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1890 - Shaogen-Himmelreich

Titel: 1890 - Shaogen-Himmelreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ressortleiterin aufsteigen. Alle nötigen Talente brachte sie mit.
    Sie legte sich manchmal die Frage vor, ob sie glücklich war oder nicht. Eine eindeutige Antwort konnte sie darauf nicht geben. Aber das mußte sie auch nicht, solange es im Kosmos noch genügend andere offene Fragen gab.
    Am vierten Oktober 1289 wurde Kalkutta-Nord zu den Nonggo versetzt. Ska Kijathe mußte nicht mehr über Erfolg oder Mißerfolg nachdenken, sondern nur noch darüber, wie sie in der fremden Galaxis Gorhoon, im TeullerSystem, ihr Leben gestalten sollte.
    Ska war eine der wenigen in Kalkutta, die an’ eine Rückkehr ohnehin nicht glaubten. Die Heliotischen Bollwerke waren explodiert, neue waren nicht in Sicht. Wie also sollte eine Rückkehr nach Haus bewerkstelligt werden?
    In der Syntron-Fabrik gab es für eine Analytikerin ihrer Klasse keine Herausforderung mehr.
    ATG-Chips wurden so schnell nicht mehr benötigt.
    Für die kommenden Wochen und Monate sah sie zwei Möglichkeiten.
    Erstens: Sie konnte in Kalkutta bleiben und versuchen, an der Gestaltung des Alltags mitzuwirken. Eine eigene Infrastruktur besaß die Stadt nicht - oder nur in geringem Maß. Man würde sich also mit den Nonggo arrangieren müssen, am besten auf unbeschränkte Zeit. Dazu würde es hilfreich sein, wenn die Produkte der Karabani-Fabrik als Tauschgüter zur Verfügung standen.
    Zweitens: Sie konnte die Möglichkeit nutzen, die sich mit der KAURRANG-Expedition ergab.
    Und genau das war es, wofür sich Ska Kijathe entschied. An wissenschaftlich geschultem Personal mangelte es in Kalkutta-Nord. Es fiel ihr also nicht schwer, in die Besatzung aufgenommen zu werden.
    Von Beginn der Reise an erklärte sie die Computersysteme der KAURRANG zu ihrem Fachgebiet.
    Die Leute an Bord lernte sie kaum oder gar nicht kennen. An Menschen hegte sie wenig Interesse, weil man Menschen nicht berechnen konnte.
    Ska wußte genau, daß man sie in der KAURRANG als störenden Faktor empfand. Sie war anders als die meisten Menschen, schwer durchschaubar und asketisch. Manche Leute nannten sie geschlechtslos, weil es bei ihren abrasierten Haaren schwierig war, das Geschlecht auf Anhieb zu erkennen.
    Ska ließ sich vor allem in ihrer orangefarbenen Kutte sehen, als äußeres Zeichen einer inneren Disziplin.
    Ihre menschlichen Bedürfnisse hatte sie vor langen Jahren schon auf das Wesentliche reduziert. Hätte sie so etwas wie einen Glauben besessen, sie wäre zweifellos Priesterin geworden.
    So aber rückten systemtheoretische Vorgänge ins Zentrum ihrer Gedanken.
    Der Computer der KAURRANG stellte eine echte Herausforderung dar. Es war ihr nicht möglich, die Schaltkreise als syntronisch, biotronisch oder positronisch zu identifizieren.
    Syntronische Computer rechneten mit Überlichtgeschwindigkeit. Der Computer der KAURRANG erfüllte dieses Kriterium ebenfalls. Allerdings, die typische innere Architektur eines syntronischen Rechners fehlte in diesem Fall. Statt dessen schien ihr der KAURRANG-Rechner noch wandlungsfähiger.
    Ska Kijathe ließ sich nicht eine Sekunde lang davon täuschen, daß der Bordcomputer sich im Hintergrund hielt. Die Konstrukteure hatten ihn auf Zurückhaltung programmiert. Daß er diese Aufgabe nahezu perfekt erfüllte, sprach für seine Leistungsfähigkeit.
    Der Rechner, so nahm sie an, verfügte durchaus über so etwas wie eine eigene Persönlichkeit.
    Ein einfaches Experiment brachte sie zu der Erkenntnis. Sie stellte dem Schiff zu verschiedenen Tageszeiten, während unterschiedlicher Auslastungsgrade immer wieder ein und dieselbe Aufgabe. Es kam darauf an, für sämtliche Besatzungsmitglieder eine Art „Freizeitplan" zu erstellen. Mit reiner Berechnung war dies nicht zu schaffen. Im Gegenteil, die Besatzungsmitglieder mußten „beurteilt" werden. Und dieser Aufgabe wurde der Rechner auch gerecht. Das Ergebnis war keine zweimal dasselbe.
    „Ich werde dich Aura taufen", sprach sie zu dem Computer am vierten Tag der Reise. „Was hältst du von diesem Namen?"
    Der Rechner gab keine Antwort. Das paßte zu ihm, zur auferlegten Zurückhaltung.
    „Also nimm bitte zur Kenntnis, daß du ab jetzt mit dem Eigennamen Aura angesprochen wirst. Du wirst auf den Namen reagieren und unter dieser Bezeichnung Befehle entgegennehmen."
    „Ich habe verstanden", antwortete der Rechner.
    Ska empfand seine Antwort als kalt. Das schien in Auras Absicht zu liegen. Der Schiffscomputer verfügte über eine umfangreiche Bibliothek von Stimmfarben, und dabei wählte er immer die

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