1880 - Die Dscherro
als sonst hervortraten.
„Glaubst du, daß du das Zeug zum Häuptling hättest?" fragte Seassor.
„Das ist keine Frage", sagte Fellokk überzeugt. „Taka Poulones ist ein Schwächling, der nicht die Zukunft seines Stammes vor Augen hat, sondern lediglich die Sicherheit des Augenblicks. An mir liegt es nicht, für neuen Wind zu sorgen. Die Frage ist nur, ob ich mir der Unterstützung der Footen gewiß sein könnte."
„Aggosch behandelt uns Footen zweitrangig", sagte Seassor wie zu sich selbst. „Dabei sind wir den Dscherro in dieser Lebensgemeinschaft zumindest ebenbürtig. Ohne uns geht nichts. Doch das akzeptiert Aggosch nicht. Ich habe Taka Poulones schon mehrfach darauf angesprochen, uns einen anderen Serofen zuzuweisen. Doch er hält an Aggosch fest wahrscheinlich, weil er in ihm einen willigen Gewährsmann hat."
„Im Falle eines Führungswechsels bekämt ihr Footen einen Serofen eurer Wahl, Seassor", versprach Fellokk.
„Das klingt nicht schlecht", meinte der Foote nachdenklich. „Glaubst du aber auch wirklich daran, daß dein Plan gelingen könnte?"
„Ich würde nicht mit meinem Leben eintreten, wenn ich nicht von seinem Gelingen überzeugt wäre!"
„Ein Führungswechsel wäre vielleicht wirklich besser für uns alle. Taka Poulones hat seine beste Zeit hinter sich. Und seine seltsame Verbindung zu diesem Ungehörnten erscheint mir unser aller Wohle, auch nicht gerade zuträglich ... Die Footen sind auf deiner Seite - Taka Fellokk."
Siegessicher verließ der Krieger Fellokk den Ort der geheimen Besprechung.
Als er in die Wohnbereiche zurückkehrte, nahm der Kerkermeister Chlenakk Kontakt zu ihm auf.
„Ich weiß jetzt, was für ein Ritual der Terraner und die Terranerin begingen, die du in die Burg verschlepptest, Fellokk", sagte er.
Fellokk war mit den Gedanken ganz woanders und wußte nicht sofort, wovon Chlenakk sprach.
„Ist das denn jetzt von Bedeutung?" fragte er ungehalten.
„Es ist zumindest - delikat", antwortete Chlenakk und fuhr ohne Aufforderung fort: „Das Ritual heißt Eheschließung. Das Paar erwarb damit offiziell das Recht, sich jederzeit zu paaren. Jederzeit, Fellokk!"
Obwohl Fellokk der Sinn nach wichtigeren Dingen stand, erweckten Chlenakks Worte ein seltsames Gefühl in ihm. Er spürte ein leichtes Kribbeln im Unterleib, und er wurde ihm ganz schwer.
„Vielleicht werden wir beide das auch - und schon bald", sagte Fellokk zu Chlenakk und drückte ihm mit allen vier Krallen die Backe.
Terraner 5 Das Empfinden kam erst allmählich in Erinas Körper zurück. Sie hatte die ganze Zeit über ihre Sehkraft behalten, aber rein nichts wahrnehmen können. Sie war fast die ganze Zeit über seit sie aus der St.-Antonius-Kirche verschleppt worden warvon Dunkelheit umgeben gewesen.
Irgendwann war es heller geworden. Seltsame Gestalten, mit breiten Rücken und Hörnern auf den Köpfen, waren um sie gewesen. Dann fand sie sich in einem düsteren Gewölbe wieder, das angefüllt war mit einem unheimlichen Instrumentarium. Alles schimmerte matt, wirkte fast wie rußgeschwärzt, wirkte bedrohlich.
Irgendwelche Roboter schubsten sie herum. Doch erst als das Gefühl schmerzhaft in ihren Körper zurückkam, merkte sie, was man mit ihr angestellt hatte. Sie war an ein Gestell gefesselt. Ihre Lage erinnerte sie irgendwie an einen gynäkologischen Stuhl.
Das Brautkleid hing ihr in Fetzen vom Leibe. Wo war Paul Belton? Der Mann, den sie nach uraltem Ritus hatte heiraten wollen, in einer Kirche, die man nach der Monos-Diktatur nach ebenso uralten Darstellungen in Terrania errichtet hatte.
Doch dann war die Trauungszeremonie gestört worden. Alles wurde wie durch einen Alptraum gesprengt. Und sie fand sich mit erwachenden Körpersinnen in dieser schrecklichen Umgebung.
Es war ein schmerzhaftes Erwachen. Doch der Schmerz wurde um ein Vielfaches verstärkt, als unheimliche Instrumente in ihren Körper eindrangen.
Eine synthetische Stimme erklang und fragte sie in Interkosmo: „Wie ist dein Name, Terranerin?"
Diese Frage wurde so lange wiederholt und mit schmerzhaften Stichen in ihrem Körper verstärkt, bis sie antwortete.
„Ich heiße Erina Belton. Wo bin ich hier? Was geschieht mit mir? Wo ist Paul?"
Ihre Fragen blieben unbeantwortet. Sie wurde ihrerseits befragt und gleichzeitig untersucht. Ihr ganzer Körper war wie in Feuer gebadet. Und mit jeder Frage wurde der Schmerz brennender.
Sie antwortete auf die seltsamen Fragen, so gut sie konnte. Doch schienen die Antworten den
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