1889 - Gefangen in Terrania
„Hört endlich auf damit! Ihr bringt sie noch um!"
Sie schaffte es nicht, der Journalistin zu helfen, denn mehrere Männer hielten sie an den Armen und den Haaren fest.
„Das Miststück hat es nicht anders verdient", sagte die Frau, die noch immer an der Wand lehnte und mit glühenden Augen beobachtete, wie die anderen ihre Wut an Katie Joanne ausließen.
Sie wandte sich erst ab, als überraschend ein Dscherro erschien und die Gefangenen mit der Neuro-Peitsche auseinandertrieb.
Wieder versuchte Astra Hossaiini, zu Katie Joanne zu kommen. Dieses Mal war es der Gehörnte, der sie daran hinderte.
Er traf sie mit der Neuro-Peitsche und warf sie damit zu Boden. Dann packte er die bewußtlose Journalistin an den Füßen und zog sie hinter sich her. Sie schwebte weiterhin in einer Höhe von etwa einem Meter.
Als er sie draußen über die Kante der Plattform hinausstieß, sank sie langsam und leicht wie eine Feder in die Tiefe.
Katie Joanne kam zu sich, als sie noch etwa fünfhundert Meter über dem Boden schwebte. Sie stöhnte schmerzerfüllt auf, und die Muskeln an ihrem Körper verkrampften sich. Sekundenlang wußte sie nicht, wo sie war, bis es ihr endlich gelang, sich umzudrehen und nach unten zu blicken.
Mühsam griff sie nach ihrem Gürtel und justierte den Antigrav, so daß sie schneller sank. Sie richtete sich auf und landete auf ihren Füßen.
Danach konnte sie sich jedoch nicht auf den Beinen halten. Gepeinigt schrie sie auf und stürzte auf die Knie. Die Schmerzen waren so groß, daß ihr die Sinne zu schwinden drohten. Sie kämpfte dagegen an, wehrte sich gegen die Schwäche, die sie zu übermannen drohte, und allmählich klärten sich ihre Blicke.
Es schien keine einzige Stelle an ihrem Körper zu geben, die nicht verletzt und unter den Schlägen gequetscht worden war.
Am liebsten hätte sie sich auf den Boden gelegt, sich zusammengerollt wie ein Baby und gar nichts getan. Doch sie fürchtete sich davor, daß die Dscherro sie zurückholten. Da sie nicht wußte, wer sie gerettet hatte, fühlte sie sich nach wie vor bedroht.
Sie nutzte die technischen Möglichkeiten des Antigravgürtels und flog bis zu der schimmernden Barriere, durchdrang sie und wähnte sich erst danach in Sicherheit. Minuten später stand sie in den Räumen von SolTel, in denen sie auch die letzten beiden Wochen verbracht hatte. Das Gebäude, in dem sich ihre Wohnung befunden hatte, gab es nicht mehr. Es war unter dem Beschuß der Dscherro zusammengebrochen.
Sie ließ sich auf ihr Bett sinken, zog sich die Decke über den Kopf und sank wenig später erneut in eine gnädige Bewußtlosigkeit.
Als sie aufwachte, war es dunkel geworden. Nur das schwache Licht des Halbmondes fiel zu ihr herein.
Ein Raumjäger flog in niedriger Höhe über das Gebäude von SolTel hinweg. Der Luftdruck ließ die Scheiben der Fenster erbeben, die sich unter dem Einfluß zahlloser Explosionen während der Schlacht um Terrania gelockert hatten.
Katie Joanne brauchte einige Zeit, um zu erfassen, wo sie war. Jeder einzelne Muskel ihres Körpers tat ihr weh, und sie konnte sich kaum rühren. Dennoch kämpfte sie sich hoch, schleppte sich in die Hygienekabine und atmete erleichtert auf, als der Syntron ihr signalisierte, daß noch genügend Wasser für einen Duschvorgang vorhanden war.
Die Terranerin ließ sich mit heißem Wasser berieseln und legte sich danach unter den Medosyn von SolTel, der für Notfälle gedacht war. Er behandelte sie, versorgte sie mit Medikamenten und befreite sie von den Schmerzen.
„Du mußt dich bewegen", empfahl er ihr. „Das ist die beste Therapie für dich."
Sie antwortete nicht, verließ die Kabine und streifte sich einen leichten Morgenmantel über, der sie nirgendwo beengte. Erst dann kam sie auf den Gedanken, die, verschiedenen Räume zu inspizieren. Sie war allein im Sender, dessen Betrieb vom Syntron aufrechterhalten wurde.
In einer Cafeteria nahm sie einen heißen Tee zu sich und ließ sich vom Syntron über das aktuelle Geschehen im Zusammenhang mit den Dscherro informieren.
„Achtundfünfzig Raumschiffe der NOVA-Klasse!" staunte sie und kroch wieder ins Bett, um ihre Verletzungen, vor allem die Prellungen und Quetschungen, auszuheilen. „Was für ein Wahnsinn!"
Die Medikamente ließen sie in einen tiefen Heilschlaf versinken, aus dem sie in Abständen von mehreren Stunden kurz erwachte.
Vier Tage vergingen, bis sie sich so weit erholt hatte, daß sie sich schmerzfrei bewegen konnte.
ZWEI „Ich traue
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