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1908 - Asyl im Eismeer

Titel: 1908 - Asyl im Eismeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verständlicher Worte holten die Empfänger der ZOOMAND allerdings nur ein heftiges Knistern herein, durchsetzt mit wenigen Silben auf Vokabulon.
    Die gesamte Flotte vollzog in diesem Moment eine Kursänderung. Sie näherte sich dem Eismeerfelsen in einer verflachenden Parabel.
    Nur nicht Einheit 0983, die auf geradem Wege weiterflog: Und dann explodierte die Fähre.
    Om Verhaybb starrte sekundenlang auf die Abbildung eines sich ausbreitenden, rasch zurückbleibenden Feuerballs.
    Es war nicht der Verlust, der sie so sehr schockierte. Immerhin hatte sie auf dem Weg ins Propter-System bereits hundert Schiffe verloren, und die Flotte hatte aus Platzmangel nicht einen einzigen Überlebenden an Bord genommen.
    Zu diesem Zeitpunkt jedoch rechnete sie nicht mehr mit Opfern. Verhaybb hatte gehofft, der Anflug werde sich für jede Einheit bewerkstelligen lassen, auch für die Fähren in weniger gutem Zustand.
    Sie hatte sich getäuscht.
    Om Verhaybb starrte auf den Eismeerfelsen, mehr als tausend Kilometer entfernt. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Flotte durch die Lufthülle des Planeten voranbewegte, schien ihr mit einemmal lächerlich gering.
    In ihrer DRYTORN-B-Rakete war sie in Sicherheit. Wie es jedoch für ihre Artgenossen aussah, darüber mochte sie keine Prognose treffen.
    Es dauerte viel zu lange. Was, wenn es zu weiteren Unfällen kam? Je geringer die Höhe, in der sie sich bewegten, desto größer wurde die Gefahr, die sie für die unterseeische Zivilisation der Propteren darstellten. „Wieder ein Hilferuf!" hörte sie die Meldung. „Der Bordreaktor in 1209 geht durch! Sie können nicht mehr länger ..."
    Ein greller Blitz zerriß plötzlich die Fähre.
    Om Verhaybb sah die Trümmer wie in Zeitlupe zu allen Seiten driften, in Richtung Meeresoberfläche. Sie hoffte nur, daß kein radioaktiv strahlendes Trümmerstück eine Stadt der Propteren traf.
    Dann passierte es im Zwei-MinutenTakt.
    Eine Fähre nach der anderen stürzte vom Himmel.
    Sie alle hatten das Propter-System mit den letzten Reserven erreicht, und nun stand für die finale Etappe nichts mehr zur Verfügung.
    Von 3300 Fähren, die den Orbit verlassen hatten, erreichten am Ende 3270 das Ziel.
    Unter ihnen tauchte der Eismeerfelsen auf, am geographischen Nordpol des Planeten Propter.
    Om Verhaybb war sich darüber im klaren, daß die Ausfallquote ihre Beziehung zu den Propteren nicht gerade verbessern würde.
    Die Setchenen hatten sich für jedermann ersichtlich als Gefahr erwiesen. Für ihre Suche nach Asyl war das ein schwerer Nachteil.
    Verhaybb ließ ihren Blick über den Eismeerfelsen wandern. Sie schaute auf fünfzig Quadratkilometer deprimierende Einöde, auf eine Mischung aus blankem Fels und eisverkrusteter Karststruktur. „Landemanöver einleiten!" befahl sie tonlos. Die Order wurde an alle verbliebenen Einheiten weitergegeben. „Die DRYTORN-B-Raketen landen als letzte!"
    Die Kommandantin hoffte, daß die Reihe der Katastrophen nun zu Ende war.
     
    *
     
    Ich ließ den Bebenforscher keine Sekunde aus den Augen.
    Eismer Störmengord hockte reglos in seinem Pilotensessel. Eine Maske der Konzentration ließ seine Züge gefrieren, nur die Finger huschten ab und zu über die Kontrollpulte, die sich rings um seinen Platz gruppierten.
    Leuchtdioden flackerten und erloschen in unregelmäßigen Abständen. Ein Rumpeln tief aus dem Leib der GLIMMER ließ sekundenlang den Boden in der Zentrale zittern. „Hoffentlich ist dieser Zwerg nicht lebensmüde!" unkte Poulton Kreyn von hinten. „Ich hab ihm nie getraut, denkt an meine Worte!"
    Ich konnte hören, daß er den Mund bis zu den Backen voll hatte. Der Ertruser mußte irgendwo in der GLIMMER etwas aufgetrieben haben, was eßbar war, und betäubte damit den Nervenstreß. „Halt den Mund, Poulton!" zischte jemand mit ärgerlicher Stimme. Es schien Reginald Bull zu sein. „Stör ihn nicht mit blödem Gerede!"
    Die GLIMMER sackte plötzlich ab. Mein Gewicht reduzierte sich um die Hälfte, als das Schiff in der Luft den Halt verlor.
    Ich faßte nach Störmengords Sessellehne, um meinen Stand zu stabilisieren.
    Aus dem Korridor hörte ich Normans dünnes Trompeten; der Kleine schien den Fahrstuhleffekt noch nicht zu kennen.
    Eismer Störmengord stieß die Flüche so schnell und so undeutlich aus, daß mein Translator mit der Übersetzung nicht nachkam.
    Mit gefährlicher Verzögerung packten die Andruckabsorber zu. Die Verhältnisse an Bord normalisierten sich -nur um eine Sekunde später wieder zu

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