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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hydritischen Maschinen aus, deren Baustoff halb mineralisch, halb genetisch war – und nach neuesten Erkenntnissen sogar eine Art Bewusstsein besaß.
    Als das Licht die Räumlichkeiten erhellte, fiel Quart’ols Blick auf eine Schüssel auf einem Beistelltisch. Sie enthielt einen Seetangsalat mit Tiefsee-Ko’onen – der nicht vertrocknet war! Und das, obwohl man die Forschungsstation vor acht Umläufen geschlossen hatte.
    Vorausgesetzt, dass ein Oktopus keine hausfraulichen Qualitäten besaß – musste das nicht zwangsläufig bedeuten, dass er nicht allein hier war…?
    ***
    Mitte Februar 2523
    Die nächste Flaute. Die HOPE lag wie ein Stück Treibholz – ein enorm großes Stück Treibholz! – auf dem glatten Südpazifik. Das Trinkwasser war so knapp wie noch nie. Die Menschen murrten. Die Laune war unter Null, die Temperaturen mörderisch. Die Sonnenglut knallte vom Himmel. Die Luft flimmerte. In den Metallgrüften des Molochs war es unerträglich stickig. Deswegen spannten sich über dem größten Teil des Decks Sonnensegel, unter denen die Menschen ihrem Tagwerk nachgingen.
    Vom Kommandoturm aus war die Besatzung fast unsichtbar.
    Man hörte nur das Summen von Stimmen. Seit dem Putsch der Erben McNamaras waren sie weniger geworden: Über hundert Familien hatten die Gelegenheit genutzt und waren auf der Insel geblieben, vor der sie zuletzt geankert hatten.
    Zarah hatte es aus der Ferne beobachtet. Sie nahm an, dass unter den »Auswanderern« auch Anhänger der glücklosen Meuterer waren: Seit sie weg waren, ergriff kaum noch jemand Partei für die Männer, die nun im Kerker saßen und auf ihren Prozess warteten. Zarah war nicht die Einzige, die nicht verstand, dass man diesen Leuten die Gelegenheit einräumen wollte, ihre Untaten zu beschönigen: Man hatte sie auf frischer Tat ertappt. Sie hatten Menschen verletzt und getötet, und sie, Zarah, mit dem Tod bedroht.
    Seit dem Tag, an dem sie Swann niedergeschlagen hatte, zitterte sie vor seinem anonymen Liquidator. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass er ihn nur aus Bosheit erfunden hatte – um ihr Angst einzujagen.
    Zarah war trotzdem nicht bereit, sich einem Risiko auszusetzen: Seit der Niederschlagung des Aufstandes blieb sie nach Möglichkeit für sich. Sie misstraute jedem fremden Gesicht und begab sich nur nachts und am frühen Morgen an Deck – wenn das Volksgemurmel verstummt, die Luft angenehm kühl und der Wind und das Klatschen der Segel die einzigen Geräusche waren.
    Nur in diesen Stunden hatte sie die Möglichkeit, Captain Ibrahim zu begegnen, denn es zog ihn regelmäßig auf das inzwischen reparierte Towerdach.
    Eigenartigerweise schauten seine dunklen Augen neuerdings weniger krank in die Welt. Auch sein dunkler Teint sah wieder aus wie früher. Irgendwann hatte Zarah ihn gefragt, ob er sich gesünder fühlte. Er hatte geantwortet, vor dem Aufstand hätte ein ungeheurer Druck auf ihm gelastet; nun sei alles anders.
    Zarah hatte sich nicht nach dem Grund für diesen Druck erkundigt. Sie war der Meinung, dass er ihr alles erzählen würde, wenn ihm danach war. Sie hatte aber eine eigene Theorie: Die nervliche Belastung hatte den Captain zu Boden gedrückt. Er war Flieger gewesen, kein König, Häuptling, Präsident. Seine Leute hatten ihn erwählt, mehrere tausend Menschen anzuführen. Es überforderte ihn und machte ihn krank. Die Gefahr war zwar vorbei, aber nicht gebannt: Irgendwann, wenn man weniger Sorgen hatte, musste man die Meuterer verurteilen und bestrafen. Auch dies würde böses Blut erzeugen: Kein Mensch war eine Insel. Jeder Verschwörer hatte Eltern, Geschwister, Partner, vielleicht auch Kinder. Ließ man ihn über die Planke gehen, entstanden anderswo neue Rachegefühle. So groß die HOPE auch erscheinen mochte – sie war ein Dorf, dessen Bewohner miteinander auskommen mussten.
    Zarah fragte sich gerade, ob die einzige Überlebensmöglichkeit für sie selbst die Emigration war, als sie drei Dinge gleichzeitig wahrnahm: Hinter ihr trat der Captain aus dem Deckshaus. Am Horizont tauchte eine lange Küstenlinie auf. Über ihr, am allmählich ergrauenden Firmament, näherten sich zwei gigantische Vögel der USS HOPE. Ihre Schwingen bewegten sich allerdings nicht.
    »Unglaublich«, hörte sie Ibrahim neben sich murmeln. »Das muss Australien sein!« Er klang erfreut. Dann schaute er in die Luft und sagte: »Alle Wetter!«
    Die Vögel waren keine Vögel, sondern Menschen!
    Zarah starrte sie fasziniert an. Sie kamen näher,

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