1890 - Shaogen-Himmelreich
braucht jeder einen Künstlernamen. Mondra Diamond war eben meiner."
„Und wie heißt du wirklich?"
„Ich erinnere mich fast nicht mehr. Heute heiße ich Mondra. Aber der Name ist ja auch egal."
„Zirkusartistin ...", wiederholte Aagenfelt voller Bewunderung. „Deswegen bist du so gut in Form, was?"
„Ja. Und auch das TLD-Training."
Eine Weile herrschte Schweigen. „Du bist eine schöne Frau, Mondra."
Na also, dachte sie, das mußte ja kommen. Aber sie sagte keinen Ton. Statt dessen beobachtete sie das Kontrollfeld der Steuerung, das die Nonggo an menschliche Bedürfnisse angepaßt hatten.
Aagenfelt fuhr drucksend fort: „Wir sind jetzt seit vier Tagen hier an Bord. Und ... Nun, ich meine, ich habe mich in dich verliebt. Wenn ich dich sehe, fängt mein Herz zu klopfen an. Das kann so nicht weitergehen, und deswegen ... Ja, deswegen spreche ich jetzt mit dir."
Mondra Diamond hob die Brauen, dann sah sie Aagenfelt gerade an.
„Hör zu, Tautmo, du bist für mich beim besten Willen nicht attraktiv. Zwischen uns wird sich nichts abspielen. Wir hocken hier voraussichtlich noch eine ganze Weile aufeinander. Je eher du dich damit abfindest, desto besser für uns alle, okay?"
Aagenfelt gab keine Antwort. Er schien ins Leere zu starren.
„Tautmo !"
Der Physiker zuckte heftig zusammen. Dann stand er mit einem Ruck auf und verließ die Zentrale fluchtartig.
Im Nebensessel hob Norman schläfrig den Rüssel.
„Ruhig, Kleiner", murmelte sie. „Wir sind ihn ja schon wieder los."
*
Tautmo Aagenfelt trat gegenüber Mondra kaum noch in Erscheinung. Die Möglichkeiten, sich an Bord eines 130 Meter langen Raumschiffs aus dem Weg zu gehen, waren begrenzt, doch Aagenfelt nutzte sie mit bemerkenswerter Beharrlichkeit. Mondra hoffte, daß er sich nicht im Lauf der Reise zum Problem entwickeln würde.
So wie Poulton Kreyn: Seine Verletzungen, die er sich bei einem Unfall zugezogen hatte, heilten von Tag zu Tag besser aus. Bald sah man den Koloß, auf rohrdicke Krücken gestützt, durch die Gänge der KAURRANG stampfen.
Anfangs machte sich Mondra keine Gedanken über das Ziel dieser Ausflüge. Dann fiel ihr auf, daß sich Kreyn stets im Heckbereich des Schiffes aufhielt. Dort lag der automatische Versorger, so etwas wie ihre Speisekammer.
Vom Versorger bekamen sie jede Sorte Nahrung, die für menschliche Organismen zuträglich war. Die Nonggo hatten das Gerät speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt, nach entsprechenden Angaben der Datenbänke von Kalkutta. Was der Versorger produzierte, war nicht frisch und schmeckte nicht immer sehr gut.
Dennoch stillte es ihre Bedürfnisse.
Für den Adlaten Foremon bereitete der Versorger Mineralstoffbäder, in die er seine Füße tauchen konnte - so ernährte sich der Fremde aus Plantagoo. Treul und Goriph erhielten Swoon-Nahrung, und für Poulton Kreyn standen die riesigen Portionen bereit, die ein Ertruser benötigte.
So gesehen schien es nicht verwunderlich, wenn Kreyn häufig in der Kammer des Versorgers verschwand. Trotzdem schöpfte Mondra Verdacht. Kreyn gab sich große Mühe, daß niemand seine Ausflüge bemerkte. Da der Ertruser ein gerissener Kerl war, hatte er in den meisten Fällen Erfolg. Nur nicht bei Mondra Diamond, die als TLDAgentin schwer zu täuschen war.
Poulton Kreyn aß mindestens einmal pro Stunde.
Sie drang in die Kammer ein, als er gerade in seiner Kabine verschwunden war, und rief ein Protokoll der letzten Versorgerleistungen ab. Einige davon stammten wahrscheinlich von Rhodan, Bull, Aagenfelt und so weiter. Auch ein Mineralstoffbad war dabei, das sie Foremon zuordnete; außerdem zwei Portionen einer Salatspeise, die nur wenige Gramm wog, die vermutlich von Treul und Goriph verzehrt worden war.
Die anderen Leistungen stimmten sie bedenklich: sieben Kilogramm Karamelpudding, neun Kilogramm Rindersteak, fünf Kilogramm Erdbeereis, sieben Kilogramm Reis mit Früchten.
Selbst ein kranker Ertruser konnte nicht pro Stunde zwischen fünf und zehn Kilogramm Nahrung verarbeiten. Mondra zog daraus den Schluß, daß Poulton Kreyn eine Art Kummerfressen betrieb.
Sie beobachtete ihn unauffällig, aber sehr genau. Nach drei Tagen hatte Kreyn um den Bauch herum merklich zugelegt. Die Gewichtszunahme lag bei schätzungsweise zwanzig bis dreißig Kilogramm. Nach weiteren drei Tagen wog er mindestens hundert Kilo mehr als zu Beginn der Reise.
Mondra Diamond machte sich klar,daß sie das Problem auf eigene Faust nicht lösen konnte. Kreyn war ihr
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