1914 - Schmelztiegel Kristan
HOPE III bremste ab. Fünfzehn Minuten später trat der Kugelraumer in die dichten Schichten der' Atmosphäre ein. Er sank rasch tiefer und ritt auf dem Antigrav hinab zur Oberfläche.
Sturmgepeitschte Salzfluten wogten auf und ab. Der Wellengang betrug annähernd dreißig Meter, und die Turbulenzen in den unteren Luftschichten waren entsprechend hoch. Die Automaten zur Flugstabilisierung meldeten eine Belastung von bis zu neunzig Prozent.
Endlich traf der Peilstrahl ein. Die GOOD HOPE III schwenkte auf direkten Kurs zum Zielhafen ein, wo sie acht Minuten und dreißig Sekunden später aufsetzte.
„Ich empfange den Notruf eines Thorrimers!" rief Ors Tecken. „Da ist etwas vorgefallen."
Fee Kellinds Kopf ruckte hoch. Sie blockierte den Kontaktversuch der Bodenkontrolle und leitete den Anruf in eine Warteschleife.
„Wir ändern unsere Pläne. Tuck, Lyjda, Jon, bildet drei Einsatzgruppen mit jeweils vierzig Mitgliedern plus zehn Robotern! Wir sehen uns gleich an der Bodenschleuse."
Mit einem Zuruf an den Syntron nahm Fee Kellind das Extern-Gespräch der Bodenkontrolle entgegen. Die Gesichter von vier Companeii starrten sie vom Bildschirm her an. Die Wesen wirkten humanoid. Ihre graue Haut glänzte, als sei sie mit Öl eingerieben. In den runzeligen Gesichtern lagen die Augen tief in ihren Höhlen, und über die glatte, weißlich gefärbte Mitte des Gesichts verteilten sich drei Atemöffnungen. Die Unterkiefer der Companeii ragten deutlich über den Oberkiefer hinaus.
„Wer seid ihr?" rief der Wortführer schrill. „Wesen von diesem Aussehen sind uns noch nie begegnet. Kommt ihr aus Salmenghest?"
„Nein, aus DaGlausch. Aus der direkten Nähe des Kessels."
„Was habt ihr anzubieten?"
„Ihr werdet es bald erfahren. Warum fragt ihr?"
„Der Vorteil des einen ist der Nachteil des anderen", lautete die vielsagende Antwort.
„Wenn ihr nichts verkaufen wollt, seid ihr Bettler und blockiert einen wertvollen Landeplatz. Wir schicken euch eine Kommission, die euer Schiff untersucht. Sie wird dann endgültig entscheiden, ob ihr bleiben dürft."
Fee Kellind nickte. „Das wird nicht nötig sein. Wir führen Hochleistungsorter mit uns. Sie besitzen eine Reichweite von vierhundertfünf zig Lichtjahren."
„Vierundfünfzig Lichtjahre? Lächerlich!"
„Du hast mich falsch verstanden. Ich sprach von vierhundertfünfzig Lichtjahren."
Sekundenlang herrschte Schweigen. Dann begann der Companeii zu schreien. „Sagtest du wirklich vierhundertfünfzig? Viermal hundert und fünfzig?"
„Ja. Und die Baupläne verkaufen wir gleich mit."
„Du wirst dich an die Bestimmungen der Regierung halten!"
„Welche sind das?"
„Du darfst deine Ware zunächst nur im Handelszentrum der Companeii vorstellen. Jeder muß die Möglichkeit haben, sie sich anzusehen und sie auszuprobieren."
„Wir führen die Geräte gern öffentlich vor. Aus Sicherheitsgründen allerdings an einem Ort, den wir bestimmen."
„Die Bedingungen stellen wir", schimpfte der Companeii. „Ihr mißachtet die Gesetze des Planeten. Das wird teuer."
„Wie teuer?"
„Viertausend Miro fürs erste. Zuzüglich der üblichen Liegegebühr für eine Woche."
„Darüber sprechen wir noch." Sie schaltete ab und setzte sich mit den Männern und Frauen an der Bodenschleuse in Verbindung.
„Gebt mir Bescheid, sobald ihr fertig seid zum Ausschleusen", sagte sie. „Ors, Tsu, Laati und die restlichen sechzig Besatzungsmitglieder bleiben im Schiff und sorgen dafür, daß niemand es betritt."
„Und was wird aus mir?" klang es von einem der Eingänge her.
Fee Kellind schwenkte den Sessel und lächelte den jungen Arkoniden an.
„Deine große Stärke ist der Schlaf, nicht wahr? Genau das kannst du jetzt lange und ausgiebig tun."
„Ich habe bereits geschlafen und fühle mich fit für einen Ausflug."
„Tut mir leid, Benjameen. Für einen solchen Einsatz bist du nicht erfahren genug. Hab Geduld."
Der Arkonide verzog unwillig das Gesicht.
„Auf Kristan gibt es möglicherweise Vögel, die terranischen Raben ähneln", wechselte er das Thema. „Ich habe ein solches Tier im Traum gesehen."
„Warum nicht? In den Ozeanen Kristans leben garantiert Fische, und auf den Festlandsockeln triffst du Tiere. Weißt du, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, daß auf Welten mit humanoider Bevölkerung Haustiere gehalten werden?"
Benjameen von Jacinta schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung."
„Sie liegt über siebzig Prozent. Erstaunlich, nicht wahr?"
„Möglich."
„Bei
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