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1892 - Als das Sternlicht erlosch

Titel: 1892 - Als das Sternlicht erlosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und der Wächter bedankte sich und verschwand wieder im Nebel.
    Die Kolonne ...
    Damals war Siebenton 45 Jahre alt gewesen, jung und unbesorgt. Das hatte sich mit einem Schlag geändert, als sie einen Arbeitsvertrag mit dem berühmten Archäologen Koliwan schloß. Dort in Ungnade geraten, rettete sie nur eine Anforderung durch den Shaogen-Außenwächter-Orden vor dem sicheren Tod.
    Noch einmal rettete sie ein Wunder, als sie als einzige das Massaker überlebte, das die Truppen des Traal-Gegenkults und der Außenwächter auf einem Rekrutierungsplaneten anrichteten.
    Ihr ganzes Leben als Frau war dadurch bestimmt gewesen, daß sie sich durch ihre unermüdliche Neugier hervortat, daß sie immer wieder neue Ideen hatte und Neuerungen durchsetzte, was sich herumsprach. Auf diese Weise gewann sie sogar das Vertrauen der Caliguren, einer in ihren Raumschiffen lebenden Technikerrasse, die sie vom Planeten des Schreckens fortbrachten. Die Jahre mit ihnen waren die glücklichsten in Siebentons Leben gewesen.
    Nach der Rückkehr nach Wolkenort war für sie alles nur noch bergab gegangen. Sie hatte Arbeif gefunden, die sie nicht befriedigte, und einen Mann, dem sie zwei Kinder gebar, um dafür lebendig eingesperrt und isoliert zu werden.
    Aber das war endgültig vorbei. Jetzt war Siebenton ein Mann.
    Er war frei.
    Und wurde von Tag zu Tag ein wenig schwächer.
     
    *
     
    Früh am Morgen des anderen Tages brachen sie auf. Siebenton hatte vor der Rückkehr ins Boot noch auf das Shaogen-Sternlicht gewartet, das exakt alle siebzig Stunden alles Lebendige in einem Umkreis von 40.000 Lichtjahren vom Zentrum der Galaxis erfaßte und durchdrang. Dann fühlten die intelligenten Wesen sich bis tief ins Allerinnerste durchleuchtet und durchschaut, dazu glücklich und geborgen.
    Für sie war es der Beweis dafür, daß es einen Gott gab, der alles, was sie im guten oder im schlechten getan hatten, genau registrierte, damit es am Tag ihres Todes abgerechnet würde - am Beginn des Tod-Erlebens. So nannten die Mönche, die Fothok, die Caliguren, die Mourmalen, die Jedouinen und alle anderen Bewohner ihrer Sterneninsel den Übergang in das andere, wirkliche Leben und auch dieses Leben selbst, für das das weltliche Dasein nur eine Vorbereitung darstellte.
    Der ganze Shaogen-Kult, die bestimmende Religion in Shaogen-Himmelreich, gründete sich auf das ShaogenSternlicht.
    Der von der Lichtung und dem Urwald ausgeschwitzte Dunst hatte sich noch nicht ganz verzogen. Proxx und Falagen gingen an der Spitze der fünfköpfigen Gruppe, dann folgten Siebenton und die beiden anderen jungen Priester. Sie alle trugen neben den unvermeidlichen Soukas, ihren enganliegenden weißen Hand- und Fußschuhen, und den Schärpen breite Gürtel um die Hüften, in denen sich Antigrauund Schutzschirmaggregate befanden. Schon da‘ her, wegen der jederzeit aktivierbaren Schirme, hielt Siebenton die Bewaffnung ihrer Wächter für unangebracht.
    Er wollte die Namwoggs, abtrünnige mönchische Siedler, die sich so nach ihrem Planeten benannt hatten, nicht durch Strahler zur Vernunft bringen, sondern durch Worte. Es galt, sie für den reinen Glauben zurückzugewinnen von der grausamen, kannibalischen Abart, die sie im Lauf der Zeit entwickelt hatten.
    Proxx hielt über ein Funkgerät, das er sich um das linke Handgelenk geschnallt hatte, ständig Kontakt mit Minderhout im Beiboot. Einige Sonden in der Luft beobachteten die Siedlung der Namwoggs und den Weg der Missionare. Sobald Gefahr drohte, würde Proxx gewarnt werden. So, wie Siebenton als Leiter der Gesamtexpedition galt, durfte er sich als Leiter des Sicherheitstrupps fühlen.
    Plötzlich war die Lichtung zu Ende. Es gab keinen erkennbaren Weg durch den umliegenden Dschungel.
    Also schalteten die Mönche ihre Antigravaggregate ein und ließen sich hochsteigen bis zu den Wipfeln des Urwalds und dann langsam darüber hinweggleiten, immer in Richtung Südwest.
    Proxx hatte dafür plädiert, mit dem Boot gleich bei der Siedlung zu landen. Siebenton hatte das abgelehnt. Er wollte den Abtrünnigen nicht gleich alles verraten, was er lieber noch in der Hinterhand behielt - ganz zu schweigen von dem Schiff im Orbit, das bei Bedarf jederzeit landen konnte.
    Eine gewaltsame Befreiungsaktion wäre vielleicht möglich gewesen, aber niemand konnte dafür garantieren, daß die notgelandeten und entführten Frauen dies überlebt hätten. Außerdem ging es Siebenton ja darum, die Namwoggs zum rechten Glauben zurückzubekehren - auch

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