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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gab ihnen den Befehl:
    „Jetzt könnt auch ihr nun fort; ich komme nach! Ich habe diesen früheren Freunden und jetzigen Feinden einige gute Lehren zu erteilen, ehe ich sie wieder freigebe. Nach dem Bir Hilu dürfen sie auf keinen Fall wieder. Der Effendi bekommt von mir selbst eine Kugel.“
    Sie gehorchten, wenn auch sichtlich widerstrebend. Sie schienen, wenigstens in Beziehung auf den Kanz el A'da, auch ihre Absichten und Wünsche zu haben. Wahrscheinlich durchschauten sie den Scheik und hielten es aber für klug, ihm einstweilen alles zu überlassen und erst später dann mit ihren Forderungen hervorzutreten. Sie gingen zu ihren Kamelen, stiegen auf und ritten fort, und zwar nicht auf dem Weg, den ich gekommen war, sondern auf demjenigen, der sie hierhergeführt hatte, denn sie waren einen weiten Bogen um den Bir Hilu geritten und so vorsichtig gewesen, erst hier auf die Linie zu treffen, auf welcher ihrer Ansicht nach die Rückkehr des Persers erfolgen werde. Das war ein für mich sehr günstiger Umstand, da ich nun nicht zu befürchten brauchte, daß sie mit Halef zusammentreffen oder gar ihn vorzeitig sehen und schnell zurückkehren würden, um den Scheik zu warnen.
    Dieser hatte für mich einstweilen keine Beachtung mehr, womit ich allerdings sehr gern einverstanden war. Jetzt, da seine Leute sich entfernt hatten, war meine Lage so ganz unerwartet hoffnungsvoll geworden. Ich hatte es mit ihm allein zu tun und hielt es für gar nicht unmöglich, mit ihm fertig zu werden, ohne Halefs Hilfe abzuwarten. Die Hauptsache dabei war, ihn nahe an meine Hände zu bekommen.
    Auf seine Flinte gelehnt, hatte er dagestanden, bis seine Beni Khalid verschwunden waren. Nun wendete er sich dem Ghani zu:
    „Ich wiederhole es: Es spricht keiner von euch eher, als bis ich es erlaube, sonst ist ihm eine Kugel sicher! Ich gebe noch einmal mein Wort darauf!“
    Er sah sie einzeln, einen nach dem andern finster an und fuhr dann fort:
    „Ihr seid ganz unbeschreiblich dumme und dabei ebenso unbeschreiblich freche Menschen! Es ist eine Unverschämtheit sondergleichen, mir zuzumuten, euch für unschuldig zu halten! Allah weiß es, und ich weiß es auch, daß der Schiit dort in seinem Recht war. Ich sage euch das in Gegenwart dieses Effendi, den ich dem Perser nicht nachschicken will, ohne ihn vorher zu überzeugen, daß ich euch gar wohl durchschaut habe. Das tue ich, weil ich mich bisher vor ihm zu schämen hatte, denn er mußte ja annehmen, daß ich verbrannte Dattelkörner anstatt des Gehirnes im Kopfe habe!“
    „Wir sind – – –!“ wollte der Ghani beginnen.
    „Schweig!“ wurde er unterbrochen. „Ich werde dir sagen, wenn du zu sprechen hast.“
    „Aber ich muß – – –!“
    Er hielt sofort wieder inne, denn der Scheik richtete den Lauf der Pistole auf ihn.
    „Du scheinst gern reden zu wollen. Gut, du sollst es dürfen, aber ja nicht mehr als ein einziges Wort!“
    Er trat hart an ihn heran, näherte die Waffe seinem Herzen und fuhr fort:
    „Wenn du eine Lüge antwortest oder mehr als nur ein einziges Wort, auch wenn du auf den Gedanken kommen solltest, nicht zu antworten, also in jedem von diesen drei Fällen trifft dich meine Kugel augenblicklich und ebenso sicher, wie die deinige dort den Unschuldigen getroffen hat! Also jetzt! Habt ihr den Kanz el A'da gestohlen? Ja oder nein!“
    „Ja“, würgte der Ghani, als ob er am Ersticken sei, hervor.
    „Daran habe ich natürlich keine Sekunde lang gezweifelt, und darum verdient es die härteste aller Strafen, daß ihr mich für einen Geisteskranken gehalten und von mir gefordert habt, euch nicht nur als Unschuldige gegen die Haddedihn und die Asaker zu verteidigen, sondern, was noch tausendmal schlimmer ist, euch auch wirklich für unschuldig zu halten. Ich kannte dich, Ghani, schon früher, und ihr kamt zu uns an den Brunnen. Ihr waret also meine Gäste, und wir haben mehr als unsere Pflicht gegen euch getan. Sogar das Leben wagten wir wiederholt, zuletzt im Zweikampf, den wir um euretwillen forderten. Dann aber war euch genug von uns geschehen. Als wir vom Brunnen reiten mußten, erklärte ich euch, daß wir uns von euch trennen müßten. Ihr weigertet euch, zu gehen! Ich sagte euch, daß ich euch nicht mehr als Gäste betrachten dürfe. Ihr bliebt dennoch bei uns! Als wir hierherritten, befahl ich euch, zurückzubleiben. Ihr gehorchtet nicht, sondern kamt uns nachgeritten! Wir mußten euch dulden, weil ihr sonst zu den Feinden geritten wäret, um zu

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