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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Polizei hatte alle Hände voll zu tun, Neugierige von der Faktordampf-Barriere fernzuhalten.
    In der Bürgermeisterei stapelten sich Anfragen.
    Eine Schule lag am Rand der Barriere - die Hälfte der Schüler stammte aus einer Stadtregion, von der sie nun getrennt waren. Die Kinder wollten zurück nach Hause. Loura verstand das gut, aber sie konnte es nicht ändern. An der Stelle der Eltern,, die jetzt auf der anderen Seite machtlos warten mußten, wäre sie verückt geworden.
    Liebende waren von ihren Partnern getrennt. Händler konnten ihre Termine nicht halten. Das digitale Finanzsystem hatte auf 99 Prozent aller Konten, die auf der Erde geführt wurden, keinen Zugriff mehr.
    Nach mehr als einem Tag war es mit Verboten und Durchhalteparolen nicht mehr getan. Loura Gaikunth kam nicht umhin, über das syntronische Netz eine Art Kommuniqué auszugeben.
    Über Trivideo hielt sie eine Ansprache. Darin legte sie die Fakten dar, soweit sie bekannt waren, und schloß mit einem optimistischen Blick in die Zukunft. Wenn es nach ihr ging, waren sie heute abend bereits wieder zu Hause.
    Zwischendurch nahm sie eine Funknachricht von Tyra Ndoram entgegen: Mit den Karabani-Spezialisten führte die Referentin Messungen durch.
    Mittlerweile wußte man, daß es zwischen der Luft im Faktorelement und der Luft außerhalb einen langsamen Austausch gab, eine Art Diffusion. Anders gesagt, ersticken würde keiner in Kalkutta-Nord.
     
    9.
     
    Blick zurück: Gerettet?
    Tautmo Aagenfelt wurde am Rand einer belebten Kreuzung auf die Füße gestellt. Es handelte sich um einen automatischen Vorgang.
    Der Zugang zu den unterirdischen Gewölben lag etwas abseits. Keiner der verschlungenen Pfade führte nahe vorbei. Er mied jede auffällige Bewegung und versuchte, in seinem Schädel Ordnung zu schaffen.
    Aagenfelt empfand Verwirrung.
    Daß sich unterhalb der Kreuzung ein gefährliches Labyrinth erstreckte, war kaum zu glauben. Nach seiner Odyssee hätte er alles mögliche erwartet, eine fliegende Fabrik oder eine riesige Raumstation, bestimmt aber nicht diesen Hinterhof. Zuerst das untere Ende der Treppe, mit Blick auf den Weltraum und die Hülle einer Raumstation. Dann das obere Ende, das in die freie Landschaft eines Planeten zu münden schien. Wie paßte beides zusammen?
    Er nahm an, daß die Stadt, die sich vor seien Augen erstreckte, mit Kenteullen identisch war. Der irrlichternde Himmel, die Raumfahrzeuge und Flugobjekte, all dies hatte er bei seinem ersten Besuch kennengelernt.
    Die Grundfarbe der Gebäude ließ sich als ein gedämpftes, angenehmes Ocker beschreiben. Dem entgegen stand ein auffällig hoher Technisierungsgrad. Aagenfelt sah kaum einen Quadratmeter Wand, an dem es nicht glänzte wie Chrom oder wie Diamanten.
    In Terrania hätte die Fülle der Geräte beängstigend gewirkt. Nicht so in der Stadt, die vor ihm lag. Er bewunderte das Geschick der unbekannten Baumeister, eine Synthese zwischen künstlicher und organischer Form zu schaffen.
    Zwischen den Wohnkomplexen und den Maschinen der Stadt bewegten sich mit traumwandlerischer Sicherheit humanoide, spindeldürre Figuren. Es waren Nonggo. Ein Teil von ihnen trug farbige Umhänge, der Rest verzichtete auf Kleidung.
    Aagenfelt schätzte, daß sich in seinem Blickfeld einige hundert bewegten. Keiner nahm von dem Besucher Notiz.
    Ein murmelnder Ton aus zahlreichen Kehlen erfüllte die Stadt. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß all diese Laute beiläufig klangen, unkonzentriert gesprochen, ohne jeden Nachdruck.
    Eine der Gestalten zuckte plötzlich zusammen. Es war eine zwei Meter dreißig große, silberfarbene Gestalt. Die Augen, tief in den Höhlen geborgen, ruhten einige Sekunden lang auf Aagenfelt.
    Dann setzte sich der Nonggo in Bewegung.
    Aagenfelt ging ihm mit hölzern wirkenden Schritten entgegen. Unter Menschen galt er als dicklich und plump gegen den Nonggo mußte er wie eine ästhetische Beleidigung wirken.
    Der Fremde blieb direkt vor ihm stehen. Er beugte sich zu Aagenfelt herab. Was er sagte, klang wie „Mmnnhhemm" oder zumindest so ähnlich.
    Aagenfelt verstand kein Nod. Deshalb sagte er: „Mein Name ist Tautmo. Du sprichst nicht zufällig meine Sprache?"
    Das Gesicht des Nohggo war nur zehn Zentimeter breit. Und doch verfügte der Fremde über eine ausdrucksvolle Mimik, wie sie Aagenfelt bei einem nichtmenschlichen Wesen selten gesehen hatte.
    Ein Schimmer von Verwunderung schien durch die schmalen Züge zu huschen, gefolgt von Bedauern.
    Aagenfelt

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