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190 - Der Finder

190 - Der Finder

Titel: 190 - Der Finder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ihm mit aufgepflanzten Speeren entgegen. Der Albino zog sein Schwert.
    »Tu es nicht«, raunte Matt. »Die Zeit ist noch nicht reif dafür.«
    Viele Anangu umzingelten die Marsianer und Victorius. Auch den Säbelmann schleppte man zu der Gruppe. Die Anangu eskortierten die drei Männer und die Frau zum Uluru. Daagson blieb bei den Schafstitanen, er blickte seinen Leuten und den Neuankömmlingen hinterher.
    Ein Raunen ging durch die Menge. »Es ist so weit…«, »Die Glücklichen …!« Matt und Rulfan verstanden nur Satzfetzen. »Sie dürfen zu IHM …!«, »Sie dürfen in den Schoß des Ahnen …!«
    »Was soll das?« Matt trat dicht an Rulfans Seite. »Was geht hier ab? Wohin bringen sie die Vier?«
    »Zur Vereinigung , fürchte ich«, sagte Rulfan leise und mit heiserer Stimme. Und dann an die Adresse der Anangu: »Es sind unsere Freunde! Wir wollen mit ihnen gehen!«
    Daagson wandte sich zu ihnen um. »Ihr kommt später dran«, antwortete der Erste Wächter des Uluru. Die Anangu verschwanden mit den Marsianern, Victorius und Cahai in einer Felsspalte am Fuß des Uluru.
    ***
    Sie stiegen eine schmale, in den roten Stein gehauene Stiege hinauf.
    Cahai und Victorius gingen voraus. Die beiden Marsianer fielen etwas zurück. Die Anangu folgten schweigend. Oben gähnte eine dunkle Öffnung im Fels. Clarice Braxton zitterte, ihr Atem flog, Tränen liefen ihr über die Wangen. Vogler ergriff ihre Hand und zog die Frau an sich. »Hab keine Angst.« Er flüsterte. »Ich bin bei dir.«
    Victorius drehte sich nach ihnen um. »Aber wer wird denn weinen, Madame?«, tönte der Afraner. »Es ist doch wunderbar, endlich hier, endlich ab Ziel zu sein! N’est-ce-pas?« Er war freudig erregt, geradezu euphorisch, und er glaubte, es müsste der Frau vom Mars genauso gehen. Dabei wusste er doch, dass sie keine Telepathin, also nicht empfänglich war für die mentalen Schwingungen aus der felsigen Tiefe unter dem Uluru.
    Die beiden Männer erreichten die letzten Treppenstufen; fünf oder sechs Schritte trennten sie noch vom Höhleneingang. Clarice Braxton, etwa zehn Stufen unter ihnen, begann laut zu weinen. Ihre Nerven wollten nun gar nicht mehr mitspielen. Der schweigsame Vogler blieb einen Augenblick stehen, legte den Arm um sie und hielt sie fest. »Sieh mich an.« Er fasste ihr Kinn und hob ihren Kopf.
    Die sonst so unerschrockene Frau schluchzte wie ein verängstigtes Kind. Vogler blickte ihr fest in die großen, türkisfarbenen Augen.
    »Du bist Clarice Braxton! Du warst bei der ersten Erdmission dabei, hör mir zu! Du hast dich im Kronleuchter-Canyon bewährt! Du bist stark. Hörst du, was ich sage? Du bist stark.« Sie nickte und hörte auf zu weinen. »Und ich bin bei dir«, fuhr Vogler fort. »Was immer da tief ihm Felsen denkt und fühlt – wir werden ihm widerstehen. Habe ich Recht?«
    Hinter ihnen zischten die Anangu ungeduldig und forderten sie zum Weitergehen auf. Wieder drehte der Afraner sich nach dem Paar um. »Wo bleiben Sie denn, Madame et Monsieur? Kommen Sie, na los, kommen Sie endlich!«
    »Ja.« Clarice zog die Nase hoch und schluckte die letzten Tränen herunter. »Du hast Recht. Gehen wir weiter.«
    Schließlich standen sie alle vier auf den letzten beiden Stufen vor dem Höhleneingang. »Ich bin gespannt«, sagte der junge Bursche mit den Schlitzaugen und dem großen Schnurrbart. »Ich bin so wahnsinnig gespannt!« Er war ähnlich erregt wie Victorius.
    »Vielleicht treffen wir ja Wudan persönlich hier? Vielleicht werden wir gleich zu seinen Stellvertretern auf Erden ernannt!« Er drängte sich an Victorius vorbei, um als Erster die Höhle betreten zu können.
    Nacheinander schlüpften sie durch den Eingang. Clarice Braxton blieb stehen und zögerte. Vogler redete ihr gut zu. Die Anangu drängten das Paar schließlich ins Halbdunkle eines breiten Ganges.
    Fackeln leuchteten an den schroffen Wänden. Der Gang verengte sich rasch. Schließlich konnte man nur noch einzeln laufen. Vogler trennte sich von der ängstlichen Frau, hielt aber ihre Hand fest und zog sie hinter sich her. Von Victorius und Cahai sahen sie nicht einmal mehr die Schatten. Die beiden waren voraus gelaufen. Nur ihre Schritte hörte man noch, und hin und wieder ihre Stimmen.
    Kurz darauf verbreiterte sich der Gang wieder. Er führte auf eine Spalte zu, hinter der ein Feuer brannte. Nacheinander schlüpften die Männer hindurch. Halb zog Vogler die Braxton hinter sich her, halb drängten die nachfolgenden Anangu sie durch den Spalt. Sie

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