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193 - Im Schatten der Tower Bridge

193 - Im Schatten der Tower Bridge

Titel: 193 - Im Schatten der Tower Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zweiten Versuch.
    Er hörte Ratten fiepen und erkannte, daß ihn die Horror-Piraten in den Frachtraum führten. Das angefaulte Holz ächzte und knarrte. Es war ein Wunder, daß diese uralten Bretter überhaupt noch ein Schiff bildeten. Ein starker Zauber mußte sie Zusammenhalten. Wenn es doch bloß eine Möglichkeit gegeben hätte, ihn zu brechen.
    Die Horror-Wesen blieben stehen. Hoffa stand wieder auf seinen eigenen Beinen. Er blickte sich um und sah sieben geschlossene, eisenbeschlagene Truhen, in denen sich wahrscheinlich Hyram Todds Gold befand.
    Über jeder Truhe war ein großer Eisenhaken befestigt. Hoffa wußte, wozu sie dienten. Einer der Freibeuter band ihm die Beine mit einem Tau zusammen.
    Dann drehten sie ihn um und hängten ihn an einen der leeren Haken. Das Blut stieg ihm in den Kopf und brauste in seinen Ohren.
    Er pendelte hin und her und sah alles aus der Fledermaus-Perspektive. Hyram Todd betrat den Frachtraum. Sein Umhang flatterte hoch, als hätte er schwarze Flügel.
    Das Piraten-Phantom trat an die Truhe, über der Hoffa hing. Seine rechte Hand strich über das breite Eisenband des Deckels. »Gold!« sagte er, als spräche er von einem Heiligtum. »Ich habe viel getan, um es zu besitzen. Jene Menschen, denen es gehörte, mußten sterben, und es müssen weiter Menschen sterben. Du bist sehr nützlich für mich, denn du besitzt etwas, das meine Männer und ich nicht mehr haben: warmes, rotes Blut! Es wird über meinen Schatz fließen und ihn mir erhalten.«
    Todd öffnete die Truhe. Er klappte den massiven Deckel hoch und ließ Hoffa die glitzernde Pracht sehen, die die Kiste bis zum Rand füllte.
    »Mein Reichtum!« sagte das Piraten-Phantom stolz. »Sieh ihn dir an! Ich werde mich nie von ihm trennen!«
    Er setzte Hoffa den Haken an die Kehle. Der unglückliche Steuermann schloß die Augen und rechnete mit dem Tod, doch der schwarze Freibeuter räumte ihm noch eine Galgenfrist ein.
    Hoffa würde erst sterben, wenn kein Haken mehr leer war.
    ***
    Pater Severin brachte den defekten Anschluß der Lautsprecheranlage in Ordnung. Trotz seiner riesigen Pranken war er ein hervorragender Bastler, der für kleine bis mittlere Reparaturarbeiten keine Hilfe brauchte. Irgendwie hielt er sehr viel von dem Motto: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.
    Er war ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Priester mit ziemlich unorthodoxen Methoden, die er zum Wohle seiner ihm anvertrauten Schäfchen anwandte.
    Halfen gute Worte nicht, griff Pater Severin auch schon mal auf »schlagkräftigere« Argumente zurück, um einen Abtrünnigen auf den rechten Weg zurückzuführen.
    Er war kein schöner Mensch. Sein Gesicht war lang, und er hatte das Gebiß eines Pferdes. Aber seine dunklen Augen ließen Wärme, Güte und Verständnis erkennen.
    Nachdem er die Reparaturarbeit abgeschlossen hatte, sank er vor dem Altar kurz aufs Knie und verließ anschließend das Gotteshaus. Man hätte ihn auf Grund seiner Größe und seiner breiten Schultern für einen Metzger halten können. Selbst die Soutane räumte diesen Verdacht nicht ganz aus.
    Er betrat das Pfarrhaus und freute sich auf das Abendbrot, zu dem er ein Glas Meßwein trinken wollte, doch es war ihm nicht gegönnt.
    Er kam lediglich dazu, das Werkzeug an seinen Platz zu legen, dann flog draußen die Tür auf, und ein Mann rief nach ihm.
    »Ich bin hier!« antwortete Pater Severin, und im nächsten Moment stand Benny Stack vor ihm - atemlos, schwitzend, verstört. »Benny!« sagte der Priester. »Was ist geschehen?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Pater«, stieß der Maschinist aufgeregt hervor.
    ***
    Soeben hatte Benny Stack das Blue Tavern verlassen, und nun band der Wirt die feuchte Hüftschürze ab und begab sich hastig an Mitch Hayworths und April Wills’ Tisch.
    Als sich Thomas Nessman zu den beiden setzte, sagte Hayworth: »Du störst!«
    »Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen«, erwiderte der Wirt. »Ich habe etwas Wichtiges mit euch zu besprechen. Schließlich hat man nicht oft im Leben die Chance, reich zu werden.«
    »Du scheinst irgend etwas getrunken zu haben, das dir nicht bekommt«, sagte Hayworth grinsend.
    »Würdest du eine echte Chance nützen, Mitch?« wollte Nessman wissen.
    »Natürlich würde ich. Denkst du, ich bin ein Idiot?«
    »Sie bietet sich dir in diesem Augenblick!« behauptete der Wirt.
    Hayworth musterte ihn argwöhnisch. »Du willst mir deine Kneipe verkaufen, wie?«
    »Die mach’ ich dicht, noch heute. Weil ich auf den armseligen

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