Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1888 - Drei gegen Gousharan

Titel: 1888 - Drei gegen Gousharan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schürften seine Arme auf und trugen ihm Prellungen ein - aber plötzlich waren da nur noch Schmerzensschreie und befehlsgewohnte, bellende Laute.
    Misky krümmte sich am Boden. Liegenbleiben! schoß es ihm durch den Sinn. Nur jetzt nicht sofort aufstehen!
    Ein Stiefel verfehlte sein Gesicht um wenige Zentimeter. Die Ferse war offen, ein Krallensporn ragte daraus hervor, kräftig genug, einen Menschen zentimetertief aufzuschlitzen. Mühsam unterdrückte Misky den Drang, gellend aufzuschreien; ein letzter Rest von Verstand sagte ihm, daß der Dscherro gerade dann zustoßen würde.
    Eine Pranke zerrte ihn hoch; der Druck der drei Finger im Nacken jagte eisige Schauer über seinen Rücken. Gleichzeitig registrierte Loran Misky, wie sich seine Blase entleerte, eine warme Nässe rann seine Beine hinab.
    Mühelos hielt der Dscherro ihn am ausgestreckten Arm. Misky wagte kaum zu atmen, aus Furcht, der Gehörnte könnte mit den gefletschten Hauern zubeißen. Wo die Blues im Untergrund verschwunden waren, drängten sich nun die Terraner.
    „Sie hauen ab", keuchte Misky.
    Der Dscherro knurrte verächtlich.
    „Du mußt mich freilassen. Dann helfe ich euch ... Ich ..."
    Wütende Stimmen verlangten, ihm das Maul zu stopfen. Der Dscherro holte aus und streckte einige Terraner nieder. Misky hatte die Erdbewohner nie richtig leiden können, sie waren wie Maden im Speck, die sich in ihrem unverdienten Reichtum wälzten. Er selbst hatte das halbe Leben auf einer kargen Bergwerkswelt verbracht, von glühender Hitze und eisigen Temperaturen gebeutelt, stets auf der Hut vor den giftigen Insekten, deren Stiche ein qualvolles Sterben brachten und doch hatte er heute wie vor dreißig Jahren nur ein paar tausend Galax auf dem Konto. Sand und Staub hatte er gefressen, auf getrocknetem Gras geschlafen ... Aber auf Terra waren einige Firmen mit den geförderten Erzen reich geworden. Sie haben sich nie um uns gekümmert, wir hätten draufgehen können, und kein Schwein hätte davon Notiz genommen ...
    Loran Misky wußte, daß er sich das nur einredete, daß die Wahrheit anders war, aber es tat gut, sich selbst als bedauernswertes Opfer zu sehen und auf die Weise das eigene Unvermögen zu überspielen.
    Der Dscherro zerrte ihn mit sich. Andere Gehörnte stürmten heran und trieben die Geiseln auseinander.
    Einen Mann, der eben im Begriff gewesen war, im Schacht zu verschwinden, zerrten sie an den Armen wieder hoch, wenig später war er tot.
    Seine Schuld, dachte Misky ohne Bedauern. Er hätte nicht fliehen sollen.
    Der Dscherro schleppte ihn mit sich, schützte ihn sogar vor der Meute, die ihn liebend gerne massakriert hätte.
    Ich bin raus aus dem Dreck. Jetzt wird es mir bessergehen, denn die Dscherro brauchen mich einfach.
     
    *
     
    Seit Stunden wurden die Siganesen mit immer neuem Leid konfrontiert. Sie hatten gesehen, wie Dscherro Geiseln zum Verhör schleppten und andere gebrochen zurückbrachten. Die Bilder in den Verliesen glichen sich, viele Gefangene flüchteten in Apathie, andere neigten zu Gewalttätigkeit und prügelten wegen eines Napfes Wasser aufeinander ein.
    Aber es gab auch positive Beispiele, Männer und Frauen, die verhinderten, daß Kinder von den Dscherro verhört wurden. Und unermüdliche Samariter, die sich jener annahmen, die in erbärmlichem Zustand zurückkehrten, von Wunden übersät und psychisch gebrochen.
    Die vorübergehende Hoffnung, die der Angriff der NOVA-Raumer auf die Burg gebracht hatte, war längst neuer Depression gewichen. Die Gefangenen glaubten nicht mehr an die Unbesiegbarkeit terranischer Technik.
    Mittlerweile schätzten die Siganesen die Situation so ein, daß sogar eine Befreiungsaktion Panik auslösen würde. Die Frage war, wie viele Transmitter von den LFT-Truppen aufgebaut werden konnten.
    „Domino, du siehst aus, als hättest du nachgerechnet", sagte Arno Wosken unvermittelt. „Die Geiseln haben nur dann eine Chance, wenn Cistolos Truppen im Handstreich weite Teile der Burg einnehmen. Etwas anderes zu behaupten wäre Selbstbetrug."
    Rosas Stimme vibrierte hörbar. „Wir sollten sie wissen lassen, daß sie nicht allein sind. Stell dir vor, du wärst in einer Energiezelle eingepfercht und würdest vor Todesangst langsam den Verstand verlieren. Einfach nur zu wissen, daß die Rettung nahe ist ..."
    „Wir dürfen uns nicht zu erkennen geben. Niemandem."
    Rosas Blick ging unter die Haut. Sie hatte eine Art, ihren stummen Vorwurf auszudrücken, die Schuldkomplexe produzierte. Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher