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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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alles, was er sagt und was er tut, ist fromm und gut. Es freut mich, daß er sich nicht mehr bei El Ghani, sondern bei euch befindet; da ist er in sicherer Hut, und wenn ich den ‚Liebling des Großscherifs‘ einholen werde, kann ich mit ihm so streng verfahren, wie es mir beliebt, ohne auf den alten, unschuldigen Münedschi Rücksicht nehmen zu müssen!“
    „Was wirst du mit ihnen tun, wenn es dir gelingt, sie festzunehmen?“
    „Ich werde sie nach Meschhed Ali schaffen.“
    „Und wenn sie sich wehren?“
    „So schieße ich sie nieder. Das ist dir wohl zu streng?“
    „Ich bin hier weder Ankläger noch Richter noch sonst irgendwie beteiligt und kann also keine Meinung haben. Gibt es vielleicht noch eine Frage, welche wir dir beantworten könnten?“
    „Nein. Wenn ich noch einen Wunsch finde, so werde ich ihn später aussprechen.“
    „Wann?“
    „Heut abend.“
    „Wo?“
    „Am Bir Hilu, wo wir doch wieder zusammentreffen.“
    „So willst du dich vorher von uns trennen?“
    „Natürlich, und zwar sogleich, denn ihr reitet mir zu langsam. Oder willst du deiner Karawane vorausreiten und mich begleiten? Ich brauche dir wohl nicht erst zu versichern, Effendi, daß mir das außerordentlich lieb sein würde.“
    „Erlaube, daß ich bei den Haddedihn bleibe! Ich gehöre jetzt zu ihnen; auch ist es stets mein Grundsatz gewesen, mich nicht in Dinge zu mischen, die mir fernliegen. Daß das Heiligtum von Meschhed Ali bestohlen worden ist, geht mich nichts an, und mit dem Ghani habe ich einstweilen auch nichts mehr zu tun; es ist also gar kein Grund vorhanden, mich an der Jagd nach den Dieben zu beteiligen.“
    „Auch nicht aus Rücksicht für mich?“
    „Auch nicht. Diese Rücksicht verbietet mir im Gegenteil, dich zu begleiten.“
    „Wieso?“
    „Durch meine Beteiligung würde ich, zwar nicht in Worten, aber durch die Tat, der Ansicht Ausdruck geben, als ob du nur mit meiner Hilfe imstande seist, die Aufgabe, welche du dir gestellt hast, zu erfüllen, während ich doch der festen Überzeugung bin, daß du ganz der Mann bist, das auszuführen, was du dir vorgenommen hast. Habe ich recht?“
    Ich sah ihm an, daß er zufrieden mit dieser meiner Äußerung war und sich geschmeichelt fühlte. Er antwortete:
    „Ja, du hast recht, Effendi, ich bitte dich also, zurückzubleiben. Aber heute abend werden wir euch ganz bestimmt am Brunnen Hilu wiedersehen?“
    „Ja. Ich bin, wie gesagt, überzeugt, daß wir die Diebe als deine Gefangenen finden werden.“
    „Ganz gewiß, falls wir sie überhaupt noch dort treffen.“
    „Sie werden nirgends anders sein, denn sie müssen wegen des Wassers hin. Und sie werden auch dort bleiben, weil sie zu schwach und angegriffen sind, um von dort aus noch weiterzureiten. Es ist viel eher möglich, daß ihr sie noch vor dem Bir Hilu einholt, als daß ihr gezwungen seid, ihnen von dort aus noch weiter nachzureiten. Das eine nur gestatte ich mir, dir zu sagen: Sei ja dafür besorgt, daß sie nicht fliehen, wenn sie euch von weitem kommen sehen und dich etwa erkennen!“
    „Das denke ja nicht! Wir werden wie ein Wetter über ihnen sein. Nun Allah mich durch euch den richtigen Weg hat finden lassen, werde ich nicht so sorglos sein, ihnen Gelegenheit zum Entkommen zu geben. Jetzt erlaube, daß ich für einstweilen Abschied von euch nehme. Den Dank, den ich euch schuldig bin, werde ich euch später sagen!“
    Er rief seinen Führer und die Soldaten herbei und eilte mit ihnen fort. Wir sahen sie noch einige Zeit vor uns auf den Hügelhöhen und in den Tiefen auf- und niedertauchen, bis sie sich so weit entfernt hatten, daß wir sie nicht mehr erkennen konnten. Da sagte Hadschi Halef zu mir:
    „Sihdi, wäre es nicht besser gewesen, du hättest seinen Wunsch, mit ihm zu reiten, erfüllt?“
    „Warum?“
    „Du wärest gewiß nicht allein mit ihm gegangen, sondern hättest mich mitgenommen. Und dann wäre es für uns doch eine wahre Wonne gewesen, mit dabeisein zu können, wenn diesen ebenso stolzen wie dummen, räuberischen Mekkanern der Hochmut ausgetrieben wird!“
    „Hättest du deine Hanneh wirklich verlassen, Halef?“
    „Warum nicht? Es hätte sich doch nur um wenige Stunden gehandelt, und sie steht unter dem Schutze meines Sohnes und von fünfzig tapfern Kriegern.“
    „Wenn du diese wenigen Stunden noch wartest, ist es dann noch immer Zeit genug, dich an dem Anblicke der mekkanischen Demut zu laben. Und wenn ich meine Emmeh hier in der Arabischen Wüste bei mir hätte, würde

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