1905 - Zwischen den Zeiten
Atem.
„Du könntest mir wenigstens antworten", maulte der Ilt. „He, ich rede mit dir!"
„Ein Shuuke gibt niemals etwas her, was er als seinen Besitz betrachtet", antwortete der Rawwe mit schwankender Stimme. „Und der Kommandant des Zeittauchers ist ein Shuuke. Oder etwa nicht?"- Er versuchte, einen senkrecht in die Höhe strebenden Stahlpfeiler zu erklimmen, um auf diese Weise an seine Waffe heranzukommen, doch Gucky sorgte dafür, daß seine Füße keinen Halt fanden, sondern immer wieder abrutschten.
„Das schaffst du nie!" rief der Ilt und ließ die Waffe telekinetisch noch höher aufsteigen, so daß sie unerreichbar für den Rawwen wurde.
Zugleich erfaßte er die Gedanken des anderen. Sie waren von Haß und Vernichtungswillen bestimmt.
„Du bist verrückt, Kaulquappe",sagte er und seufzte theatralisch. „Und außerdem hast du Schuppen! Du solltest mal ein anderes Shampoo nehmen."
Der Echsenähnliche schrie wütend auf Und stürzte sich auf ihn.
In diesem Moment fing Gucky einen Gedanken auf, der ihn erstarren ließ.
Jemand - ein Wesen namens Kalmat dachte an eine Bombe, die er abgelegt hatte und die unmittelbar vor der Explosion stand.
Der Ilt erkannte, daß er augenblicklich handeln mußte.
Er teleportierte in den Zeittaucher, sah Kalmat, schlang seine Arme um den Rawwen und sprang mit ihm in Sicherheit. Als er zusammen mit ihm rematerialisierte, stieg eine Feuersäule aus den Büschen auf, Trümmerstücke flogen durch die Luft, und der Boden erzitterte unter der Wucht der spontan frei werdenden Energie. Eine Druckwelle breitete sich aus. Sie war so heftig, daß sie Gucky und den Rawwen neben ihm zu Boden warf; sie schleuderte auch mehrere der Zeitlosen durch die Busche.
Der Rawwe stöhnte auf, richtete sich zum Sitzen auf, schüttelte verständnislos den Kopf, blickte sich fassungslos um, stieß einen Klagelaut aus und sank nach hinten, so daß er auf dem Rücken fiel, blieb dort liegen und schloß die Augen. Als Gucky ihn telepathisch sondierte, stellte er fest, daß er in Tiefschlaf gefallen und schon fast einem Koma nahe war.
Der Schock war zu groß gewesen für den Rawwen, und so hatte er sich aus der Realität zurückgezogen.
„He, Kleiner", sagte der Ilt leise und klopfte ihm aufmunternd auf den Schädel. „Nicht einschlafen. Der Busch brennt."
Kalmat reagierte nicht auf die Bemühungen des Mutanten.
Gucky lotete seine Gedanken aus. Viel erfaßte er nicht. Doch es reichte!
Der Rawwe dachte an das Feld mit Müder Zeit, das sich ihnen näherte und das eine erhebliche Gefahr für sie alle darstellte. Er war ein echter Zeitspäher und hatte es gesehen.
Der Ilt meinte, einen eiskalten Luftzug im Nacken zu verspüren. Unwillkürlich blickte er sich um, doch im Gegensatz zu Kalmat konnte er das Feld veränderter Zeit nicht wahrnehmen. Wo der Zeittaucher explodiert war, breitete sich Feuer aus. Das trockene Buschwerk brannte wie Zunder, und die Flammen stiegen hoch bis zu den metallenen Bögen hinauf.
„Icho!" rief er erschrocken, „Wo bist du?"
„In deiner Nähe, Kleiner", antwortete der Haluter über Funk. „Mir ist nichts geschehen, und die anderen scheinen auch in Ordnung zu sein. Keiner von ihnen war im Zeittaucher, als es passierte." .
Gucky fing die Gedanken zahlreicher Gestrandeter auf. Sie waren voller Haß, Enttäuschung und Vernichtungswillen.
Ganz kurz blitzten einige verständliche Gedanken von Jengtschek auf, bevor sie sich wieder in alle Richtungen zerstreuten und irgendwo in seiner rätselhaften Persönlichkeit versickerten. Der Anführer der Zeitlosen schäumte vor Wut, und sein ganzer Zorn richtete sich auf Kalmat, dem er - durchaus zu recht - die Zerstörung des Zeittauchers anlastete.
Zum zweitenmal hatte der junge Mann seinen Befehlen zuwidergehandelt, und dieses Mal hatte er alle Hoffnungen der auf Curayo Gestrandeten zunichte gemacht.
Wir müssen in dieser Hölle bleiben, bis irgendwann vielleicht wieder einmal ein Zeittaucher erscheint, dachte Jengtschek. Und das kann Jahre dauern. In der Außenwelt sogar Jahrhunderte der Realzeit, je nachdem. :Er war überzeugt davon, daß Kalmat bei der Explosion des Zeittauchers getötet worden war.
Gucky klopfte Kalmat mit den Knöcheln auf die Stirn.
„Aufwachen, Freundchen!" rief er. „Deine Kumpels sind verdammt sauer auf dich. Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber wenn sie herausfinden, daß du noch lebst., drehen sie dir den Hals um."
Er musterte den Rawwen, dessen Rücken besonders rund
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