1889 - Gefangen in Terrania
unterzuschieben, um ihm mit seiner Hilfe Informationen zu entlocken. Der Anschlag war mißlungen.
Unmittelbar darauf sprach sie mit mehreren Experten des Terranischen Liga-Dienstes, der Abwehrorganisation der Liga Freier Terraner, um alles offenzulegen, was ihr im Umgang mit den Dscherro, insbesondere mit Taka Fellokk, widerfahren war.
Stunden später begann der zweite Austausch; Katie Joanne erlebte ihn in vorderster Linie mit. Sie dachte an Astra Hossaiini. Für sie hatte sie sich hauptsächlich engagiert, und sie hoffte, daß sie zu den ersten gehörte, die aus der Geiselhaft entlassen wurden.
Doch sie hatte sich verschätzt.
Als 50.000 Menschen durch die Faktordampf-Barriere nach draußen drängten, verlor sie schon bald die Übersicht. Sie mußte sich auf ihre Arbeit konzentrieren, ihre Kameras positionieren und lenken, Kommentare sprechen und mit einigen Mitarbeitern von SolTel kommunizieren, die sich mittlerweile beim Sender eingefunden hatten.
Darüber hinaus auch noch Astra zu suchen erwies sich als absolut unmöglich.
Der Austausch verlief reibungslos. Es gab keinerlei Störungen. Katie Joanne machte ihren Bericht, ihr gelang ein Interview mit Cistolo Khan, und sie setzte ihre Suche nach Astra Hossaiini mit allen Mitteln fort. Sie fragte die befreiten Geiseln nach ihr. Ohne Erfolg.
Zwei Tage später begann der dritte Austausch. Ein schweres Gewitter mit wolkenbruchartigen Regenfällen zog über Terrania hinweg. NATHANS Wettersteuerung hatte es zugelassen, und niemand hatte sich darum gekümmert. Es war, als wollte die Natur nahendes Unheil ankündigen.
Eine eigenartige Spannung lag in der Luft, und Nervosität machte sich breit. Cistolo Khan wollte die Aktion aus Sicherheitsgründen um eine halbe Stunde verschieben, doch darauf ließ Taka Fellokk sich nicht ein.
„Keine Verzögerung!" rief er und brach das Gespräch kurzerhand ab.
Vier Raumschiffe der NOVA-Klasse landeten exakt nach Plan in einer Höhe von etwa einem Kilometer, das fünfte verspätete sich um einige Sekunden. Es war die FARGO, jener NOVARaumer, auf dem Bré Tsinga als Zweite Medizinerin Dienst getan hatte.
Katie Joanne war wegen des heftigen Regens durch die Barriere gegangen, hinter der kein einziger Tropfen fiel, da die Faktordampf-Barriere jeglichen Austausch von fremden Atmosphären und Drücken vermied. Statt dessen drang der Niederschlag als ein feiner Nebel durch die Barriere und löste sich in Schwaden auf.
Die Journalistin beobachtete die Landung. Da fiel ihr auf, daß plötzlich auf einer benachbarten Plattform Dutzende von Geiseln erschienen.
Blitzschnell richtete sie ihre Kameras nach oben und befahl eine Vergrößerung, so daß die Menschen in den HoloWürfeln vor ihren Augen deutlich zu erkennen waren. Auch jetzt hatte Katie Joanne für eine spezielle Verbindung zur Außenwelt gesorgt.
Ihr stockte der Atem, denn mehrere mit Neuro-Peitschen ausgerüstete Dscherro trieben die Menschen gnadenlos vor sich her. Sie schlugen brutal Zu’ und stürzten etwa dreißig Geiseln über die Kante des Plateaus in die Tiefe.
Die übrigen Geiseln warfen sich entsetzt auf den Boden. Einige von ihnen hoben den Gehörnten flehend die Arme entgegen, um nicht auch in den Abgrund geschleudert zu werden.
Katie Joanne verfolgte einige der Opfer mit der Kamera, und dann hatte sie Astra Hossaiini im Bild. Die Miteigentümerin von SolTel stand bleich wie der Tod am Rande der Plattform. Das Haar klebte ihr am Kopf, und ihre Augen lagen tief in den Höhlen.
Unter dem Einfluß der Geiselhaft und des Terrors, dem sie ausgesetzt war, hatte sie sich sosehr verändert, daß sie kaum noch zu erkennen war. Hilflos wartete sie darauf, daß einer der Dscherro kam und sie in den Abgrund stieß.
„Nein! Bitte nicht!" flehte Katie Joanne.
Sie ließ das Bild einige Minuten lang stehen, dann ertrug sie es nicht mehr.
Sie blendete um, weil sie nicht auch noch, zeigen wollte, wie Astra und die anderen Menschen in die Tiefe stürzten, aufprallten und starben.
Mittlerweile hatte es ein gewaltiges Feedback auf ihre Sendungen gegeben. Der Syntron von SolTel hatte Tausende von Meinungsäußerungen bekommen, in denen sich die Zuschauer zu den Berichten der Journalistin äußerten. Die meisten von ihnen waren positiv.
Es gab aber auch kritische Stimmen, die davor warnten, gar zu grausame Bilder zu zeigen und den Haß gegen die Dscherro noch mehr zu schüren. Ein weiterer Ausbruch von Gewalt durfte nicht provoziert werden.
Der Gedanke an Astra, die sie
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