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1903 - Bebenalarm

Titel: 1903 - Bebenalarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einmal angesichts der Ausrottung ihres Volkes wenigstens ein Zeichen gab? Wenn es Gosaran jemals gegeben haben sollte, so war sie längst fortgegangen, als Reisende unterwegs, und hatte ihr Volk vergessen.
    „Komm, sing mit uns zu Gosaran!" forderte eine Setchene sie auf, als sie an einer Musikgruppe vorüberkam.
    „Wozu?" fragte Tebb nüchtern.
    „Es ist besser, als sich der Furcht zu ergeben. Was auch geschieht, wir sollten unsere Würde bewahren, denn wir sind Setchenen", antwortete die Frau. „Wir besitzen Intelligenz, also dürfen wir uns nicht einfach gehenlassen."
    „Singen kann unser Volk nicht retten."
    „Aber vielleicht den eigenen Tod erleichtern."
    Tebb zwinkerte. „Es gibt noch sehr viel zu tun. Vielleicht werden eure Hände gebraucht."
    „Es gibt Millionen Hände, doch sie brauchen einen Ansporn und einen Trost, Schwester.
    Ich sehe dir an, daß du sehr traurig und verstört bist, doch du trägst das Schultertuch. Du mußt deinen Angehörigen Mut spenden, und zwar allen! Nur, wie kannst du das, wenn du so mutlos und hoffnungslos bist?"
    „Gosaran bewahrt uns vor dem Chaos", intonierte die Frau daneben und blinzelte Tebb auffordernd zu.
    Zu ihrer Verwunderung hörte Tebb auf einmal ihre eigene Stimme.
    In Kürze würde aus Quarantimo-Stadt eine Totengruft werden, in der sich die Setchenen nur noch wie Geister bewegten. Der Verkehr würde vollständig zum Erliegen kommen, nirgendwo würde man das leise Summen sich öffnender Automatiktüren hören. Die oberen Etagen hoher Häuser wären nur noch mit guter Konstitution zu erreichen.
    Diese Stille würde schlimmer sein als das bange Warten jetzt. Tebb sang dagegen an, machte auf diese Weise ihrer ganzen Furcht Luft, ließ sie aus sich heraus, ohne verrückt zu werden oder zu verzagen. Die Nähe ihrer Artgenossinnen tröstete sie, der zarte Klang der Instrumente, der Chor.
    Jetzt wußte sie auch, daß ihre Entscheidung richtig war. Jemand mußte auf Quarantimo bleiben und den Setchenen durch die Bebenhaft helfen. Wenn es zur Bebenhaft kam und nicht der ganze Planet vernichtet wurde ... Jemand mit ihrer Erfahrung und dem Verantwortungsbewußtsein - und den Führungsqualitäten. Es wäre so einfach, davonzulaufen und alles hinter sich zu lassen.
    Doch da war Surt, ebenso viele Millionen weitere Setchenen. Mochte Kobb handeln, wie sie wollte. Ihr bedeuteten Leben nichts, doch das würde sich eines Tages rächen, dessen war sich Tebb sicher.
    Während sie sang, betrachtete sie den Himmel. Es kam ihr so vor, als sei er ein wenig dunkler als sonst, aber das konnte täuschen. Viele Dinge würden jetzt überbewertet werden, also sollte sie einfach nicht hinsehen. Was machte es schon, wenn der Himmel tatsächlich etwas dunkler war? Sie konnte es nicht ändern.
    Aber sie konnte dafür sorgen, daß viele gerettet wurden und für die anderen eine Existenz erhalten blieb.
    Die Gruppe um sie herum war inzwischen ziemlich groß geworden, viele hatten sich ihrem Gesang angeschlossen. Das Gebet war tröstend; Tebb fühlte die Kraft zurückkehren. Das dichte Gedränge um sie herum bedrückte sie nicht mehr, an die drohende Stille dachte sie nicht.
     
    HOFFNUNGSLOSIGKEIT
     
    Reginald Bull hatte für alle Fälle seinen Kombistrahler griffbereit. Und das für die eigenen Leute, dachte er frustriert.
    In den vergangenen Stunden hatte sich die Stimmung zusehends aufgeheizt. Es bestand kein Zweifel, daß Poulton Kreyn als erster durchdrehen und zum gefährlichen Amokläufer werden würde.
    Als nächster würde ihm sicher Tautmo Aagenfelt folgen, und dann würde das Unheil endgültig seinen Lauf nehmen.
    Mondra Diamond setzte sich aufrecht hin und rief Norman zu sich.
    „Na, mein Kleiner", sagte sie leise zu ihm, „sieht so aus, als wäre deine Zeit als Maskottchen auch bald vorüber."
    „Maskottchen, so etwas Idiotisches!" motzte der Ertruser sofort.
    „Und warum nicht?" schnauzte sie zurück. „So etwas ist nicht ungewöhnlich, Bully hat mir da eine Menge aus der Vergangenheit erzählt!"
    „Uns interessiert doch nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart, oder hast du's noch nicht mitgekriegt? In zwei Tagen sind wir Schutt und Asche!"
    Poulton Kreyn schlug mit der flachen Hand auf den Boden. Immerhin hatte er sich so weit in der Gewalt, daß er nichts zertrümmerte - noch nicht.
    „Ich hab's satt!" tobte er los. „Wir sitzen hier wie die Jammerlappen herum und warten freiwillig auf den Tod! Das ist doch absoluter Bockmist, oder? Da draußen stehen Hunderte

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