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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Feiglinge bekannt, und von ihrem Anführer, welcher Hadschi Halef Omar heißt und mit bei diesen fünfzig ist, weiß man allüberall, daß er, wenn es einen Kampf gibt, gleich beim ersten Schuß auszureißen pflegt. Er ist eine Memme sondergleichen, von der ihr nicht die geringste Gefahr für euch erwarten dürft.“
    Da fuhr Halef mit der rechten Hand nach dem Griffe seiner Peitsche und öffnete schon den Mund, um zornig loszuplatzen; ich warf ihm schnell das Wort „Kutub!“ zweimal zu, und er war zum Glück so klug, infolge der Bedeutung desselben seinen Grimm zu bemeistern und zu schweigen. Für mich aber war die Zeit gekommen, an dem Gespräche teilzunehmen. Die Aufrichtigkeit des Scheiks der Beni Khalid war zwar ein Zeichen seiner Geringschätzung, ein Beweis, daß er uns für vollständig geistig arme Menschen hielt, sie konnte uns aber nicht beleidigen, sondern mußte von uns ausgenutzt werden, und dazu besaß unser Führer nicht die nötige Einsicht und Selbständigkeit, da er nicht wissen konnte, was Halef und ich erfahren wollten und wie dann unsere Entschlüsse ausfallen würden. Darum richtete ich an Tawil die Frage:
    „Du bist also wirklich überzeugt, daß es uns nichts schaden wird, wenn wir jetzt mit euch reiten?“
    Er ließ seinen Blick langsam und mit dem Ausdrucke unendlicher Verachtung an mir niedergleiten und antwortete:
    „Ich kann dir versichern, daß eure teuren Körper nicht verletzt und eure schönen, reinlichen Anzüge nicht beschmutzt werden. Ihr werdet genau so heil und sauber bleiben, wie ihr jetzt seid.“
    „Später aber wirst du uns zum Brunnen lassen?“
    „Ja, sofort nachdem wir mit den Haddedihn fertiggeworden sind; jetzt aber darf niemand hin.“
    „Sind denn eure Mekkaner nicht dort geblieben?“
    „Nein, die sind auch bei uns.“
    „Und die Soldaten?“
    „Die haben wir natürlich auch mit fortgenommen. Sie sind, um uns die Bewachung zu erleichtern, in eine Seitenschlucht gesperrt worden, deren Steinwände so hoch sind, daß man sie nicht erklettern kann; vorn können sie auch nicht heraus, weil da ein Posten von uns steht. Ich sage das zu deiner Beruhigung, um euch zu überzeugen, daß auch diese Leute euch nichts tun können!“
    „Hatten diese Soldaten denn keinen Offizier bei sich, der sie kommandierte? Ich denke nämlich, daß es euch bei der geübten Umsicht eines solchen Vorgesetzten wohl nicht so leicht geworden wäre, sie an euch zu locken und dann zwischen Felsen einzusperren.“
    „Offizier! Geübte Umsicht!“ lachte er, und seine beiden Begleiter stimmten in das Gelächter ein. „Du bist ein Solaib, und darum hat man dir diese Dummheit zu verzeihen! Du scheinst noch nicht dabei gewesen zu sein, wenn Soldaten exerzieren. Sie drehen sich nach rechts; sie drehen sich nach links; sie drehen sich ganz um; sie laufen bald vorwärts, bald schief, bald rückwärts; sie tun das Gewehr ganz herunter; sie nehmen es bis zur Brust empor; sie werfen es auf die Achsel; sie heben das rechte Bein und bleiben auf dem linken stehen; sie heben das linke Bein und bleiben auf dem rechten stehen; sie bücken sich nieder; sie springen wieder auf; sie rennen auseinander und laufen dann wieder zusammen; sie legen die Finger an die Stirn; sie drücken die Waden aneinander; sie pressen die Brust heraus, und das alles tun sie, weil der dabeistehende Offizier diese lächerlichen Verrücktheiten von ihnen verlangt! Und da meinst du, daß so ein Karagöz (Lustigmacher, Hanswurst) uns hätte hindern können, das zu tun, was wir getan haben? Das kann eben nur ein Solaib denken, der von kriegerischen Angelegenheiten kein Wort, keinen Laut, keinen Hauch versteht! Aber es war kein Offizier bei ihnen, sondern ein verdammter Schiit, den Allah verurteilt hat, im tiefsten Pfuhle der Hölle zu wohnen. Dieser Schurke war so frech gewesen, unsern Mekkaner Freunden zu folgen, um sie zu beschimpfen und als Diebe, als Räuber zu bezeichnen. Er wagte es sogar, dies in unserer Gegenwart zu tun und uns zuzumuten, sie ihm auszuliefern. Als wir uns weigerten, einen solchen Befehl von ihm anzunehmen, und gar auch auszuführen, besudelte er uns mit Vorwürfen und Beleidigungen, auf welche wir nur mit dem Tod dieses Mißgläubigen antworten konnten.“
    „Er lebt also nicht mehr?“ fragte ich, indem ich mir Mühe gab, den Eindruck zu verbergen, den diese Mitteilung auf mich machte.
    „Jetzt ist er noch nicht tot, wird es aber morgen früh, wenn wir den Brunnen verlassen, gewißlich sein. Als wir mit

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