1928 - Unheimliche Korrago
„Es ist nicht deine Art, Probleme unerledigt zurückzulassen."
„Ich sehe kein Problem. Oder hast du eins?"
Verblüfft zog SeGuera die Brauen hoch. „Mach dir nichts vor, Fee! Da steht in unserer Nähe ein Hochfrequenzorter, den es nach unseren Informationen gar nicht geben dürfte, und du gehst achselzuckend darüber hinweg?
Das kannst du nicht, das schafft keiner von uns."
Fees Blick wanderte in die Runde, stieß hier auf ein zustimmendes Nicken und dort auf ein erwartungsvolles Lächeln. „Rhodan und Bull haben von Shabazza gesprochen", fuhr SeGuera fort, „und nicht nur die beiden. Vielleicht stammt die Spur von ihm. Oder wir sind auf eine Hinterlassenschaft der SOL gestoßen ..."
„... was ziemlich auf das gleiche hinauslaufen dürfte", vollendete die Kommandantin bedeutungsschwer. „Und wenn es so ist? Ich denke nicht daran, unsere Fracht zu gefährden- die Sicherheit von Alashan könnte davon abhängen. Obwohl: Niemand verbietet uns, die Orterimpulse zurückzuverfolgen und den Standort des fremden Geräts zu ermitteln. Dann verschwinden wir, als wäre nichts gewesen - und kehren irgendwann nach Kre'Pain zurück, um die Wahrheit herauszufinden."
„Wir haben lediglich drei Robotsonden an Bord", gab Cavalieri zu bedenken. „Nur bei geschickter Verteilung könnte eine Einpeilung möglich sein, ohne daß unser unbekannter Freund davon überhaupt etwas mitbekommt."
„Wenn wirklich, dann müssen wir das geschickter anstellen als du deine Recherchen im Bordrechner", bemerkte Fee Kellind mit leicht spöttischem Tonfall. „Deine Hochrechnungen haben zwei, wie ich finde, brauchbare Positionierungsvorschläge ergeben - ich halte den zweiten für den erfolgversprechenderen."
„Ich ebenfalls", bestätigte Cavalieri, ohne sich eine Regung anmerken zu lassen. „Trotzdem bedeutet jeder Versuch einer Einpeilung ein Risiko. In dem Augenblick, in dem unsere Reaktion entdeckt wird, stuft uns die Gegenseite als technisch ebenbürtig ein.
Da der oder die Unbekannten sich offenbar Mühe gegeben haben, unentdeckt zu bleiben, werden sie eine eventuelle Entdeckung keineswegs einfach hinnehmen."
„Das klingt beinahe, als erwartest du wirklich, mit Shabazza konfrontiert zu werden."
„Wir sollten uns zumindest nicht wundern, wenn es so wäre."
Im Licht der aufgehenden Sonne wirkte „Stamm Vier" wie ein gigantisches surreales Kunstwerk. Weltgespannte Schlagschatten verliehen der Siedlung Tiefe und ließen erstmals die Industrieanlagen auf den größten Plattformen in ihrer ganzen überwältigenden Ausdehnung erkennen. Auf anderen Ebenen wogten goldgelbe Pflanzen wie reifer Weizen im Wind, und aus Bohrungen im eigentlichen Stamm, der immerhin Hunderte von Metern durchmaß, sprudelte klares Wasser aus der Tiefe des Planeten in riesige Auffangbecken.
Einige hunderttausend Hybriden lebten in der Siedlung - beim Überfliegen des Schlammgürtels gewann die Gleiterbesatzung den Eindruck, daß die meisten von ihnen an der Rohstoffbeschaffung arbeiteten.
In der Ferne ragten schneebedeckte Gipfel auf, schroffe Dreitausender erst, die dem eigentlichen Ringgebirge weit vorgelagert waren.
Die Robotsonden, faustgroße autarke Einheiten, deren Energiezellen eine Einsatzzeit von mehreren Tagen erlaubten, wurden ausgeschleust. Dicht über dem Boden fliegend, würden sie kaum eine fremde Ortung auf sich ziehen. Außerdem waren ihre Emissionen abgeschirmt. „Ich frage mich, ob Perry Rhodans Anwesenheit gut ist für Alashan", sagte Verl Oogen, mit 134 Jahren der Älteste an Bord der GOOD HOPE. III. „Zu zwiespältig ist inzwischen das Verhältnis vieler Terraner zu den Unsterblichen."
„Diese Menschen sollen erst einmal das leisten, was Rhodan und seine Leute in der Vergangenheit für die Menschheit getan haben!" protestierte die Physikerin. „Diese angebliche Elite hat die Erde doch nur in Gefahr gebracht", widersprach Oogen. „Das ist Fakt."
„Das ist Geschichtsklitterung, Verl." Tessa schüttelte heftig den Kopf ob solcher Vorstellungen. „Ohne Rhodan wäre Terra heute ein unbedeutender Kolonialplanet der Arkoniden. Oder die Menschen hätten sich im Atomkrieg gegenseitig ausgelöscht, noch bevor sie wirklich begreifen konnten, daß sie nicht allein waren - aber leider interessiert sich heute kaum mehr jemand dafür.
Wir werfen den Unsterblichen vor, daß sie sich uns entfremdet haben - in Wahrheit sind wir es, die neue Maßstäbe anlegen. Das ist nicht gerecht."
„Das ganze Universum ist ungerecht", philosophierte
Weitere Kostenlose Bücher