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1881 - Chaostage

Titel: 1881 - Chaostage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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für sie.
    „Sie begreifen nicht", erkannte der Arkonide, dem es nun endlich gelang, Nora aus ihrem Schockzustand zu lösen und zur Flucht zu bewegen.
    Er rannte mit ihr auf ein flaches Gebäude zu, das ihnen einige Sicherheit zu bieten schien.
    Dabei blickten beide zurück, wie magisch angezogen von dem Geschehen.
    „Sie scheinen den Dscherro für irgendeinen Randalierer zu halten, den man nicht ernst zu nehmen braucht", versuchte Asman von Kynor ihr das Verhalten der alten Männer und Frauen zu erklären.
    Doch die junge Frau hörte nicht hin.
    Der Gehörnte richtete eine klobige Waffe auf die Pensionäre, die wie vom Schlag getroffen stehenblieben und den Ernst der Lage nun endlich erfaßten.
    Er schoß, bevor sie reagieren konnten. Sieben Energiestrahlen unterschiedlicher Farbe zuckten aus dem Projektor der Waffe hervor, verwandelten die Protestierenden im Bruchteil einer Sekunde in jäh aufflammende Fackeln, die nur für etwa eine weitere Sekunde brannten, um dann zu erlöschen und als Asche zu Boden zu sinken.
    Nora schrie entsetzt auf, und nun rannte sie auch - so schnell sie konnte - auf das flache Gebäude zu.
    Asman von Kynor lief hinter ihr her, kam jedoch nicht weit, denn in diesem Moment stürzten zahllose Männer, Frauen und Kinder aus dem Hauptausgang des Wohnhauses heraus. Fenster in den unteren Geschossen zersplitterten, und Menschen sprangen schreiend aus der Höhe in den Park hinab. Aus Parknischen an den steil aufsteigenden Hauswänden schössen Antigravgleiter, vollgepackt mit Flüchtlingen, hervor und stiegen auf.
    Der Arkonide konnte einigen fliehenden Frauen nicht mehr ausweichen, prallte mit ihnen zusammen, stolperte und fiel zu Boden. Als er wieder auf die Beine zu kommen versuchte, wurde der Dscherro auf ihn aufmerksam. Der Arkonide drehte sich halb um, sah ihn kommen, holte blitzschnell einen Energiestrahler unter seiner Jacke hervor und feuerte.
    Der Energiestrahl traf den Gehörnten, der nicht einmal seinen Schutzschirm aktiviert hatte, am Kopf und tötete ihn auf der Stelle. Steuerlos raste sein eiförmiges Fluggerät weiter, stieg auf, flog über die Wipfel der Bäume hinweg und prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen einen der Wolkenkratzer. In einer krachenden Explosion löste sich die Maschine auf. Brennende Teile und der Körper des getöteten Gehörnten stürzten in die Parkanlagen herab.
    „Was hast du getan?" stammelte Nora, als Asman von Kynor zu ihr aufschloß.
    Schier endlose Ströme von fliehenden Menschen quollen aus den Hochhäusern der Umgebung hervor. Mit allem, was sie besaßen, versuchten sie, sich in Sicherheit zu bringen - mit Prallgleitern, Prall-Skatern, Antigravmaschinen unterschiedlichster Art oder auf eigenen Beinen.
    In Panik stießen sie alle zu Boden, die ihnen in die Quere kamen oder die nicht schnell genug waren, trampelten rücksichtslos über sie hinweg und flüchteten kopflos in die Richtung, in die sich die meisten von ihnen bewegten.
    „Was ich schon längst hätte tun müssen", schrie der Arkonide, der den Lärm kaum übertönen konnte, den die Menge verursachte. „Es wäre besser gewesen, wenn ich ihn sofort angegriffen hätte, als er hier im Park auftauchte."
    „Jetzt werden sie uns erst recht jagen", befürchtete sie. „Du hättest an Kristi denken müssen."
    „Ich hatte keine Zeit zum Denken", verteidigte er sich, während er sie zur Seite drängte, um in einer Nische einer Großplastik Schutz vor der schreienden, panisch flüchtenden Menge zu suchen. „Er oder ich. Das war die Frage."
    Sie blickte ihn forschend an, und er kam ihr unendlich fremd vor. Mit dem guten Freund der Familie schien er nun kaum noch etwas gemein zu haben.
    Weshalb bemühte er sich so sehr um sie? Das hatte er zuvor nie getan. Er war stets höflich und zuvorkommend gewesen, aber dabei hatte er immer Distanz bewahrt.
    Wieder versuchte sie, mit Roger oder mit Abraham zu sprechen, doch eine Verbindung kam nicht zustande. Weder ihr Mann noch ihr Sohn meldeten sich. Angst um die beiden stieg in ihr auf. Was war mit ihnen geschehen? Waren sie in den Strudel der Ereignisse um die Dscherro gerissen worden?
    Oder...?
    Erschrocken musterte sie den Arkoniden an ihrer Seite.
    Hatte Asman von Kynor etwas damit zu tun, daß ihre beiden Männer schwiegen? Hatte er etwas getan, womit er ihre Familie zerstört hatte? Was tat er eigentlich auf der Erde? Weshalb war er hier? Welchen Beruf übte er aus? Sie hatte nie danach gefragt.
    Seltsam, daß ihr diese Gedanken ausgerechnet jetzt

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