1903 - Bebenalarm
fort. „Poulton, du setzt dich jetzt sofort wieder auf deinen Platz und gibst Ruhe."
Der zweieinhalb Meter große, muskelbepackte Ertruser stellte sich mit verschränkten Armen breitbeinig vor ihn hin. „Sonst ...?" fragte er provozierend.
Als Antwort richtete Reginald Bull seine Waffe direkt auf ihn.
Der Pilot stieß ein abfälliges Lachen hervor. „Perry hat nicht auf mich geschossen, also wirst du als sein Lakai das noch viel weniger wagen!"
Reginald Bulls wasserblaue Augen nahmen die Farbe von gefrorenem Eis an - von Eiszapfen, die im Sonnenlicht ganz besonders funkeln, bevor sie abbrechen und denjenigen erschlagen, der sich in diesem Moment unter ihnen befindet.
„Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?" fragte er leise. Der Klang in seiner Stimme hätte vermutlich einen Diamanten zum Splittern gebracht. „Sieh dir die Einstellung genau an ... sie steht jetzt nicht auf Paralyse. Und wenn du schon so viel über mich weißt, sollte dir auch bekannt sein, daß ich weniger Skrupel besitze als Perry."
Die anderen starrten erschrocken auf die beiden Kontrahenten. Schlagartig war die Situation bitterernst geworden, sie hatte sich zu einem Höhepunkt hochgeschaukelt und geriet allmählich außer Kontrolle.
„Poulton, mach keinen Mist!" stieß Mondra heiser hervor, sie war leichenblaß geworden. „Setz dich doch hin! Was soll das denn? Wir warten einfach auf Perry, vielleicht bringt er Neuigkeiten ..."
Ein jämmerliches Trompeten erklang, und sie sah hinunter. Norman stand wie ein Häufchen Elend neben ihr, in seiner Angst hatte er einen Fladen fallen lassen.
Reginald Bull rührte sich nicht, er wirkte nicht einmal mehr angespannt. Er wartete einfach nur ab. Diese Auseinandersetzung mußte jetzt beendet werden, so ging es nicht mehr weiter. Poulton Kreyn mußte im Zaum gehalten werden; niemand konnte wissen, wie er losging, wenn die Todesgefahr erst akut wurde.
Tautmo Aagenfelt schlich an Kreyn vorbei und setzte sich hin, er war so klein geworden, daß er wahrscheinlich auf Normans Rücken hätte reiten können.
„So weit ist es also mit uns gekommen", sagte Ska leise. „Schon bei der ersten richtigen Bewährungsprobe fällt unsere Gruppe auseinander, anstatt fester zusammenzuhalten. Wir waren alle nicht geeignet, als wir uns für dieses Unternehmen gemeldet haben - das ist jetzt deutlich geworden. Dabei sind wir doch erwachsen und sollten es besser wissen: Wir können uns hier, weit weg von der Milchstraße, nur auf uns verlassen, auf niemanden sonst - doch wie soll das gehen, wenn keiner dem anderen vertraut?"
Sie deutete auf Bulls Waffe. Ihr Gesicht zeigte deutlich, was sie von solchen Aktionen hielt - und daß sie von ihm etwas anderes erwartet hatte.
„Ach, geht doch zum Teufel!" schnaubte Kreyn. Dann setzte er sich tatsächlich. „Ich werde euch dabei zusehen, wie ihr verreckt, nur damit ich euch vorhalten kann: Ich hab's euch ja gesagt."
Reginald Bull steckte die Waffe wieder ein. „Ska hat recht", sagte er. „Tut mir leid, ich habe ebenfalls überreagiert. Das wird nicht wieder vorkommen, ich verspreche es euch."
Als Perry Rhodan bald darauf zurückkam, saßen alle auf ihren Plätzen und grübelten stumm vor sich hin. Lediglich Normans Häufchen war beseitigt worden, und der Kleine kauerte dicht an Mondras Seite, mit hängenden Ohren und Rüssel. Er verlangte nicht einmal nach seinen Streicheleinheiten.
„Wie geht es euch?" fragte Rhodan. Der Unsterbliche hatte die Situation sofort erfaßt.
„Alles in Ordnung soweit", antwortete Bull für alle. „Gibt es etwas Neues?"
„Nein, leider nicht." Perry ließ sich neben seinen Freund fallen und seufzte. „Ich habe überall versucht, eine Passage für uns zu bekommen, aber natürlich ohne Erfolg. Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als es heute nacht den Setchenen gleichzutun - zu schlafen und Kräfte zu sammeln, um es morgen erneut zu versuchen."
Er musterte Poulton Kreyn, dann Tautmo Aagenfelt.
„Ich hoffe, daß es nicht notwendig sein wird, irgend jemanden in ein Fesselfeld zu hüllen, um ihn vor einer Dummheit zu bewahren", sprach er allgemein in den Raum.
„Keine Sorge", brummte der Ertruser. „Jede Krise geht einmal vorüber." Er sah Bull an und versuchte sogar einen schwachen Scherz: „Ich denke, daß mindestens einer heute nacht ohnehin nur mit einem Auge schlafen wird."
Reginald Bull nickte. „Darauf kannst du dich verlassen, Poulton."
Tag 3 Überraschung In der Nacht wurden sie durch einen heftigen Donner
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