerl«, flüsterte Cantalic. »Beten, dass aus dem Kind eine Gedankenmeisterin wird!«
    ***
    Kurz nach Sonnenaufgang

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