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1908 - Asyl im Eismeer

Titel: 1908 - Asyl im Eismeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kippen.
    Störmengord hockte bombensicher im Sessel. Er schien nicht den geringsten Fehler zu begehen. Immer wieder gelang es ihm, bedrohlich instabile Lagen in geraden Flug zu verwandeln. Der Bebenforscher kooperierte in vorbildlicher Weise. Allerdings mußte man bedenken, daß ein Fehler auch sein Leben kosten würde.
    Wenige Kilometer voraus sah ich die erste Setchenenfähre explodieren. Dann noch eine, drei weitere, es wurden mehr als zwei Dutzend. Mit jeder Explosion starben tausend Setchenen.
    Ich preßte die Lippen zusammen. Jedes einzelne dieser Opfer hätte sich vermeiden lassen. Die Propteren hätten jederzeit die Möglichkeit gehabt, die Insassen der Touristikfähren zu evakuieren, mit einem Pendelverkehr aus dem Orbit zur Oberfläche.
    Aber die eigentliche Katastrophe stand noch bevor.
    Störmengord brachte die GLIMMER über dem Eismeerfelsen zum Stillstand. Er blickte einen Moment lang von den Kontrollen auf. „Zufrieden so, Rhodan?" fragte der rothaarige Zwerg ironisch. „Bestens", antwortete ich leise.
    Mein Blick fiel auf die Einheiten der Setchenenflotte. In diesem Moment begann der kollektive Landeanflug.
    Die erste Fähre ging auf dem Felsenboden nieder.
    Mit bloßem Auge konnte ich erkennen, daß sie mit viel zu hoher Geschwindigkeit aufschlug. Die Landestützen und der Unterboden zerbrachen. Was nach wenigen Sekunden endgültig zum Stillstand kam, erinnerte mehr an einen Schrotthaufen als an ein Raumfahrzeug. Es war schwer zu glauben, daß neun Lichtjahre Flug der Technik eines Schiff es so zusetzen konnten. Doch den Beweis sah ich vor mir.
    Die nächsten Fähren schafften es.
    Versuch Nummer fünf endete wieder in der Katastrophe, diesmal mit einer Detonation, die eine komplette Ecke des kreuzförmigen Chassis wegriß.
    Nach einer halben Stunde waren fast tausend Fähren gelandet, davon achtzig Prozent heil. Die übrigen zwanzig Prozent, immerhin zweihundert Einheiten, existierten nur noch als Schrotthaufen.
    Es war ein furchtbarer Anblick. Ich sah Fähre für Fähre niedergehen. Die ganze Zeit wußte ich, daß auf achttausend Überlebende zweitausend Opfer kamen. Und die Setchenen wußten es ebenfalls.
    Diejenigen Schiffe, die die Landung nicht mehr schafften, besaßen auch keine Aussicht, durchzustarten und in den Orbit zurückzufliegen. Sie mußten nach unten.
    Eine geringe Chance war besser als der Tod im Kesselbeben - oder im Feuer der Propteren-Forts. „Wir müssen ihnen helfen, Perry ...", hörte ich Bully neben mir murmeln, mit erstickter Stimme. „Aber wie?"
    „Könnten wir nicht ..."
    Er unterbrach sich, und er starrte fassungslos auf das Holo, das den Zusammenprall zweier Setchenenschiffe zeigte.
    Die stürzenden Trümmer rissen eine weitere Einheit, die bereits auf dem Eismeerfelsen gelandet war, mit in den Untergang.
    Ich fühlte mich an den Zug der Lemminge erinnert; an irdische Nagetiere, die sich in kollektivem Selbstmord über eine Klippe ins Wasser stürzten und dort ertranken.
    Das Landemanöver der Setchenen war jedoch von purer Not diktiert. Die Echsenabkömmlinge konnten nicht anders handeln.
    Nach einer weiteren halben Stunde war es vorbei. Von den 3300 Fähren, die die Landung versucht hatten, waren weniger als 3000 unversehrt geblieben. Zweihundert waren explodiert, weitere zweihundert stark beschädigt.
    Der Eismeerfelsen wirkte von oben wie ein Trümmerfeld. Ob sich in den Wracks Überlebende befanden, ließ sich aus der Höhe nicht sicher sagen. Ich nahm jedoch an, daß es viele tausend Verwundete geben würde.
    Die zwanzig DRYTORN-B-Raketen gingen als letzte nieder. „Eismer, wir landen ebenfalls."
    „Wo?"
    „Neben dem Flaggschiff der Setchenen."
    Der Zwerg im schwarzen Regenmantel nahm einige Schaltungen vor. Mit erstaunlicher Leichtigkeit - gemessen am schwierigen Flug zuvor - ließ er die GLIMMER niedersinken. „Mal vorausgesetzt, die Landung gelingt mir... „, fragte der Bebenforscher sarkastisch, „was wird dann? Bekomme ich mein Eigentum zurück? Oder wollt ihr weiter als Erpresser auftreten?"
    Ich verzichtete darauf, ihm eine Antwort zu geben.
    Die Yacht ging neben der raketenförmigen ZOONIAND auf eisbedecktem Felsen nieder.
    Selbstverständlich war: Die GLIMMER gehörte Störmengord und sonst niemandem. Für die Setchenen bestand anscheinend keine Lebensgefahr mehr. Damit entfiel auch der Grund, der unsere Kaperaktion für einen begrenzten Zeitraum legitimiert hatte.
    Ich war mir darüber im klaren, daß ich mich -zwischen Recht und Unrecht

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