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1880 - Die Dscherro

Titel: 1880 - Die Dscherro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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von außerhalb als Söldner zu verpflichten.
    Die Yngellen waren den Dscherro an Kampfkraft und Kriegsausrüstung zumindest ebenbürtig gewesen.
    Sie hatten nur den Fehler begangen, sich mit allen zwanzig Stämmen gleichzeitig anzulegen. Eine Splittergruppe der Söldner war sogar in Burg Gousharan eingedrungen. Hier waren sie unter großem Blutzoll aufgerieben worden.
    Fellokk hatte ihren Anführer an dieser Stelle enthauptet und sie danach als seine Schlafstelle auserwählt.
    Rund um das Yngellenhaupt waren einige kleinere, Beutestücke angeordnet, mit denen ellokk schöne Erinnerungen an große Triumphe verband. Sie waren ohne materiellen Wert, für ihn waren es jedoch kleine Schätze, an denen sein Leben hing.
    Ein paar Felle von persönlich erlegten Raubtieren von verschiedenen Welten dienten als Abtrennung zu den benachbarten Schlafstätten und dem Gang. Das waren jedoch keine besonderen Erinnerungsstücke, sondern sie dienten bloß der Wahrung seiner Intimität.
    Dscherro waren nicht sonderlich gesellig, und eigentlich war es eine Zumutung, so viele von ihnen in einem Raum zusammenzudrängen. Doch das ließ sich nicht vermeiden, denn in der Burg herrschte Raumnot - trotz ihrer imposanten Größe. Die Lager für die Beutewaffen und die Maschinenräume für die Lebenserhaltungssysteme verbrauchten den meisten Platz. Und es wurden stets einige Gewölbe freigehalten, um darin Geiseln unterzubringen.
    Und dann war da noch ein einzelnes Dscherrohorn. Darauf hatte Fellokk sein Bajonett gepflanzt, das er gelegentlich im Kampf mitführte. Es war nicht etwa das Horn eines Artgenossen, den er im Kampf besiegt hatte Dscherro fochten gegeneinander so gut wie nie auf Leben und Tod, außer bei Positionskämpfen, wie gerade einer anstand.
    Nein, es war sein eigenes Horn. Fellokk hatte erst einmal eine Geschlechtsreife erlebt, und zwar als Mann. Wie beim Reifezyklus so üblich, war ihm das Horn abgefallen, und er bewahrte es als Erinnerung an diese Raserei auf.
    Fellokk hoffte, bald wieder einen solchen Zyklus zu erleben - ihn gar als Taka einzuleiten.
    Während er diesen schönen Gedanken nachhing, bereitete er sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung vor. Er legte bloß die drei Munitionsgürtel über der Brust, die sein Wams verschlossen, und den Multifunktionsgürtel um die Leibesmitte an und streckte sich danach entspannt und wie unbeteiligt auf sein Lager. Dabei hielt er das Armbanddisplay jedoch so, daß jeder seine Körpertemperatur ablesen und sehen konnte, daß sein kaltes Blut heiß geworden war.
    Er hätte sich auch verstellen können, das ermöglichte ihm seine Taka-Fähigkeit. Doch es lag ihm nicht, einen falschen Anschein zu erwecken - nicht einmal gegenüber gedungenen Mördern.
    Und so lag er wie entspannt da während sein Blut am Kochen war.
    „He, Fellokk!" drang da eine bekannte Stimme zu ihm. „Magst du nicht meinen Buckel streicheln? Das bringt Glück und langes Leben."
    „Hau ab, Gullokk!" sagte Fellokk, ohne aufzusehen. „Es wird hier gleich alles grün vor Blut sein."
    „Eben darum solltest du dir etwas Glück von meinem Buckel holen", sagte Gullokk. „Du willst doch nicht, daß dein Blut fließt, oder?"
    Gullokk war ein armer Krüppel der einzige in der ganzen Burg. Man wußte nicht genau, woher die Behinderung kam, aber es gab eine Reihe von Gerüchten. Fellokk kümmerte sich nicht darum.
    Auf jeden Fall hätte Gullokk im normalen Leben keine Chance zum Überleben gehabt. Denn ein Dscherro, der nicht für sich selbst sorgen konnte, war nur Ballast und hatte keine andere Wahl, als in den Tod zu gehen. Doch Gullokk war einfallsreich und machte aus seiner Behinderung eine Tugend.
    Er bezeichnete sich als Wischak mit magischen Fähigkeiten und bot sich den Kriegern, die in den Kampf zogen, als Glücksbringer an. Obwohl Dscherro an nichts glaubten und darum auch nicht abergläubisch waren, machten sie das Spiel mit Gullokk mit. Und wenn sie heil aus dem Kampf zurückkehrten, bedachten sie den Krüppel mit Geschenken. Auf diese Weise konnte Gullokk überleben.
    Die alltäglichen Geräusche, die den Gemeinschaftsraum erfüllten, wurden auf einmal von Poltern übertönt. Stimmen schrien hysterisch. Schüsse peitschten auf. Schreie gellten.
    „Schnell, Fellokk, sie kommen", drängte der selbsternannte Wischak. „Dies ist deine letzte Chance."
    Fellokk winkelte das Bein ab und versetzte Gullokk einen Tritt, daß er einige Meter durch den Raum segelte.
    „Danke, Fellokk, vielen Dank", hörte er

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