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1893 - Offensive des Traal

Titel: 1893 - Offensive des Traal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Allerdings um den Preis der Bekanntgabe ihres Vorhandenseins.
    Und das war es nicht wert. Die Traal-Gegenkultler hätten sofort Jagd auf sie alle gemacht und sie getötet.
    Für Wesen, die das Leben nach dem Tod ablehnten, stellte der Tod einen geradezu normalen Bestandteil des Alltags dar wie Essen und Trinken; sie verspürten weniger Angst vor dem Ende. Nur jemand, der die Gnade des Shaogen-Sternlichts empfangen und regelmäßig seine Gegenwart gespürt hatte, konnte in etwa erahnen, was das Tod-Erleben und das Shaog bedeuteten.
    Damit all das wieder Wahrheit wurde und das Sternlicht zurückkehrte, hatte Bontereigg sich entschlossen, das schwere Opfer zu bringen und die Geborgenheit des Ordens zu verlassen. Drei Jahre war es her, daß er den Houmt für alle Zeiten abgelegt hatte, um sich als Agent unter die Bewohner der äußeren Galaxis zu mischen. Mehrfach hatte sich der Mönch auf der Flucht befunden, gejagt von den Schergen des Traal oder auch von ganz gewöhnlichen Planetenbewohnern, die sich einen materiellen Vorteil versprachen, wenn sie ihn fingen und auslieferten. Seine flinken Beine und die elastischen Soukas hatten ihn bisher jedesmal gerettet.
    Jetzt aber waren die Soukas an seinen Füßen durchgelaufen. Allein seine eingehende Ortskenntnis half ihm: Er lebte noch und hoffte inständig, daß er bis zum nächsten Knotenpunkt durchhielt.
    Ein halbes Jahr war es her, daß er als blinder Passagier eines der unzähligen Handelsschiffe nach Tourend gelangt war und sich von Bord geschlichen hatte. Und Dleutasch beherbergte Bontereigg seit hundert Sonnenaufgängen.
    Zeit genug, um sich mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen.
    Das Schlimme an seiner Situation war, daß er die Schergen vom Traal-Gegenkult nicht kannte. Nach seinem Verständnis besaßen sie kein Gesicht. Jeder konnte zu ihnen gehören, der Kerl drüben unter dem Tor oder der Händler in seinem Pavillon. Vielleicht beobachteten sie ihn und gaben seine Position an die Verfolger weiter.
    Warum griffen sie dann nicht ein? Für den Handelsherrn Huobervynn als Anführer der Traal-Gegenkultler auf Tourend gab es sicherlich keinen schlimmeren Feind als ihn, den Spion hinter der Tür.
    Die Dinge, die Bontereigg erlauscht hatte, konnten dem Traal erheblichen Schaden zufügen. Entsprechend maßten die Schergen des Gegenkults alles daransetzen, daß er, Bontereigg vom Planeten Phasenberg, von seinem Wissen keinen Gebrauch machen konnte.
    Die gelben Augen des Mönchs musterten das Gelände. Er löste sich aus der Deckung des Pfeilers und huschte weiter. Dabei machte er sich so klein wie möglich und achtete darauf, daß er im Schatten der Häuser blieb und kein Sonnenstrahl den Körper streifte. Der weiße Körperfilm schützte vor dem Austrocknen, aber er reflektierte Licht und verriet nur zu leicht seinen Standort.
    Noch immer zeigte das Meßgerät nichts an, also steckte Bontereigg es in die Schärpe zurück. Geduckt rannte er bis zur nächsten Straße und verbarg sich unter einem Gebäudevorsprung, dem einzigen weit und breit.
    Nagoratel, sein derzeitiger Ansprechpartnerund Agentenführer, wartete bestimmt schon auf ihn.
    Bontereigg hatte ihm das Signal geschickt, daß er über Informationen von hoher Wichtigkeit verfügte.
    Die Strecke bis zum Knotenpunkt betrug noch knapp tausend Schritte. Wenn er sie schaffte, war er in Sicherheit.
    Die Isolation im Glauben wird allen Stürmen trotzen!
    Nie war seine Überzeugung so fest gewesen wie in seiner Zeit auf Tomend. Die Außenwächter wankten als einzige in Shaogen-Himmelreich nicht, sie glichen Felsen in der Brandung.
    Auf den Planeten im Reich des Sternlichts sah es hingegen anders aus. Dort herrschten Verunsicherung und Angst. Manchmal sogar Verzweiflung und Resignation bis hin zu Fatalismus. Viele hatten den Glauben verloren und stellten ein willkommenes Fressen für die Lügner des Traal dar. Manche Shaogen-Hüter, die fest in ihrem Glauben lebten und nicht wankten, behaupteten, der Traal sei in Wirklichkeit schuld am Verlöschen des Lichts. Aber das zeigte erst recht die Verunsicherung.
    Niemals hätten die Schergen des Traal es geschafft, das Shaog zu vernichten. Die Himmelsburg der Seligen ließ sich nicht zerstören, wie man ein Schiff oder eine Stadt zerstörte. Es gab keine Waffen, die in das Jenseits wirkten. Die Wahrheit mußte eine andere sein.
    Dennoch steigerten die Gerüchte den Zorn der Shaogen-Außenwächter ins Unermeßliche. Wenn nicht Siebenton sie ab und zu gebremst hätte, wären die

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