Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
gab hier endlos viele Räume. Der Captain kannte sich offenbar gut aus.
    Die Tür des hinteren Treppenhauses war noch nicht hinter ihnen zugefallen, als Zarah drei Männer sichtete, die von unten kamen, um das Dach zu besetzen. Bevor sie es erreichten, krachte es. Blech und Eisen flogen ihnen um die Ohren. Ein Verschwörer wurde von einer Eisenplatte enthauptet, der zweite krachte mit dem Hinterkopf gegen eine Gangwand und rutschte wie zwei Zentner Kartoffelsalat auf den Boden. Der dritte Mann saß rußgeschwärzt und benommen auf dem Hintern, als Captain Ibrahim die Tür wieder öffnete, in den Gang sprang und dem Toten die Maschinenpistole samt den Magazinen abnahm.
    Während er damit beschäftigt war, riskierte Zarah einen kurzen Blick aufs Dach. Die Reling war nicht mehr ganz vorhanden: Irgendjemand, der mit einem größeren Geschütz auf die besetzte Brücke gezielt hatte, hatte eine Fahrkarte geschossen.
    Als sie verschwinden wollten, um durchs hintere Treppenhaus nach unten zu gelangen, kam der Meuterer mit dem Beschusstrauma halbwegs zu sich und richtete seinen schlaffen Arm auf den Captain.
    Zarah trat ihm die Waffe aus der Hand, nahm sie an sich, schob sie in ihren Gurt und folgte Ibrahim die Treppe hinab.
    Sie hatte keine Ahnung, wohin er wollte oder ob er wusste, was sie erwartete. Aber sie war fest entschlossen, ihm die Treue zu halten und jeden mit Blei zu spicken, der sich mit ihnen anlegte.
    ***
    Sie kamen unbehelligt an der Brücke vorbei. Die Tür stand offen. Zarah hatte nur kurz Gelegenheit, einen Blick in den Raum zu werfen. Zwei Uniformierte, vermutlich der Rudergänger und sein Stellvertreter, lagen gleich hinter der Schwelle tot in ihrem Blut. Der Boden um sie herum war ein Scherbenmeer. Die Scheiben waren kaputt. Dunkle Schatten standen neben den Fenstern und feuerten mit Gewehren auf alles, was sich den Meuterern an Deck widersetzte.
    Ibrahim zerrte Zarah weiter. Auf der Treppe raunte er ihr zu, es sei Irrsinn, zu zweit gegen ein halbes Dutzend Heckenschützen vorzugehen. Zarah, der nichts ferner gelegen hatte als dies, nickte, doch dann krachte es unter ihnen und heißes Blei flog ihnen um die Ohren. Zarah warf sich auf den nächsten Absatz. Der Captain hob die erbeutete Maschinenpistole und ließ eine Salve nach unten rattern.
    Erschreckte Schreie und Flüche kündeten davon, dass die Männer am Fuß der Treppe auseinanderspritzten.
    Ibrahim stellte das Feuer ein, schaute Zarah an und fluchte.
    Dann schrie er nach unten: »Sind Sie das, Stanwyck?«
    »Ja«, brüllte eine Stimme. »Und wer bist du Arsch?«
    »Der Captain.«
    »Oh, Scheiße!« Trotz des pausenlosen Krachens war das Poltern näher kommender Stiefeln auf der Metalltreppe nicht zu überhören. Gleich darauf bogen vier Bewaffnete um die Ecke, an der Spitze ein Schwarzer mit weißen Augäpfeln.
    Zarah wusste, dass er der Steuermann der HOPE war.
    Als Stanwyck Zarah sah, schaute er sehr erstaunt drein.
    »Bitte um Vergebung, Jack. Konnte ja nicht ahnen, dass du hier ein Rendezvous hast.«
    Captain Ibrahim stand auf. »Das ist Zarah. Sie hat mir das Leben gerettet. Passt auf, dass ihr nichts passiert, Jungs.«
    Stanwyck nickte. Seine jungen Begleiter gafften Zarah an.
    »Wie sieht’s da oben aus?« fragte er. »Kann man da rein und denen die Fresse polieren, bevor sie ganz Hopetown in Schutt und Asche legen?«
    Ibrahim erzählte ihm, wie es auf der Brücke aussah.
    Stanwyck erzählte ihm, wie die Lage an Deck und anderswo war: Unbekannte hatten am Heck eine Bombe hochgehen lassen. Sie hatte nur den Rohbau einer Hütte in Brand gesetzt, doch für viel Verwirrung gesorgt. Eine Frau hatte den Herrn der Waffenkammer mit einem billigen Trick hereingelegt und ihm seine gutmütige Dummheit auf böse Weise gedankt.
    Bisher wusste niemand, wie viele Leute die Meuterer unterstützten, aber die Schießerei hatte mindestens vierzig Menschen das Leben gekostet. Da die Decksbewohner unbewaffnet waren, trauten sie sich nicht heraus. Unter Deck war es zu Schlägereien und Schießereien gekommen: Sympathisanten der Meuterer hatten offenbar Offiziere aufs Korn genommen, von denen sie wussten, dass sie auf der Seite des Captains standen.
    Dabei hatte sich besonders Lieutenant Cleveland hervorgetan. Zarah fragte sich, ob er mit dem »Cleve« identisch war, der sich mit Swann im Bordschwalben-Café aufgehalten hatte.
    »Lieutenant Legrand hat sich auch ganz schön biestig aufgeführt«, sagte Ibrahim. »Früher, als er noch Commander war, waren seine

Weitere Kostenlose Bücher