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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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zu.
    Chris drehte sich um und rannte. Das ist ein Traum!, schimpfte er mit sich selbst. Einer deiner Alpträume, wie sie dich schon seit deiner Kindheit verfolgen. Joey hat es dich gelehrt: Du musst stehen bleiben. Du musst das Monster ansprechen, sonst erfährst du nie, warum es dich quält. Chris, du träumst. Dir kann nichts geschehen. Bleib stehen!
    Obwohl er wusste, dass er träumte, trieb die Panik ihn weiter. Fort von der blaugrünen Schlange, die ihn zischend in Wellenbewegungen verfolgte. Er rannte über den Wüstenboden, sprang über Grasbüschel und Steine hinweg und hetzte zwischen Sträuchern hindurch. Im Hintergrund sah er ein hohes Gebirge, auf das er sich zu bewegte. Menschen sah er nicht. Er war allein mit seiner bluthungrigen Verfolgerin.
    Dir kann nichts passieren, das ist ein Traum!, sagte er sich wieder. Endlich schaffte er es, trotz seiner Furcht stehen zu bleiben. Es gelang ihm, die Wut in sich heraufzubeschwören.
    Die Wut auf diesen Alptraum, der ihn immer wieder quälte: die riesige, hungrige Schlange in schillernden Blau- und Grüntönen, die ihn über die Ebenen der Wüste auf ein entferntes Gebirge zu hetzte.
    Zornig fuhr er herum. »Was willst du von mir?«, schrie er das Monster an. »Warum verfolgst du mich?«
    Die Schlange hielt vor ihm inne. Ein sanftes Schimmern umgab sie, als würde ein blasses Mondlicht sie bestrahlen. Sie richtete den dicken Leib auf, und das Strahlen wurde so hell, dass Chris geblendet die Augen schließen musste.
    Als er wieder sehen konnte, stand dort ein nacktes Anangu-Mädchen. Schwarze Locken fielen bis zu ihrer Hüfte. Sie war wunderschön. Ihr Körper war trainiert und dennoch weiblich.
    Mit einem Erröten bemerkte Chris, wie sein Blick nach einem kurzen Streifen des ebenmäßigen Gesichtes auf den nackten Brüsten verharrte. Gerne hätte er ihre bronzefarbene Haut berührt.
    Das ist ein Traum, dachte er bei sich. Ich kann mit ihr schlafen und Joey wird es nie erfahren. Sie kann nicht einmal eifersüchtig auf diese wunderschöne Fremde sein.
    Die junge Frau lächelte, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Chris bemerkte drei Male auf ihrer Schläfe. Die Form war ihm vertraut wie der Blick in den Spiegel: Sie trug dieselbe Zeichnung wie er im Gesicht. Im Traum wunderte er sich nicht darüber.
    Er trat auf sie zu und wollte nach ihrem lockigen schwarzen Haar greifen, aber die Fremde schüttelte den Kopf und schob seine Hand bestimmt zur Seite. Chris fiel plötzlich wieder ein, wer sie war: Sie war die Schlange! Sie war das Geschöpf, vor dem er all die Jahre in seinen Träumen voller Grauen geflohen war!
    »Wer bist du?«, fragte er.
    Sie sah ihm tief in die Augen. Ihre Iris war schwarz wie die Pupille! Sie öffnete den Mund und sagte etwas, aber Chris verstand ihre Sprache nicht. Niemals hatte er solche Worte gehört. War es vielleicht eine Sprache der Anangu?
    Er spürte, wie sein Bewusstsein sich heftig regte. Gerne wäre er in dem Traum geblieben, um mehr über sie zu erfahren. Warum verfolgte sie ihn?
    »Ich verstehe dich nicht«, brachte er noch hervor. Dann wachte er auf. Schweißgebadet blinzelte er in die morgendliche Helligkeit, die durch die Jalousien in sein Zimmer drang.
    Hoffentlich bin ich jetzt wirklich wach, dachte er.
    ***
    Gegenwart
    Ein Klappern und Fauchen erklang, als Aruula gerade den Fuß über einen Stein setzen wollte. Hastig fuhr sie zurück, mit derselben Bewegung lag schon der Dolch in ihrer Hand, und sie nahm Abwehrhaltung ein.
    Einen Moment lang geschah nichts. Dann rasselte es, und hinter dem Felsen kam ein krummes Wesen hervor, das Aruula bis an die Knie reichte, mit langer spitzer Schnauze und unterarmlangen, weißschwarzen Stacheln. Es nahm Drohhaltung ein, zischte und schüttelte heftig die Stacheln, die dabei das rasselnde und klappernde Geräusch erzeugten. Sein langer, ebenfalls stachelbewehrter Schwanz peitschte die Luft.
    Aruula wich langsam zurück. »Sch-sch…«, sagte sie leise.
    »Nur die Ruhe, ich bin kein Feind. Ich gehe einfach um den Felsen herum, siehst du? Keine Aufregung.«
    Das Stacheltier blies sich zur Kugelform auf, die immer noch weiter anwuchs und eine beeindruckende Größe erreichte.
    Aruula sah sich nach einer Deckung um, und in diesem Moment – verschoss das Tier seine Stacheln!
    Aruula stieß einen Schrei aus, als die Stacheln ihr sirrend um die Ohren flogen, hechtete zur Seite und warf sich zu Boden. Das Biest verfolgte sie mit aufgerissenem Maul, schrille Laute ausstoßend, sich aufblasend,

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