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193 - Im Schatten der Tower Bridge

193 - Im Schatten der Tower Bridge

Titel: 193 - Im Schatten der Tower Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Freund?
    Der enorme Druck hob das Flachdach. Es wölbte sich und krachte dann nach unten. Backstein für Backstein machte sich selbständig. Sie lösten sich voneinander und flogen wie Geschosse davon.
    Mörtel und Staub breiteten sich über uns, während Mauern auseinanderbrachen und umfielen. Dreck knirschte zwischen meinen Zähnen.
    Eine sengendheiße Druckwelle brauste über uns hinweg. Ich schützte Tucler Peckinpah mit meinem Körper.
    Es brauchte viel mehr Zeit zu beschreiben, wie der Donnerschlag ablief, als er dauerte. Innerhalb weniger Augenblicke war das Lagerhaus nur noch ein rauchender Trümmerhaufen, über dem sich eine Staubglocke wölbte, die sich langsam senkte.
    »Dieser verdammte Mistkerl!« stieß Tucker Peckinpah wutentbrannt hervor. »Er hat seine Drohung wahrgemacht.«
    Ich wußte, wen er meinte: den Erpresser.
    »Sind Sie okay, Partner?« fragte ich ihn.
    Mein Gesicht war bestimmt genauso staubig wie seines. Ich war dem Industriellen beim Aufstehen behilflich.
    »Danke, Tony«, sagte Peckinpah rauh. »Mit mir ist alles in Ordnung.«
    »Aber was ist mit Noel?« fragte Mr. Silver beunruhigt.
    ***
    Sie hatten Hoffa durch den Nebel gezerrt, er hatte sie abschütteln und sich kopfüber in die Themse stürzen wollen, doch es war ihm nicht gelungen.
    Harte Fäuste hatten ihn schmerzhaft getroffen und gefügig gemacht. Über ein glitschiges Fallreep hatten sie ihn hochgezogen und an Bord des Geisterschiffes gestoßen.
    Benommen torkelte er durch die grauenerregende Gasse, die sie bildeten, auf den Hauptmast zu, der schaurig knarrte und vor dem eine schwarze Gestalt wartete.
    Hyram Todd!
    Ein brutaler Schlag zwang ihn, aufzuschreien. Er fiel vor dem Piraten-Phantom auf die Knie und blickte zu ihm hoch. Obwohl von Hyram Todds Gesicht nichts zu sehen war, vermeinte Hoffa, die grausamen Züge des schwarz Gekleideten erahnen zu können.
    Todds wallender Umhang war an den Enden ausgefranst. Er sah wie ein lebendig gewordener Alptraum aus. Eisige Kälte verströmten seine Augen, die den Todgeweihten mitleidlos und feindselig anstarrten.
    Es hatte keinen Sinn, diesen Unhold um Gnade zu bitten. Er brauchte Menschenblut, um sein Gold zu retten. Nichts war ihm wichtiger als der gleißende, funkelnde und blinkende Schatz, der ihn überallhin begleitete.
    Hoffa sah die gebogene Metallkralle, die Todds Hand ersetzte. Spitz und scharf war sie, ein Mordwerkzeug, eine tödliche Waffe, die das Piraten-Phantom ihm jetzt blitzschnell unters Kinn setzte.
    Hoffa erstarrte.
    Sollte es gleich hier und jetzt geschehen? Er hatte so sehr auf eine Fluchtchance gehofft, aber die Horror-Freibeuter hatten verdammt gut aufgepaßt.
    Die Spitze des Hakens drohte sich in Hoffas Fleisch zu bohren. Hyram Todd grinste diabolisch unter seiner Maske, deren dünner Stoff sich manchmal so eng an das Gesicht legte, als wäre er eine zweite Haut.
    Das Piraten-Phantom verstärkte den Druck und zwang Hoffa, aufzustehen. Dem Steuermann schlotterten die Knie. Er mußte Todd aus nächster Nähe in die bösen Augen sehen, die wie abgrundtiefe Schächte wirkten.
    Prüfte das Piraten-Phantom, ob Hoffa als Opfer geeignet war?
    »Willkommen an Bord meines Schiffes«, höhnte Hyram Todd. »Weißt du, wer ich bin?«
    »Du bist Hyram Todd«, antwortete der Steuermann mit brüchiger Stimme.
    Ein zufriedener Ausdruck erschien in Todds Gesicht. Er genoß seinen grauenvollen Ruhm offensichtlich.
    »Wenn du weißt, wer ich bin, ist dir vermutlich auch bekannt, weshalb dich meine Mäner auf dieses Schiff geholt haben«, sagte das Piraten-Phantom.
    Hoffa senkte furchtsam den Blick.
    »Wie alt bist du?« wollte Todd wissen.
    »Vierzig.«
    »Ein Mann im besten Saft - groß, stark, vital -, genau richtig für das, was dich erwartet. Dein Blut wird den Fortbestand meines Goldes sichern!« sagte Hyram Todd.
    »Du habgieriger Teufel!« brüllte Hoffa plötzlich. Ihm gingen - ähnlich wie Eliot Culver - die Nerven durch. Er hatte gesehen, wozu das im Fall des Maschinisten geführt hatte, aber er konnte sich dennoch nicht beherrschen.
    Die Wut machte ihn blind und raubte ihm den Verstand. Todd war für ihn ein Feind, den er vernichten mußte, und in seinem maßlosen Zorn bildete er sich ein, daß er dazu auch in der Lage war.
    Wenn der Verstand aushakt, hat die Vernunft keine Chance.
    Hoffa stürzte sich auf das Piraten-Phantom. Seine Knöchel krachten gegen Todds Kinnlade, und das Piraten-Phantom fiel gegen den Mast.
    Er ist zu schlagen! schrie es in Hoffa, und er wollte

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