1889 - Gefangen in Terrania
ihnen nicht."
„Ich auch nicht, aber wir haben keine andere Wahl."
„Sie könnten Sprengsätze in die Raumschiffe einbauen und uns damit in die Luft jagen."
„Ich bin mir dessen bewußt. Das ist ein Risiko, das wir eingehen müssen. Deshalb ist es von Vorteil, daß wir nicht alle Raumschiffe auf einmal übernehmen, sondern immer nur wenige im Abstand von mehreren Tagen."
„Du hast recht. Auf diese Weise können wir die Raumer nacheinander erproben und bis in die letzten Winkel hinein durchsuchen."
„Genau das werden wir tun. Und sollten wir dabei Fallen oder unangenehme Überraschungen entdecken, werden sie teuer dafür bezahlen. Aber erst wenn wir alle Raumschiffe übernommen haben, werden sie spüren, ob wir etwas gefunden haben oder nicht. Bis dahin lassen wir sie auf jeden Fall im ungewissen."
„Ein kluger Entschluß, Taka Fellokk!"
„Am Anfang der Aktion brauchen wir einen Zwischenfall. Nicht schon bei der ersten Übergabe, aber vielleicht bei der zweiten oder dritten."
„Wozu?"
„Sie müssen merken, daß wir keine Abweichung von den Vereinbarungen tolerieren. Keine!"
„Was hast du vor?"
„Nur eine kleine Machtdemonstration."
*
Es war soweit. Die ersten sechs Raumschiffe der NOVA-Klasse sollten übergeben werden.
Cistolo Khan leitete die Aktion vom Hauptquartier im Flottenraumhafen aus, der lediglich durch Saturn Hill und einige dünnbesiedelte Stadtteile vom Faktorelement Terrania-Süd mit der Dscherro-Burg getrennt war. Er stand mit Hokkun - zuständig für strategische Belange - in ständiger Verbindung. Mittlerweile war das kein Problem mehr: Die Dscherro hatten tatsächlich eine Vielzahl von Kabelverbindungen installiert, die Kommunikation trotz Barriere erlaubten.
Der Serofe wies dem LFT-Kommissar fünf Plattformen im unteren Bereich von Gousharan als Landeplätze für die Raumschiffe zu.
Cistolo Khan spürte, wie nervös und gereizt der Dscherro war, und er versuchte, beruhigend auf ihn einzuwirken. Doch Hokkun war nicht daran gelegen, die Lage zu entspannen.
„Bei der geringsten Panne oder einem Täuschungsversuch sterben Geiseln", drohte er. „Es macht mir nichts aus, Tausende in den Tod zu schicken."
„Es wird keine Pannen und Täuschungsversuche geben", versprach der LFT-Kommissar. „Wir haben uns auf den Tauschhandel eingelassen, um die Geiseln zu befreien. Daher werden wir nicht so töricht sein, ihr Leben jetzt noch zu gefährden."
Die Raumschiffe der NOVA-Klasse waren mit Mindestbesatzungen versehen. Es handelte sich um Spezialisten, die für außergewöhnliche Situationen geschult waren und die darüber hinaus über eine besonders gute Beobachtungsgabe verfügten. Ihre Aufgabe war nicht nur, die Raumer zu übergeben, sondern möglichst auch Informationen über die Dscherro zu sammeln.
Als die Raumer auf den Plattformen gelandet waren, bestiegen die Besatzungen ihre Gleiter und flogen damit aus dem Faktorelement hinaus.
Um die Geiseln empfangen und sofort abtransportieren zu können, hatte Cistolo Khan rund um das Faktorelement eine Armada von Medo- und Versorgungsgleitern mit einem Heer von Helfern bereitgestellt.
Späher, die. kurzfristig durch die Barriere drangen, teilten ihm schon bald mit, daß die ersten 50.000 Geiseln die Burg verlassen hatten und auf dem Weg in die Freiheit waren.
Cistolo Khan flog mit einem Gleiter vom Hauptquartier zur Barriere. Als er die Energiewand überwunden hatte, sah er die Geiseln. Die Dscherro hatten sie mit Hilfe ihrer Energienetze zu Bündeln zusammengefaßt, aus der Burg gebracht und innerhalb des Faktorelements freigelassen.
Nun schleppten sich 50.000 Menschen auf die Barriere zu. Die meisten waren so geschwächt, daß sie Mühe hatten, sich auf den Beinen zu halten und die mehr als sechs Kilometer lange Strecke bis zur FaD-Barriere zu bewältigen. Dennoch trugen Gruppen von ihnen Verletzte und durch Folter Geschundene, die ohne Hilfeverloren gewesen wären.
Staub wirbelte unter ihren Füßen auf. Was vor der Schlacht um Terrania an Pflanzen des Planeten Thorrim vorhanden gewesen war, hatte sich im Verlauf der Kämpfe in Asche verwandelt.
Cistolo Khan preßte verbittert die Lippen zusammen. Er konnte den Menschen nicht helfen, solange sie sich innerhalb des Faktorelements bewegten. Die Dscherro hatten durchgesetzt, daß er erst eingreifen durfte, wenn sie die Barriere hinter sich gelassen hatten.
Bald war es soweit, und die ersten Geiseln taumelten in die Arme der wartenden Helfer. Viele weinten, andere
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