193 - Im Schatten der Tower Bridge
hier, Partner«, sagte ich zu dem Industriellen. »Mr. Silver und ich sehen uns in den Trümmern um.«
»Ich mache mir große Sorgen um Noel Bannister, Tony«, sagte Tucker Peckinpah ernst.
»Ich auch, Partner«, gab ich finster zurück. »Ich auch. Komm, Silver.«
Wir eilten auf den immer noch rauchenden Trümmerhaufen zu. Der Staub hatte sich weitgehend gelegt. Es tanzten nur noch winzige Partikel in der Luft.
Wo man die Säule abgestellt hatte, wußten wir nicht. Wir mußten suchen. Ich stolperte über Mauerbrocken, Eisenstangen und Holzbalken.
Während Mr. Silver die linke Hälfte des Trümmerfelds absuchte, nahm ich mir die rechte Hälfte vor, und dann wechselten wir, um sicherzugehen, daß wir nichts übersehen hatten.
Als für uns feststand, daß die Säule niemals in diesem Lagerhaus gewesen sein konnte, traf die Polizei ein. Eine so gewaltige Explosion war natürlich in der Nachbarschaft gehört worden. Irgend jemand mußte daraufhin die Polizei angerufen haben.
Wir kehrten zu Tucker Peckinpah zurück, der den Beamten inzwischen berichtet hatte, was er mit ansehen mußte und wen er dahinter vermutete.
15 Minuten später stiegen wir in meinen Rover. Ich fuhr nur um die Ecke, hielt an und wandte mich an den Industriellen, der sichtlich mitgenommen wirkte.
»Stellen Sie sich vor, die Bombe wäre einige Minuten später hochgegangen, Tony«, sagte Peckinpah mit belegter Stimme. »Dann wären wir bereits im Lagerhaus gewesen…«
»In einem völlig leeren Lagerhaus«, sagte ich spröde.
Der Industrielle sah mich irritiert an. »Was sagen Sie da?«
»Jemand hat uns einen ganz üblen Streich gespielt, Partner. Die Säule war nicht im Lagerhaus.«
Tucker Peckinpah schien es schwerzufallen, mir zu glauben. »Das… das ist nicht Ihr Ernst.«
»Mit so etwas scherze ich nicht«, erwiderte ich mit finsterem Blick. »Man hat Noel Bannister irgendwo anders hingebracht.«
»Aber das ist unmöglich. Ich arbeite mit dieser Transportfirma seit vielen Jahren zusammen. Es gab noch nie Probleme. Die Leute kennen dieses Lagerhaus. Ein Irrtum ist ausgeschlossen.«
»Wir fanden nicht die Spur von einer Säule«, schaltete sich Mr. Silver ein.
»Dann… dann hat sie sich vielleicht aufgelöst«, überlegte Tucker Peckinpah laut. »Immerhin steckte eine geballte Ladung schwarzer Magie drin.«
»Ich neige eher dazu, anzunehmen, daß die Säule geklaut wurde«, sagte der Ex-Dämon.
»Wer sollte so etwas Unsinniges tun?« fragte Tucker Peckinpah. »Und weshalb?«
»Angenommen, jemand weiß, daß es sich um keine gewöhnliche Säule handelt und daß uns die Zeit auf den Fingernägeln brennt«, sagte ich. »Er liefert sie nicht am Bestimmungsort ab, sondern versteckt sie, um uns unter Druck setzen zu können. Vielleicht wird man sich demnächst mit Ihnen in Verbindung setzen und Ihnen die Säule zum Kauf anbieten.«
»Niemand weiß, daß sich Noel Bannister darin befindet«, behauptete Tucker Peckinpah. »Ich habe es jedenfalls niemandem gesagt.«
»Undichte Stellen gibt es immer und überall«, gab ich zurück.
»Ich werde der Sache unverzüglich nachgehen«, sagte der Industrielle. »Wir werden bald wissen, wohin die Säule gebracht wurde.«
»Besser, Sie überlassen das uns, Partner«, entgegnete ich.
Peckinpah sah mich befremdet an. »Denken Sie, ich schaffe das nicht?«
»Sie warten zu Hause auf den möglichen Anruf und informieren uns umgehend«, schlug ich vor. Der Industrielle schien daran keinen Gefallen zu finden, aber er gab nach.
»Na schön«, sagte er, hörbar ausatmend.
»Wie heißt die Firma, die Sie mit dem Transport beauftragt haben, Sir?« wollte ich wissen.
»Yellow Bull Trans«, antwortete der Industrielle. »Sie gehört Ross McKay, einem alten Hasen in diesem Geschäft.«
»Wir werden ihn aufsuchen«, kündigte ich an. »Aber zuerst bringen wir Sie nach Hause.«
»Ich kann mir auch ein Taxi nehmen«, sagte Tucker Peckinpah.
»Noch besser«, gab ich zurück.
***
Robert Hoffa kam zu sich. Es war kein schnelles, sondern ein schleichendes Erwachen. Die dumpfe Benommenheit wich nur langsam aus seinem Kopf. Er merkte, daß seine Füße über die morschen Schiffsplanken schleiften und kräftige Hände ihn festhielten.
Jetzt klopften seine Füße auf einer Holztreppe nach unten. Er nahm blakenden Fackelschein wahr, und rußiger Rauch stieg ihm in die Nase.
Allmählich setzte der Schmerz in der verletzten Schulter ein. Hoffa stöhnte und versuchte auf die Beine zu kommen. Es gelang ihm beim
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