1928 - Unheimliche Korrago
die Kommandantin ungehalten, bevor Ors wieder einmal behauptete, Funkwellen allein mit Gedankenkraft empfangen zu können. „Die GOOD HOPE setzt soeben zur Landung an", verkündete Tecken. „Meine Peilung verrät, daß ihr unter die Maulwürfe gegangen seid."
„Wir haben hier acht Tote", brauste Fee Kellind auf. „Für Späße bin ich nicht aufgelegt."
Sie hörte Ors Tecken eine Entschuldigung murmeln, danach war die Verbindung unterbrochen. Weil er einfach abgeschaltet hatte.
*
Eine halbe Stunde später wimmelte es in den Kuppeln und den vier unterirdischen Räumen von Spezialisten, die mit hochsensiblem Gerät versuchten, den Geheimnissen der Station auf den Grund zu gehen. Nach ersten vorsichtigen Tests hatte sich herausgestellt, daß die SERUNS unbehelligt blieben. Also hatte es sich bei den Explosionen der Schutzanzüge wirklich um einen gezielten Angriff und nicht etwa um Auswirkungen einer zufälligen Streustrahlung gehandelt - was Fee Kellind allerdings zu noch größerer Eile veranlaßte. „Wir müssen davon ausgehen, daß spätestens der letzte der Androiden eine entsprechende Nachricht an eine uns noch' unbekannte Hauptbasis gefunkt hat", sagte die Kommandantin. „Wer dort das Sagen hat, weiß ich nicht, aber möglicherweise steckt tatsächlich Shabazza dahinter."
Fee Kellind hatte bereits veranlaßt, daß die eigenen Toten an Bord des Kugelraumers geschafft wurden; lediglich Lethos SeGuera würde auf Kre'Pain zurückbleiben. „Egal wer die Warnung und vermutlich auch unseren Steckbrief erhalten hat, er wird über den Vorfall wenig erbaut sein", argumentierte sie weiter. „Wahrscheinlich ist Ersatz für die getöteten Androiden unterwegs. Wenn wir großes Pech haben, materialisieren in den nächsten Stunden schwerbewaffnete Kampfschiffe."
Die Hyperortungen der GOOD HOPE III lauschten seit der Landung im Tal ununterbrochen tief in den Raum hinaus. Falls fremde Raumschiffe jedoch in unmittelbarer Nähe des Planeten den Hyperraum verließen, würde die Zeit knapp werden. Die Evakuierung der Agenten aus den Kavernen war nicht unter fünf Minuten zu schaffen.
In aller Eile wurden genaue Aufzeichnungen der Station angefertigt. Messungen der Energieflüsse und charakteristischer Strahlungen in Verbindung mit exakten Hologrammen ließen auch nachträglich noch Simulationen zu, die Zuordnungen einzelner Aggregate hinsichtlich ihrer Funktion und Kapazität ermöglichten.
Syntron- und Positronikspezialisten waren außerdem damit befaßt, den Zentralcomputer der Station anzuzapfen, um die gespeicherten Daten zur GOOD HOPE III zu überspielen.
Fee Kellind legte allergrößten Wert darauf, Informationen über die Waffe zu erhalten, mit der die SERUNS zerstört worden waren. „Sobald wir alles haben", sagte sie, „muß einfach das Gesuchte dabeisein. Wir sichern die Daten, damit sollen sich dann die anderen in Alashan herumschlagen." Über mehrfach vorhandene Peripheriespeicher arbeiteten sich die Spezialisten Schritt für Schritt zum Zentralkomplex vor.
Manche Funktion konnte rasch ausgewertet werden, doch daraus allgemeine Rückschlüsse zu ziehen hätte geheißen, zu früh zu triumphieren. „Sichert vor allem den Hauptsyntron des Schiffes", warnte die Kommandantin. „Ich will kein Trojanisches Pferd an Bord holen."
Einer der angezapften Nebenspeicher beinhaltete lediglich Funksprüche, die über Relaisstationen geführt worden waren. Die Inhalte waren nichtssagend und offenbar so verschlüsselt, daß Außenstehende wenig damit anfangen konnten. Lediglich die Häufung eines einzigen Begriffs, der auch in anderen Daten gelegentlich vorkam, ließ das Selektionsprogramm auf der GOOD HOPE III reagieren. „Korrago", wiederholte Fee Kellind nachdenklich, als ihr die Feststellung übermittelt wurde. „Korrago, das muß eine Bezeichnung sein, ein Name vermutlich."
„Der Name der Androiden oder des Volkes, das hinter ihnen steht", pflichtete Jo Cavalieri bei, und der Syntron bestätigte diese Behauptung mit einer fast schon hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit.
Der Alarm kam zu einem Zeitpunkt, als niemand darauf gefaßt war. Kampfschiffe der Korrago greifen an! war Fee Kellinds erster Gedanke. Doch die bevorstehende Katastrophe war hausgemacht. Zwei Wissenschaftler hatten sich zu weit vorgewagt und mit ihren Manipulationen einen bis dahin unentdeckt gebliebenen Sicherungsmechanismus ausgelöst.
Schuldzuweisungen lagen Fee fern. Ohnehin hätten die beiden alles gegeben, um ihre Schaltungen
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