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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Burg sozusagen für sich in Besitz, jedenfalls, bis er mit seinen Forschungen fertig war und sie denjenigen übereignen mußte, die seine Expeditionen finanzierten. Und das war in letzter Instanz der Seelenhirte von Wolkenort.
    Siebenton dagegen konnte längst keine so rechte Begeisterung mehr aufbringen. Sosehr sie die Hinterlassenschaften der Tessma früher fasziniert hatten - heute beschränkten sich ihre Empfindungen auf Fragen wie die, warum dieses mächtige Volk so plötzlich von der Bildfläche verschwunden war. Aber konnte man überhaupt von einem „Plötzlich" reden, wenn es sich um Zeiträume von Jahrzehn- oder Jahrhunderttausenden handelte?
    Siebenton war wie abgestumpft. Sie kämpfte ums Überleben, und mit jedem Tag, der ereignislos verlief, schwand ihre Hoffnung auf Erlösung ein wenig - durch wen letztlich auch immer.
    Doch dann, als sie schon gar nicht mehr daran glaubte, war er plötzlich da und forderte sie von Koliwan.
    Er war kein Priester, und er wollte Siebenton nicht für sich, sondern für die Organisation, für die er als Werber und Rekruteur unterwegs war: die Shaogen-Außenwächter!
    Und Koliwan mußte sie gegen seinen Willen ziehen lassen, denn Jessup hatte recht. Wer von den geheimnisumwitterten Außenwächtern angefordert wurde, der durfte sich weder selbst widersetzen, noch hatte ein Vertragspartner das Recht, auf Erfüllung des Arbeitskontrakts zu bestehen.
    Damit endete für Siebenton ein langer Alptraum - und ein neuer begann.
     
    3.
     
    Siebenton, 54 Jahre Brovn Später fand sie heraus, wie Brovn auf sie aufmerksam geworden war: Hentele, die genau wußte, wie sehr ihre Freundin unter Koliwan zu, leiden hatte, hatte ihn kontaktiert, als er in Bleuht war und sich nach potentiellen neuen Mitgliedern des Wächterordens umsah. In jeder der großen Städte gab es ein Rekrutierungsbüro. Hentele hatte damit auch für Siebenton ein Opfer gebracht. Wenn Siebenton die Prüfungen erfolgreich bestand, dann würde nichts werden aus ihrem Wiedersehen. Hentele hatte ihren gemeinsamen Zukunftstraum für Siebentons Leben aufgegeben.
    Siebenton hielt sich nun seit vier Tagen an Bord eines AußenwächterSchiffes auf, der TARASCH: Diese Schiffe basierten auf der Mond-Grundform, besaßen jedoch an jeder Sichelspitze zwei zwanzig Meter hohe Türme, einen nach oben, einen nach unten ragend. Die insgesamt vier Türme beinhalteten schwere Waffensysteme. Die Außenwächter-Schiffe verfügten außerdem über einen kastenförmigen Heckflansch von dreißig mal dreißig mal dreißig Meter Größe, der zur Hälfte in den Schiffskörper versenkt war. In ihm befanden sich zusätzliche Triebwerkssysteme für bessere Beschleunigungswerte und bessere Beweglichkeit.
    Wie groß der Gefallen wirklich war, den Hentele ihr erwiesen hatte, würde sich erst noch zeigen.
    Siebenton hatte natürlich von den Außenwächtern gehört, aber nur so viel, daß ihre Aufgabe darin bestand, die Umtriebe der Ungläubigen im Halo der Galaxis - vor allem des Traal-Gegenkults - in Schach zu halten, und daß es bei ihnen überaus streng zuging. Das hatte bereits bei ihrer Rekrutierung begonnen. Sie hätte wirklich nicht ablehnen dürfen. Neue Mitglieder des Ordens wurdenerwählt und hatten sich zu fügen. Man konnte nicht selbst entscheiden, ob man zu den Wächtern gehen wollte. Insofern waren die. Begriffe „Werber" und „Rekrutierungsbüro" falsch. Es wurde nicht geworben, es wurde befohlen.
    Siebenton hatte die Kammer, in der sie mit zwei anderen Frauen schlief, seit dem Start der TARASCH von Wolkenort nicht verlassen dürfen. Sie ahnte, daß es allen Mönchinnen so ging, die mit ihr an Bord gebracht worden waren. Auf dem Raumhafen von Bleuht hatte sie über zweihundert gezählt. Nahrung wurde ihr, Beckar und Herget in regelmäßigen Abständen gebracht. Für Waschen und Notdurft gab es eine kleine Kabine, die auch von den Insassinnen der Nachbarkammern genutzt werden konnte. Es fehlte den Frauen an nichts, bis auf ihre Bewegung und ihre Freiheit.
    Siebenton tröstete sich immer dann, wenn sie trübe Gedanken überkamen, mit der Gewißheit, daß sie bei Koliwan sicherlich zugrunde gegangen und gestorben wäre. Sie wußte nicht, was vor ihr lag, doch was hinter ihr lag, das wußte sie ganz genau: verlorene Jahre; ein Stück Leben, das am Ende kein Leben mehr gewesen war.
    Manchmal fragte sie sich, was geworden wäre, wenn sie bei ihrer Kolonne geblieben wäre, bei Klast und Oriwad, Greine und den anderen. Oriwad mußte inzwischen

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