1908 - Asyl im Eismeer
landen. Die Hoheitssphäre der Propteren darf nicht unnötig verletzt werden. Wir werden uns in einen stationären Orbit begeben. Dann versuche ich, mit den Propteren über einen geeigneten Landeplatz zu verhandeln. Hast du das verstanden?"
Die Kommandantin störte sich daran, daß der Fremde sie offenbar für dumm hielt.
Anders war seine letzte Frage nicht zu verstehen.
Doch sie sagte sich, daß er den Durchbruch bewirkt hatte. Sie war also bereit, Rhodans Ratschlag als Befehl zu nehmen. „Ich habe verstanden", bekundete sie. „Aber vergiß nicht, Perry Rhodan: Wir haben nur drei Tage."
*
Zuunimalkhahen fühlte sich dem Zusammenbruch seiner körpereigenen Kreisläufe nahe. Im letzten Moment hatte er den Feuerbefehl aufgehoben.
Er hatte es nicht fertiggebracht, das Schiff eines Bebenforschers abschießen zu lassen.
Denn daß Eismer Störmengord nicht ihr Feind sein konnte, schien ihm klar zu sein.
Der Respekt vor der Gilde der Bebenforscher wurzelte tief.
Bebenforscher waren diejenigen, die vor einem hereinbrechenden Kesselbeben warnen konnten. Sie waren es, die seit Tausenden von Jahren die Geißel der Galaxis zu besiegen versuchten.
Bebenforscher verdienten Achtung und Unterstützung. Und nun setzte sich einer von ihnen an die Spitze der Setchenen.
Zuunimalkhahen verstand nicht, was den Forscher dazu trieb. Gehörte es nicht zum Kodex der Gilde, niemals Partei zu ergreifen?
Wenn er die Setchenen beschießen ließ, griff er dann die Gilde an? Propter konnte sich keinen Konflikt mit den Bebenforschem leisten. Niemand konnte das. Nicht einmal die Dscherro hatten es je versucht.
Mit der Aktion der GLIMMER entstand eine Situation, die Zuunimalkhahen nicht mehr überblickte. Alles erinnerte ihn an die Invasion vor dreißig Jahren. Auch wenn er damals sehr jung gewesen war, der Fürst der Propteren besaß ein gutes Gedächtnis.
Die Tatsache, daß er die Setchenenflotte passieren lassen mußte, erfüllte ihn mit ohnmächtigem Zorn. Sie hatten kein Recht dazu!
Sollten sie sterben, wo sie wollten und wie sie wollten; es war Zuunimalkhahen völlig egal. Statt dessen kamen sie ins Propter-System und setzten sich über alles hinweg, was die Bewohner befohlen hatten.
Er sah darin eine Umkehrung von Ursache und Wirkung. Das Kesselbeben hatte Quarantimo getroffen - nicht Propter!
Weshalb also sollte die Propter-Monarchie die Folgen tragen?
Zuunimalkhahen dachte darüber nach, von neuem das Feuer zu eröffnen. Es wäre sehr wohl möglich gewesen, die GLIMMER zu ignorieren, die Setchenen aber abzuschießen.
Vor seinem inneren Auge sah er die Rostfähren im ufernahen Wasser niedergehen. Er sah giftige Flüssigkeit aus den geborstenen Rümpfen strömen.
Widerliche Gerüche mischten sich mit dem Quellwasser, das aus dem Gebirge strömte, und verwandelten die Stadt Phemiukendarab in eine Kloake.
Sein Volk würde sterben, wenn Druckwellen von Explosionen die Städte überrollten.
Tiefseevulkane würden sich auftun, die seit Äonen verschlossen waren.
Und das fremde Gedankengut der Flüchtlinge würde sich mit dem Denken der Propteren mischen. Sie würden ihre Kultur verlieren und erst erwachen, wenn es keine Rettung mehr gab.
Noch war es eine böse Vision. Sobald sie jedoch gelandet waren, konnte er die Eindringlinge nicht mehr aufhalten. Ein Gefecht mit Energiewaffen hätte die Ozeane von Propter irreparabel geschädigt.
Um keinen Preis wollte Zuunimalkhahen der Herrscher sein, der Phemiukendarab und die anderen Städte vergehen ließ.
Er hatte noch wenige Sekunden Zeit.
Zuunimalkhahen wollte gerade neue Order geben - da erreichte ihn ein Ruf: „Mein Quellfürst! Das müßt Ihr sehen! Sie haben den Kurs geändert."
Mit seinem Tentakelkranz gab er sich einen scharfen Schwung zur Seite. Zuunimalkhahen starrte auf die Bilder, die der Orterverbund ihnen lieferte. Tatsächlich! Die Flotte der Setchenen hatte ihren Landekurs abgebrochen.
Statt dessen schwenkten die Schiffe in einen Orbit um Propter ein.
Der Fürst erblickte darin einen klaren Unterschied zu den Ereignissen, die zur Dscherro-Krise geführt hatten.
Die Sachlage präsentierte sich plötzlich stark verändert. Er zögerte den Feuerbefehl hinaus. „Es gibt wieder Funkanrufe!" knarrte die Stimme eines anderen Höflings.
Zuunimalkhahen dachte darüber nach. Er wollte nicht mit Fremden reden, nicht in seinem angeschlagenen Zustand. Auf der anderen Seite, wer sollte es sonst tun? Wollte er einem reiner unfähigen Berater vertrauen?
Das
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