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1881 - Chaostage

Titel: 1881 - Chaostage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ellert-Museum war längst leer, seit Ernst Ellert in ES eingegangen und zu dessen Boten geworden war, gleichwohl wäre seine Zerstörung eine kulturelle Katastrophe gewesen.
    Um das einstige Imperium Alpha, das zum HQ-Hanse umgebaut worden war, machte sich die Stadtverwaltung keine Sorgen. Sein Zentrum war mit zwei Kilometern Durchmesser sozusagen der Tresorraum von Terrania und konnte durch einen Paratronschirm geschützt werden.
    Er war unangreifbar für die Dscherro, die sich an diesem Verteidigungspotential mit Sicherheit die Zähne ausbeißen würden. Dort gab es auch die einzige direkte TransmitterVerbindung zum STALHOF, der in NATHAN auf Luna untergebracht war. Auch sie war nicht gefährdet.
    Lero Abid Nuaro raffte sich auf. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, kehrte an den Schreibtisch zurück und setzte sich.
    „Wir wollen uns gar nicht erst mit dem Gedanken an einen Wiederaufbau befassen", erklärte er in einer Art und Weise, die keinen Widerspruch duldete. „Es wird nicht so weit kommen, daß Terrania auch nur teilweise zerstört wird. Wir konzentrieren uns darauf, diejenigen Menschen in Sicherheit zu bringen, die sich in den unmittelbar bedrohten Stadtbezirken aufhalten."
    „Das ist deine Entscheidung!"
    „Und ob sie das ist. Und jetzt an die Arbeit! Wir haben schon Zeit genug vertan. Wir bieten alles auf, was wir haben, um die bedrohten Stadtviertel zu evakuieren."
     
    5.
     
    „Jede Roheit hat ihren Ursprung in einer Schwäche."
    „Vermutlich Seneca."
    „Und er hat recht, Olehonn. Die Stadt wird angegriffen. Es läßt sich nicht leugnen. Die Gewalt ist uns nah."
    „Wenn ich die Bilder sehe, kann ich mir nicht vorstellen, daß die Dscherro schwach sind."
    „Wer spricht denn von ihnen?"
    „Du meinst, wir Terraner sind es, die Schwäche zeigen?"
    „Genau das. Haben wir nicht geglaubt, daß wir unangreifbar und vor allem unbesiegbar sind?
    Wer sich einredet, daß er unanfechtbar und allein auf dem Gipfel des Berges steht, befindet sich bereits auf dem Weg nach unten."
    „Richtig, dennoch denke ich, daß wir recht haben und tatsächlich nicht zu besiegen sind."
    „Und eben das könnte unser Untergang sein."
    „Dann widersprichst du dir selbst. Wenn ich dich richtig verstanden haben, bemängelst du, daß wir der Gewalt nicht genügend Gewalt entgegenzusetzen haben."
    „Falsch. Ich rede von geistiger Schwäche. Wir haben uns nicht vorstellen können, daß uns jemand hier auf der Erde am unmittelbaren Zentrum der Macht angreift. Das ist der wunde Punkt.
    Wir haben uns von einem gewissen Hochmut leiten lassen."
    „Manche Hähne glauben, daß die Sonne ihretwegen aufgeht!"
    „Das wollte ich damit sagen."
    „Wir hätten uns also nicht auf das Experiment mit den Nonggo und dem Heliotischen Bauwerk einlassen dürfen?"
    „Oh, doch, aber wir hätten vorsichtig sein müssen für den Fall, daß es anders verläuft als erwartet. Ich meine, wo du keinen Grund erkennen kannst, solltest du nicht durchs Wasser laufen".
    „Wie recht du hast. Man kann Freundschaft mit dem Bären pflegen, doch sollte man immer die Axt dabei haben."
    „Du wirst dich nie ändern, Olehonn. Immer wieder trittst du für Gewalt ein. Dabei gibt es noch viele andere Lösungen."
    „Träumer! Schön wär's ja, aber die Realität sieht leider anders aus."
     
    *
     
    Sachlich, ruhig, kalt und präzise kamen die Befehle von Taka Fellokk, der den Angriff auf Terrania meisterhaft leitete und die sorgfältig aufgebaute Befehlsstruktur geradezu genial zu nutzen wußte.
    Die Schourchten feuerten Hunderte von Raketen in Richtung der verschiedenen Stadtteile Terranias ab. Viele der Geschosse wurden von den syntrongesteuerten Abwehrsystemen der Terraner abgefangen und vernichtet, bevor sie Schaden anrichten konnten, aber eine große Zahl erreichte ihre Ziele - die Stadtteile Sirius City, Monggon, Happytown, Atlan Village, Karakoto, Garnaru, das riesige Aussichtscafé Saturn Hill am Flottenraumhafen und die Universität von Terrania.
    Vor allem diejenigen Raketen, die sich radargesteuert durch die Straßenschluchten bewegten, bevor sie irgendwo eintrafen, konnten nicht abgeschossen werden. Ihre Trümmer hätten Tausende flüchtender Menschen getötet.
    Die überwiegende Zahl der Menschen in den betroffenen Stadtgebieten merkte nichts von den einschlagenden Geschossen und den nachfolgenden schwachen Explosionen, denn die Raketen enthielten vor allem Tokcher. Die selbständig fliegenden Minen steuerten Ziele mit elektromagnetischen

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