1889 - Gefangen in Terrania
mittlerweile als Freundin empfand, ließ Katie nicht los. Sie maßte wissen, wie es ihr erging. Die Ungewißheit wurde zur Qual. Sie schaltete um zu ihr, die noch immer am Rand der Plattform stand, sich nun aber umdrehte und sich mit hängenden Schultern von ihr entfernte. Sie sah aus wie eine Frau, die ihrer inneren Kraft und Würde beraubt worden war. Sie würde nie mehr die elegante und geistreich agierende Frau sein, als die Katie Joanne sie kennengelernt hatte.
Die Kameras fingen ein, wie die Dscherro ihre Energienetze auswarfen, die Geiseln darin einfingen und zur Basisfläche der Burg brachten. Als die Netze sich öffneten, taumelten die Geiseln heraus und machten sich auf den mühevollen Weg zur Barriere.
Katie Joanne richtete ihre Kameras aus, und ihr gelangen Bildserien von ungeheurer Dramatik und Emotionalität. Mittlerweile war sie nicht mehr die einzige Journalistin, die an vorderster Front arbeitete.
Nachdem er ihr die Akkreditierung gegeben hatte, hatte Cistolo Khan sie anderen nicht mehr verweigern können.
Dennoch nahm sie eine Sonderstellung ein. Obwohl SolTel nur mit einer Notmannschaft arbeitete, erzielten ihre Sendungen die höchsten Einschaltquoten von allen Sendern im Solsystem.
Als die ersten Geiseln die Barriere erreichten und sie durchschritten, setzte sie ihre Arbeit außerhalb fort. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, die dunklen Wolken hatten sich verzogen, und die Sonne schien.
„Doch das veränderte Wetter bleibt ohne Einfluß auf die Stimmung der Verantwortlichen um Cistolo Khan", berichtete die Journalistin. „Das brutale Verhalten der Dscherro hat einen schweren Schock ausgelöst.
Obwohl hinreichend bekannt ist, mit welch schrecklicher Konsequenz die Dscherro vorgehen, scheint niemand damit gerechnet zu haben, daß sie in dieser Phase des Austauschs noch Geiseln ermorden."
Sie entdeckte Solder Brant, den Abgeordneten der Liberalen Einheit, unter den freigelassenen Geiseln.
Seine blutverschmierten Notverbände waren verschmutzt und verkrustet. Unter ihnen war sein Gesicht nicht zu erkennen.
Auch er hatte sie bemerkt. Sichtlich erregt schritt er auf sie zu.
„Ich muß mit dir reden", sagte er mit schwacher Stimme, „und du wirst mir zuhören!"
In der Burg hatte sie sich geweigert, seine Beschwerden anzuhören. Er war einer von vielen Gefangenen gewesen, aber er hatte sich nur über seine Behandlung beklagt, ohne sich für die anderen einzusetzen. Das hatte sie. abgestoßen.
„Wir sind auf Sendung", versetzte sie.
„Ich klage die Regierung an!" rief er. „Sie hat das Massaker von Terrania zu verantworten.Der LFT-Kommissar Cistolo Khan hat auf der ganzen Linie versagt."
Sie wies darauf hin, daß er die Freilassung der Geiseln bewirkt hatte, doch er ignorierte ihre Worte.
„Auch die Cameloter und Zellaktivatorträger haben schwere Schuld auf sich geladen", fuhr er fort.
„Namentlich Perry Rhodan ist anzukreiden, daß er das Heliotische Bauwerk ins Solsystem gebracht hat. Das wird noch ein Nachspiel haben!"
Er rang mühsam nach Luft, breitete haltsuchend die Arme aus, verlor das Bewußtsein und sank zu Boden. Katie Joanne erwog kurzfristig, diese Bilder nicht zu senden, schnitt sie dann jedoch nicht heraus. Sie hatte zu berichten, nicht aber zu werten. Was von den Worten des Abgeordneten zu halten war, mußten andere entscheiden.
Helfer kamen, nahmen Solder Brant auf, legten ihn in einen Gleiter und flogen mit ihm davon.
Endlich kam eine Unterbrechung für die unvermeidliche Werbung. Katie Joanne ließ die Kameras fahren und rannte Astra Hossaiini entgegen, die in diesem Moment durch die Barriere taumelte.
„Ich hasse sie", stammelte die Gesellschafterin von SolTel, während sie von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. „Nie habe ich die Menschen verstanden, die Mordgedanken hegen. Das hat sich geändert. Wenn ich könnte, würde ich die Dscherro umbringen. Jeden einzelnen von ihnen!"
Katie versuchte, sie zu beruhigen. Fand jedoch nicht die geeigneten Worte.
Sie war erschüttert über den Zustand Astras, die sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sie stützte sie und führte sie zu einem der Gleiter, um sie den Medizinern zu übergeben.
Jetzt brach die Hauptgesellschafterin von SolTel endgültig zusammen. Sie preßte die Hände vor das Gesicht und weinte hemmungslos.
Katie blieb mit hängenden Armen bei der Maschine stehen, bis die Helfer starteten und mit Astra davonflogen. Danach kehrte sie langsam und zögernd zu ihren Kameras zurück.
Sie war
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