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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stolz und zufrieden sein, zur Ergreifung des Täters entscheidend beigetragen zu haben."
    „Und wenn es nicht klappt?" fragte ich mir größtmöglicher Schärfe zurück. „Wenn Garron mich kriegt und umbringt und trotzdem. entwischt? Habe ich dann einfach nur ein bißchen Pech gehabt? Oder soll ich stolz und zufrieden sein, mich für eine gute Sache geopfert zu haben? Halt - geopfert worden zu sein, wir wollen es präzise ausdrücken!"
    „Ich an deiner Stelle ..."
    Gia de Moleon zögerte. Ich konnte förmlich spüren, wie sich sehr sanft dicke, klebrige Leimschnüre um mich legten und immer enger wurden. Diese Frau wußte sehr genau, wie man Menschen beeinflußte.
    „Du bist aber nicht an meiner Stelle", hielt ich ihr vor.
    „Ich weiß", murmelte sie. „Wäre ich es, könnte ich die Entscheidung für mich allein treffen. So aber muß ich nur entscheiden, ob ich dein Angebot annehmen würde oder nicht - und im Falle eines Fehlschlages mit dem Gefühl der Schuld leben, es angenommen zu haben. Du aber ..."
    Sie machte wieder eine Pause. Ich haßte sie inbrünstig, denn ich wußte genau, daß sie jetzt die Schnüre zuziehen und mich damit einfangen würde.
    „... du mußt womöglich künftig mit der Frage leben, ob es nicht vielleicht auf deine Ablehnung zurückgeht, wenn sich die Zahl von Garrons Opfern weiter erhöht. Es ist natürlich nur ein rein theoretisches, moralphilosophisches Thema, sehr abstrakt, denn du trägst natürlich keine wirkliche unmittelbare Schuld an Garrons künftigen Morden. Aber ..."
    Sie hatte mich, und sie wußte, daß sie mich hatte. Und sie wußte auch sehr genau, daß ich wußte, wie sie mich beeinflußt und letztlich herumgekriegt hatte.
    „Weißt du, was du bist, Gia de Moleon? Ein restlos verkommener Mensch, der keine Skrupel kennt, wenn es darum geht ..."
    „... einen pathologischen Massenmörder festzunehmen", schnitt Gia de Moleon mir scharf das Wort ab.
    „Damit wir uns klar verstehen. Da draußen ..." Sie deutete nach oben, in den Weltraum. „... sind einige zehntausend Frauen und Männer, Agenten des Terranischen Liga-Dienstes, die bereit sind, auf einen Befehl ihres Vorgesetzten ihr Leben im Interesse der gesamten Menschheit zu riskieren und nötigenfalls auch zu opfern. Und mein Job ist es, manchmal solche Befehle zu erteilen, meistens an Einzelpersonen, und mit der Verantwortung zu leben, die sich daraus ergibt. Es ist nicht mein Job, solche Aktionen selbst durchzuführen.
    Das mag nach Feigheit und Drückebergerei klingen, und es ist so. Ich muß damit leben und zusehen, wie ich damit fertig werde, mich immer wieder fragen zu müssen: Hätte man es auch anders, ohne diese Opfer hinbekommen können? Habe ich zuviel riskiert, zu viele Menschenleben aufs Spiel gesetzt und geopfert? Solche Fragen werden mich bis ans Ende meiner Tage beschäftigen."
    „Hoffentlich quälen sie dich!" stieß ich hervor.
    Gia de Moleon blickte mich an, Versonnen, mit Bitterkeit im Gesicht, aber zugleich spielte ein dünnes Lächeln um ihre Lippen.
    „Ob du es glaubst oder nicht", sagte sie dann, und blickte an mir vorbei ins Leere, „es gibt viele Soldaten, die froh sind, solche Verantwortung nicht tragen zu müssen. Sei’s drum -wie ist deine Entscheidung?
    Wirst du es tun?"
    Ich holte tief Luft. „Laß mir Zeit!" sagte ich flehentlich. Ich spürte ungeheure Lasten auf meinen Schultern ruhen.
    „Zeit", warf der Adjutant ein, „ist genau das, was wir nicht haben!"
    Gia de Moleon bedachte ihn rasch mit einem verweisenden Blick; es war, schoß es mir blitzschnell durch den Kopf, taktisch nicht sehr geschickt, mich solcherart unter Druck zu setzen. Gia de Moleon hatte vor, mich von meinem Gewissen mürbe schmoren zu lassen.
    Fast so, Wiencent Garron es tut!
    Das Summen eines Interkoms durchbrach die Stille, die nach der überflüssigen Bemerkung der Adjutanten eingetreten war. Ich seufzte leise auf.
    . „Ja?"
    Gia de Moleons Stimme war wieder knapp und bestimmt, als sie den Anruf -eine reine Tonverbindung - entgegennahm. Ich sah, wie ihr Gesicht zuckte.
    Dann sah sie auf, bleich und müde, aber mit einem Zug von Genugtuung.
    „Es gibt einen Überlebenden!" sagte sie.
     
    8.
     
    Terrania, Ende April 1273 NGZ Als Fachmann war ich an Anblicke dieser Art gewöhnt, und für mich hatte er durchaus etwas Beruhigendes und Tröstliches an sich. Wenn ein Mensch auf diese Art und Weise mit einem ganzen hochtechnisierten Maschinenpark verbunden und verknüpft war, dann bedeutete das zweierlei:

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