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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht nach, interessierten sich für nichts. Sie waren Frauen, bis sie das Transformationsalter erreichten und, nach den Monaten des hormonellen Wechsels und der damit einhergehenden Schwäche, als Mann „wiedergeboren" würden, schwach, aber denkend.
    So rackerte Siebenton sich ab, und irgendwann brach sie zusammen. Sie war mehrere Tage lang außer Gefecht. Jessup versorgte sie mit aufbauenden Säften und Medikamenten.
    „So kann es doch nicht weitergehen", redete er auf sie ein. „Ich fühle mich für dich verantwortlich, Siebenton, auch wenn ich auf Koliwans Seite stehen müßte. Aber ich habe dich angeworben. Gib den sinnlosen Kampf auf! Du kannst ihn nicht gewinnen. Es hat schon genug Tote bei den Ausgrabungen gegeben. Willst du denn unbedingt die nächste sein?"
    „Mich kriegt er nicht klein", sagte sie. „Ich danke dir, Jessup. Aber ich werde auch jetzt weiterkämpfen.
    Er wird es nicht erleben, daß ich meinen Vertrag breche."
    „Aber du setzt dein Leben aufs Spiel. Du bist krank, Siebenton. Du hast aufgehört, auf die Warnsignale deines Körpers zu hören. Beim Licht, du bist genauso stur wie Koliwan!"
    „Das mag sein", sagte sie.
    Kurz darauf stand sie wieder im Stollen und schuftete sich ab. Sie wußte bald nicht mehr, warum sie das tat. Sie wußte nur, sie mußte durchhalten, immer weiter durchhalten ...
    Ihr zweiter Zusammenbruch ließ nicht lange auf sich warten. Wieder kümmerte sich Jessup rührend um sie, und wieder wollte sie von seinen Ermahnungen nichts wissen.
    „Ich bin dir sehr dankbar", sagte sie zu ihm. „Aber ich muß das hier durchstehen, um frei zu werden."
    Und da sagte er etwas sehr Merkwürdiges zu ihr: „Du bist vielleicht früher frei, als du jetzt denkst, Siebenton. Ich kann dir noch keine Versprechungen machen. Aber es gibt jemanden, der sich für dich interessiert. Und falls dieses Interesse echt ist, darf sich selbst Koliwan nicht widersetzen."
    Er sagte nichts weiter dazu, aber seine Worte genügten, um ihre Gedanken in ein Karussell zu versetzen.
    Wer sollte das sein, der Interesse an ihr hatte und gegen den Koliwan machtlos war? Eine Idee schoß ihr durch den Kopf. Etwa Walyon, von dem sie oft träumte? .
    Die Priesterschaft hätte Einfluß genug, das war sicher.
    Sie versuchte, Jessup heimlich auszufragen, aber er gab keine Antwort. Also arbeitete sie weiter, und diesmal paßte sie besser auf sich auf. Sie hatte nichts zu verlieren, wenn sie langsamer war. Jessups Andeutungen hatten neue Hoffnung in ihr geweckt. Und erst jetzt begriff sie, daß sie die noch verbleibenden eineinhalb Jahre in Koliwans Diensten lebend nie durchstehen würde, sosehr sie sich auch zurücknahm.
    Natürlich blieb Koliwan Siebentons nachlassender Eifer nicht verborgen, dafür sorgten schon die neuen Arbeiterinnen, die sich über sie beschwerten. Er drohte ihr damit, sie außerhalb der gewöhnlichen Schichten weiterarbeiten zu lassen, aber bevor es soweit kam, gelang ihnen der Durchbruch zum Thronsaal der Königinnen dieser Burg.
    Er war riesig. Bisher war kein Sand eingedrungen, es gab keine Ritzen. Frische Luft war in das tief im Boden liegende Gewölbe nur durch einen großen, langen Schacht im fünf Meter hohen Zentrum der Decke eingedrungen. Doch wie bei allen Burgen, die Siebenton mit Koliwan bisher freigelegt hatte, war er sorgfältig zugemauert worden offenbar kurz bevor die Bewohner der Burg verschwanden oder sich zum Sterben in die Grabkammern zurückzogen..
    Der Thronsaal war, ebenfalls wie die zuvor gesehenen, eine Mischung aus großzügiger Residenz für die jeweils drei Königinnen eines Tessma-Staates und einem technischen Schaltzentrum. Ähnlich wie bei den heutigen Mönchen hatten die Tessma primitive Geräte und Anlagen mit High-Tech-Elementen verbunden.
    Bestand die Peripherie ihrer Burgen aus geglättetem Stein mit den üblichen Schriften und Bemalungen, aus simplen Stollen und Schächten und Kammern, so war die eine Hälfte des Thronsaals für Siebenton etwa so, wie sie sich eine moderne Raumschiffszentrale vorstellte.
    Es gab große Monitorreihen, Terminals und riesige Pulte, die alle dreiviertelkreisförmig um die drei hohen, schweren Sessel in der Mitte des Saals angeordnet waren. Hinter dem ausgesparten Viertel befanden sich Ausgänge, hinter denen erfahrungsgemäß die Quartiere der einfachen’ Arbeiter lagen, und darunter, noch einmal ein Dutzend Meter tiefer, die Grabkammern.
    Koliwan war ganz in seinem Element und vergaß Siebenton vorübergehend. Er nahm die

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