1885 - Zwischen den SphÀrenrÀdern
Neuron-Entzug konnte bei den hochsensiblen Nonggo schlimme psychische Schäden hervorrufen, deren Behandlung wahrscheinlich sehr schwierig werden würde.
Vermutlich war es bei vielen einfach nicht damit getan, das Netz wieder zu aktivieren und die Nonggo in die vertraute Umgebung ihrer Neuronen zurückzuführen.
„Wieviel Zeit bleibt uns noch?" fragte Bully halblaut.
Die SPACE BRONCO versuchte wieder einmal auszubrechen, und niemand wußte zu sagen, ob das am Einfluß des Chaosmachers lag oder am Zustand des alten Schiffes.
Perry Rhodan zuckte mit den Ach= seln.
"Stunden bestenfalls", antwortete er. „Es wird wie so oft ein Wettlauf gegen die Uhr."
In der engen, sehr schäbig wirkenden Zentrale der SPACE BRONCO breitete sich Schweigen aus.
Die Lastenfähre schien in der Tat ein bewegtes Leben hinter sich zu haben. Wahrscheinlich war seit vielen Jahren kein Reinigungskommando mehr an Bord gewesen, um aufzuräumen und sauberzumachen.
Schalthebel waren von tausendfachen Zugriffen blank geworden, rund um Instrumentenknöpfe waren fettige Fingerspuren zu sehen. Die Atemluft enthielt einen Beigeruch nach Tabak, Schweiß und Alkohol, die ledernen Polster der Sitze waren fleckig und zum Teil nahezu durchgescheuert, und Perry Rhodan verfolgte amüsiert, wie Down Kempesch Kort einige Pinups betrachtete, die ein Vorbesitzer der SPACE BRONCO in der Kabine hinterlassen hatte.
Doch Down Kempesch Kort war diskret genug, keine diesbezüglichen Fragen zu stellen. Ob es etwas Ähnliches auch bei den Nonggo gab? fragte sich Rhodan.
Die SPACE BRONCO war jedenfalls lichtjahreweit von der klinischen, fast sterilen Sauberkeit entfernt, die Rhodan von seinen früheren Flaggschiffen her gewohnt war, von der MARCO POLO, der SOL, der BASIS und andern Schiffen dieser Art, zuletzt von der GILGAMESCH.
Immerhin, die alte Lastenfähre erfüllte die Aufgabe, für die man sie in Betrieb genommen hatte; sie trug einen Nonggo und zwei Terraner näher heran an ein Wesen, von dem kaum mehr bekannt war als sein Name Goujirrez, der Chaosmacher von Norrowwon, und die Tatsache, daß zahlreiche Zivilisationen durch diesen Chaosmacher in ihrer Entwicklung entweder brutal unterbrochen oder sogar ausgelöscht worden waren.
Bully hatte in der Kabine die Innenbeleuchtung ausgeschaltet; nur die kleinen Lampen an den Instrumenten gaben noch genügend Licht für einen schwachen Dämmerschein im Inneren der SPACE BRONCO.
Perry Rhodan spähte angestrengt nach vorn.
Die SPACE BRONCO näherte sich auf einem gewundenen Zickzackkurs, immer wieder von Abweichungen und Eingriffen des Chaosmachers aus der Bahn geworfen, dem Ziel dieser Reise.
„Wir sind jetzt noch knapp fünfzehntausend Kilometer entfernt", gab Bully durch. „Wenn er seinen Standort beibehalten hat."
Sehr bald wurde klar, daß der Chaosmacher sehr wohl wußte, daß jemand versuchte, sich ihm zu nähern.
Er griff die Lastenfähre mit einigen bescheidenen Mitteln an - und Reginald Bull versuchte sich mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote standen, gegen diese Eingriffe zu wehren. Der Chaosmacher versuchte den Kurs zu verändern, Bully versuchte ihn beizubehalten.
Eine Zeitlang wogte der Kampf unentschieden hin und her. Die Fähre näherte sich weiter ihrem Ziel, in komplizierten Sprüngen um jeweils einige hundert Kilometer.
„Es wird immer schwieriger", stöhnte Bully, nachdem zwei Stunden verstrichen waren.
Perry Rhodan hatte ebenfalls versucht, die Steuerung der Fähre zu beeinflussen, aber auch er mußte sich letztendlich eingestehen, daß der Chaosmacher einfach zu stark war.
Er ließ die Fähre nicht näher an sich heran als rund zehntausend Kilometer - für ein Raumfahrzeug war das ein Katzensprung, aber wenn dieses Raumfahrzeug nicht funktionierte, war die Distanz kaum überbrückbar.
„Wir müssen aufgeben", keuchte Reginald Bull schließlich. „Tut mir leid, Perry, er ist einfach zu stark für uns ..."
Perry Rhodan nickte und schaltete das Triebwerk ab. Die SPACE BRONCO driftete nun mit einer Geschwindigkeit von wenigen Kilometern pro Sekunde auf den vermuteten Standort des Chaosmachers zu. Nur die Heizung und die Bordbeleuchtung arbeiteten noch, fast alle anderen Anlagen waren stillgelegt.
„Ende", murmelte Bully niedergeschlagen. „Aus und vorbei!"
Perry Rhodan lehnte sich in seinem Sitz zurück. Daß Down Kempesch Kort ihn anstarrte, nahm er kaum wahr. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Sollte dies wirklich das Ende für die Nonggo und Kalkutta-Nord sein - und
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