190 - Der Finder
Augen. In ihren Gesichtern zuckte es. Schließlich umarmten sie sich.
»Ich freue mich, Rulfan«, flüsterte Matt. »Ich freue mich so…«
So vieles stand zwischen ihnen, so fremd waren sie einander geworden, so weit voneinander entfernt – doch all das spielte in diesen Augenblicken keine Rolle. Beide waren sie erschüttert, und beide erfüllte ehrliche Freude, den anderen lebend zu sehen. Matt erlebte diese Erschütterung und diese Freude intensiver als Rulfan, denn für den kam dieses Wiedersehen nicht ganz unerwartet.
»Ich war darauf vorbereitet, dir hier zu begegnen«, sagte er. Sie ließen einander los.
Matt runzelte die Stirn. »Weil du dir ausrechnen konntest, dass auch ich alles daran setzen würde, Aruula zu finden?«
Ein Schatten flog über Rulfans Miene. »Nein. Ich musste ja lange davon ausgehen, dass ihr verhungert seid da oben in der Raumstation«, sagte der Albino. »Davon war ich überzeugt. Bis ich vor einigen Wochen erfuhr, dass du es erst zum Mond und dann sogar zum Mars geschafft hattest und jetzt wieder zurück auf die Erde gekommen bist.«
Matthew Drax schnitt eine ungläubige Miene. »Was sagst du da? Von wem hast du das erfahren?«
»Vom wem wohl? Ich habe deine beiden dürren Gefährten getroffen, Vogler und Braxton. Sie haben mir von eurer Reise im Zeitstrahl erzählt. Abenteuerliche Geschichte, ich kann sie kaum glauben. Du musst mir davon berichten!«
Für ein paar Atemzüge verschlug es Matt die Sprache. Wie und wo sollte der Sohn Leonard Gabriels die Marsianer getroffen haben? Sie befanden sich doch in der Obhut der Hydriten. Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Das werde ich tun. Später und in Ruhe.« Er atmete tief durch, gab sich einen Ruck und kam zum Punkt. »Was weißt du von Aruula?«
»Dass sie hierher wollte, viel mehr nicht.« Rulfan spähte an Matt vorbei zu Cahai. Der grinste verlegen und wandte sich ab.
»Wann hast du sie zuletzt getroffen? Wie ging es ihr? Wie konntet ihr die Nuklearexplosion überleben?« [2] Matt schüttete den Albino mit Fragen zu.
»Später, Maddrax.« Rulfan legte dem Blonden die Hand auf die Schulter. »Später werde ich dir alle Fragen beantworten, aber jetzt lass mich erst einmal etwas erledigen. – Dich hier zu treffen, hatte ich auch erwartet.« An Matt vorbei ging er auf den schlitzäugigen Telepathen zu. »Ich hatte es sogar gehofft, ehrlich gesagt.«
»Lass gut sein, Mann!« Cahai hob abwehrend beide Hände. »Du hast einfach auf der falschen Seite gekämpft, was kann ich dafür? Es war deine Entscheidung!«
»Ihr… kennt euch? «, staunte Matt. Die Situation wurde immer bizarrer. Konnte es sein, dass er das alles nur träumte?
»Leider.« Mit energischen Schritten näherte Rulfan sich dem schnurrbärtigen Chinesen. »Ich habe ihn vor einer rachgierigen Meute gerettet, die ihn lynchen wollte, weil er sie beim Kartenspiel ausgenommen hat…«
»Die Götter haben mir nun einmal die Gabe des Gedankenlesens geschenkt!« Cahai wich zurück.
»… und zum Dank hat er mich auf einer einsamen Insel ausgesetzt, statt mich mit nach Australien zu nehmen.« [3]
»Aber ich habe dich am Leben gelassen!« Cahai zog seinen Säbel.
»Hätte ich dich nicht genauso gut ins Meer werfen können?« Rulfan verzögerte seinen Schritt nicht einmal. »Hätte ich oder hätte ich nicht?« Rulfan kam unerbittlich näher. »Bleib stehen, Mann!«
Mit dem Unterarm schlug Rulfan die gekrümmte Klinge beiseite.
Er rammte dem Burschen die Faust in den Solarplexus und schickte ihn, als der sich ächzend krümmte, mit einem Haken gegen das Kinn zu Boden. »Danke Wudan, dass du es nicht getan hast!« Rulfan bückte sich nach dem Burschen, packte den Kragen seines Pelzmantels und riss ihn hoch. »Denn dann würde ich dich jetzt töten!« Erneut schlug er ihn nieder. »So kriegst du nur einen Bruchteil der Prügel zurück, die ich dir aus Dummheit in der Kaschemme am Spieltisch erspart habe!« Wieder packte er ihn, riss ihn hoch und schlug ihn nieder. Die Wucht des Schlages schleuderte Cahai so heftig ins Gras, dass er sich ein paar Mal überschlug.
Rulfan hatte ihm noch mehr Prügel zugedacht und stapfte auf ihn zu – doch vier der kleinen schwarzen Männer mit der rotweißen Bemalung stellten sich ihm in den Weg. Drohend richteten sie Speerspitzen und Schwertklingen auf ihn.
Rulfan blieb stehen und riss sein Schwert aus der Scheide. »Was geht euch das an? Mischt euch nicht ein! Ich warne euch!«
»Genug jetzt!« Ein breitschultriger Mann mit
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