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1880 - Die Dscherro

Titel: 1880 - Die Dscherro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihn nach dem Grund dieser Bewegung zu fragen.
    „Genhered, was hat es zu bedeuten, wenn du den Kopf schief legst?"
    „Tauchen ...", sagte er leicht verklärt. „Ich versuche zu tauchen. Ich tu’ es, obwohl ich weiß, daß es nicht geht. Es ist eine Angewohnheit, die ich nicht lassen kann."
    „Und was verstehst du unter tauchen?"
    „Das ist der einzige Lebensinhalt eines Nonggo. Mir, der ich ein Sündenträger bin, hat man dies genommen. Ich werde nie wieder tauchen können."
    Für einen Moment zeigte sein Gesicht tiefe Traurigkeit. Dann war es plötzlich wieder bar jeglichen Ausdrucks.
    Von diesem Moment an war Genhered für einige Zeit unansprechbar.
     
    5.
     
    Fellokk triumphierte. Taka Poulones hatte ihn nicht des Verrats überführen können, obwohl der Gedanke, dem Taka Widerstand zu leisten, ihn, Fellokk, die ganze Zeit beschäftigt hatte.
    Doch Fellokk hatte den Taka täuschen können, indem er einfach seinen Hormonausstoß willentlich gesteuert hatte. Das bestärkte ihn in der Überzeugung, daß er zum Taka geboren war. Denn nur ein Taka war solcher Körperbeherrschung fähig.
    Taka Poulones hatte also gar nicht gemerkt, was in seinem Gegenüber vorging. Umgekehrt hatte Fellokk deutliche Sendungen von Poulones’ Körper empfangen. Signale, die von Poulones’ Feigheit kündeten. Signale, die des Taka innere Zerrissenheit und Angst vor den Terranern bestätigten.
    Poulones war eines Taka nicht würdig. Er würde mit seiner Schwäche seinen Stamm in Armut und Sklaverei führen. Poulones durfte nicht länger Taka sein. Er, Fellokk, war bereit, seine Nachfolge anzutreten.
    Doch mußte die Machtübernahme gewissenhaft vorbereitet werden.
    Noch hatte Taka Poulones die Macht, seine Position war gefestigt. Seine Todeskommandos durchstreiften die Burg auf der Suche nach Verrätern und töteten sie.
    Fellokk bereitete insgeheim den Putsch vor. Mit sicherem Gespür machte er jene Dscherro ausfindig, die nicht auf der Seite von Poulones standen.
    Er begab sich zu Tschoch, der sich in seinen Gemächern verbarrikadiert hatte. Zehn Roboter patrouillierten in den Korridoren und ließen niemanden ohne des Serofen ausdrückliche Zustimmung zu ihm vor.
    Als sich Fellokk zu erkennen gab, befahl Tschoch den Robotern: „Dscherro Fellokk darf passieren. Er ist ein Freund."
    Als Fellokk die Gemächer des Serofen betrat, sah er ihn von einer Handvoll Dscherro umringt, alle schwer bewaffnet. Zu Fellokks Überraschung begegnete er hier auch dem Barrasch Guulor.
    Dem Barrasch unterstand der gesamte Hofstaat. Er stand in der Hierarchie noch über den Serofen, und ein geschickter Barrasch konnte als graue Eminenz große Macht in der Burg ausüben und sogar den Taka in seinem Sinne beeinflussen.
    Guulor war an die hundert Jahre alt und entsprechend lange im Amt. Darum hätte Fellokk angenommen, daß er fest zu Taka Poulones stand. Um so überraschter war er, ihn in dieser kritischen Zeit des Umsturzes bei Tschoch anzutreffen.
    „Das ist also Fellokk, der Hoffnungsträger unseres Stammes sein soll?" fragte Guulor mit seiner raspelnden Stimme.
    Er war ungewöhnlich dürr, weswegen er seinen Körper in weite, gepolsterte Kutten hüllte, um beleibter zu erscheinen. Sein Gesicht bestand nur noch aus Haut und Knochen. Das Horn war ihm längst abgefallen; und an seiner Stelle war eine verhärtete Fleischwucherung zu sehen. Fellokk mußte sich zwingen, ihm in die Augen zu sehen, denn er fürchtete, von dem Geschwür abgelenkt zu werden.
    „Bist du bereit, Fellokk?" fragte Tschoch. „Hast du endlich deine Berufung erkannt?"
    Fellokk nickte leicht irritiert. Er verstand nicht, wie Tschoch in ihm den kommenden Taka gesehen haben konnte, obwohl er selbst seine Bestimmung noch nicht erkannt hatte.
    „Wie bist du darauf gekommen, daß ausgerechnet ich zum neuen Taka werden könnte, Tschoch?" fragte Fellokk.
    „Ich erinnere mich noch gut an den jungen Poulones, der mit sicherem Kriegerinstinkt seinen Stamm von Sieg zu Sieg führte und sich noch nicht Träume von einem Ungehörnten heraufbeschwor, um sich auf diese Weise beeinflussen zu lassen", erklärte der Kriegsserofe. „Und ich sah den jungen Poulones in dir wieder."
    Fellokk fühlte sich im ersten Moment davon beleidigt, mit dem amtierenden Taka verglichen zu werden, doch erkannte er rechtzeitig, daß es Tschoch nicht so meinte.
    „Ich spüre etwas in mir, das mich von anderen Dscherro unterscheidet und mich glauben macht, daß ich zum Taka bestimmt bin", sagte Fellokk fest. Und mit

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